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26. September 2012, 14:44 Kultur Movie

Kino: Death of a Superhero

Gregor Schenker - Die Verfilmung des Jugendromans und Krebsdramas „Death of a Superhero“ entscheidet sich für den bequemen Weg und wirft all das über Bord, was die Vorlage noch spannend gemacht hat. Übrig bleibt ein langweiliges Durchschnittsdrama.

Anthony McCartens preisgekrönter Jugendroman Death of a Superhero (auf Deutsch nur Superhero) ist im Grunde ein durchschnittliches Krebsdrama: Der Teenager Donald ist an Leukämie erkrankt, leidet unter der langwierigen Behandlung und ist wütend auf alles und jeden. Ein Kinderpsychiater findet nach einer Weile endlich den Zugang zu ihm und hilft dabei, ihm seinen vielleicht letzten Wunsch zu erfüllen: Einmal Sex haben. Soweit nicht rasend originell.

Spannend daran ist die unterschwellige Diskussion im Buch: McCarten zeichnet Comics, während der Psychiater Adrian King ein Interesse für klassische Gemälde hat. In ihrer Liebe zum Zeichnen und zur Malerei kommen sie einander näher, das Verhältnis von Kunst und Leben wird zu einem durchgehenden Thema. Das geht soweit, dass der Roman zwei Geschichten auf einmal erzählt, denn Donalds Comic entwickelt sich zu einer parallelen Story, die die Haupthandlung reflektiert und überspitzt (allerdings nicht in Comicform, sondern als Comicskript).
Zwar kommt McCarten am Schluss zu keinem besonders tiefsinnigen Ergebnis: Kunst ist kein Ersatz für das Leben (und Superheldencomics schaffen ein falsches Frauenbild). Aber er wählt einen erfrischenden Ansatz für einen Jugendroman über Krebs.

Der Film wirft das über Bord. Was im Roman die Comicskript-Segmente waren, sind im Film Zeichentrick-Sequenzen. Diese sind jedoch derart selten und haben derart wenig mit der Handlung zu tun, dass man sie genau so gut weglassen könnte. Regisseur Ian FitzGibbon und seine Helfer waren entweder nicht dazu in der Lage oder brachten nicht genug Interesse dafür auf, das Comic-Element sinnvoll umzusetzen. Eine verpasste Chance. Und dabei hat McCarten selbst das Drehbuch verfasst.
Dass hier niemand echtes Interesse an dem Thema hatte, sieht man auch daran: Zwar reden alle davon, dass Donald Comics macht, aber offensichtlich zeichnet er nur lose Einzelillustrationen (ohne Sprechblasen). Ganz toll.

Was bleibt also vom Roman übrig? Ein durchschnittliches Krebsdrama. Langweilig. Uninteressant. Dagegen hilft nicht einmal, dass der Gollum-Darsteller Andy Serkis als Psychiater und Thomas Brodie-Sangster als Krebspatient in ihrem Schauspiel die Sau rauslassen, als gelte es, zehn Oscars auf einmal zu gewinnen. Die beiden wirken bloss verkrampft und albern.

Apropos Serkis: Im Buch ist Dr. King ein etwas unbeholfener Kerl, der durchaus Fehler hat und von seinem Patienten genau so viel lernt wie umgekehrt. Anscheinend war sich Serkis zu schade, diese Rolle zu spielen, und gibt stattdessen den coolen Mentor-Typen. Schnarch. Aber da der Film eh alles verwirft, was an der Vorlage interessant war, verwundert das auch nicht mehr.


Bewertung: 2 von 5


  • Titel: Death of a Superhero – Das Ende eines viel zu kurzen Tages
  • Land: Deutschland/Irland
  • Regie: Ian FitzGibbon
  • Darsteller: Thomas Brodie-Sangster, Andy Serkis, Aisling Loftus
  • Verleih: Pathé Films
  • Start: 27. September 2012
Fotos von Pathé Films

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