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22. September 2012, 13:49 Kultur Movie Zurich Film Festival

Jagten @ Zurich Film Festival

Patrick Holenstein - Jagten zeigt die Hetzjagd einer ganzen Stadt gegen einen zu unrecht beschuldigten Kinderschänder. Der Mann wird von der Bevölkerung geschnitten und kassiert im Supermarkt sogar Prügel. Regisseur Vinterberg wagt sich an ein emotional geladenes Thema und geht mit viel Gefühl an seinen Film.

Thomas Vinterberg, der Mann, der gemeinsam mit Lars von Trier die Dogma-Manifeste verfasst hat, knüpft mit Jagten thematisch bei seinem Film Festen an. Festen dreht sich um ein Familienfest, bei dem sich langsam herauskristallisiert, dass der Vater zwei seiner Kinder sexuell missbraucht hat. Bei Jagten geht es um das gleiche Thema, nur in einer 180 Grad anderen Herangehensweise.

Lucas ist Kindergärtner in einer dänischen Kleinstadt. Er ist gut in die Gemeinde integriert, alle Menschen mögen ihn, er kümmert sich liebvoll um die Kinder und bringt die kleine Klara sogar nach Hause, als sie sich verirrt hat. Klara mag Lucas so sehr, dass sie ihm ein Herz bastelt, das er aber ablehnt, sie solle es einem Jungen aus dem Kindergarten schenken. Am gleichen Tages überrumpelt ihr grosser Bruder Klara mit Pornoausdrücken, die sie im Kindergarten der Leiterin in einer stillen Minute erzählt. Geschockt fragt diese, woher sie solche Ausdrücke hat. Klara beginnt von Lucas zu sprechen und die Leiterin zieht sofort ihre Schlüsse.

Sie informiert die Behörden und die Eltern. Lucas ist ab sofort Persona non grata, obwohl er – da lässt der Film keinen Zweifel – unschuldig ist. Er wird entlassen, beim Einkaufen verprügelt und sein geliebter Hund wird erschossen. Selbst als die Polizei sämtliche Beweise als unglaubwürdig erklärt, glaubt ihm niemand. Lucas ist für alle bereits der Kinderschänder. Nur sein Sohn Marcus und dessen Patenonkel glauben an Lucas` Unschuld.

Was uns Thomas Vinterberg da vorsetzt, ist keine leichte Kost. Man fragt sich ständig, wie man selbst reagieren würde und das ist das perfide am Film: er hält einen Spiegel vor unsere Nase. Was der Film zeigt, könnte jederzeit und überall passieren. Bis hin zu Hetzjagd und den Prügeln. In kühlen Bildern und langen Einstellungen wird die Geschichte von Lucas eingefangen und schafft das Kunststück, dass nie klar ist, wie der Film enden wird. Zwar sind ein, zwei Kataphern versteckt, aber die sind so schwierig zu deuten, dass alles offen bleibt.

Besonderes Lob gebührt Mads Mikkelsen in der Rolle als unschuldiger Kinderschänder. Der Film nimmt sich viel Zeit, um zu zeigen, dass wasserdicht klar ist: Lucas ist ein guter Mensch. Mikkelsen spielt den Lucas mit so viel Ausdruck zwischen Wut und Verzweiflung, dass er einem richtig leid tut. Der Gedanke, zu was Menschen fähig sind, wenn sie nicht mehr klar denken können, lässt einen auch nach den Credits von Jagten für lange Zeit nicht los.

Weitere Spielzeit:

Do, 27.09. 21:30 Uhr im Le Paris


Jagten läuft als Gala Premiere.

Kommentare
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Argosasas
Argosasas 23.09.2012 um 00:31
Ich kenn den Begriff nur im Zusammenhang mit Film. Kleine Hinweise, die die weiter Handlungsbögen symolisieren können.
dollarhyde 22.09.2012 um 23:04
Ich studiere Germanistik, aber "Katapher" musste ich erst einmal googeln. @_@