Zwischen Folkpop und Twilight-Attitüde
Patrick Holenstein - Die jüngste Folksensation Kyla La Grange gab im Plaza das erste Konzert ihrer Schweizer Tour und konnte mit einer bestechenden Mischung aus Gothic-Charme und einfühlsamer Folksängerin durchaus überzeugen.
Sagen wir mal so: Kyla La Grange ist der Spagat zwischen ernsthaftem Folkpop und der etwas morbid-kitschigen Twilight-Attitüde perfekt gelungen und zwar im bestmöglichen Sinn. In schwarz gekleidet und hell geschminkt trat sie im gut gefüllten Plaza auf die Bühne. Schon in den ersten Minuten wurde klar, dass die Engländerin etwas kann und nicht bloss ein hochgejubeltes Sternchen ist. Sie liess ihre Stimme bereits beim ersten Song beeindruckend spielen und begleitete sich dazu gleich selbst auf der - natürlich schwarzen - Gitarre.
Eingängiger Folkpop für die neo-romantische Seele und doch ist Kyla La Grange, so düster und bedeutungsschwanger ihr Auftreten auch ist, im Grunde eine Frohnatur, denn sie strahlte auf der Bühne und freute sich ehrlich über die vielen Leute, die "sie nicht erwartet hat". Unterstützt von einer vierköpfigen Band, die jedoch eher farblos blieb, gab sie ein eindrückliches Konzert, zeigte sich authentisch und wandelbar. Mal bewegte sie sich in den Gefilden des Trip Hops, dann war sie wieder die Folkelfe, die mancher in der zierlichen jungen Frau sieht, nur um gleich danach ihre Stimme röhren zu lassen, dass sie an die Kraft einer Melissa Etheridge erinnert. Heavy Stone sang sie nur von spärlichen Keyboardklängen begleitet und der Radiohit Vampire Smile sorgte schliesslich für viel Freude im Rund des Saals.
Nach zwei Zugaben und einer guten Stunde war das erste Konzert der Schweizer Tour von Kyla La Grange Geschichte. Zurück bleibt der Eindruck einer jungen Frau, die mit düster angehauchten Popsongs und einem Gespür für eingängige Songstrukturen überzeugen kann. Von Kyla La Grange werden wir sicher noch hören.