Montagsblues ade!
Annekatrin Kaps - Ich schwebe im azurblauen Wasser. Um mich herum plätschert es, gelbes Licht erhellt den Raum. Weiter weg höre ich eine Frauenstimme leise singen, es riecht nach Kerzen. Wo ich bin, fragt ihr Euch? An einem ganz normalen Montagabend in Basel im Haman.
Im ersten Stock empfängt mich Jonas Bünger, der Betriebsleiter, und erkundigt sich nach meinen Wünschen. Zur Auswahl stehen verschiedenste Massagen, aber mich interessiert die traditionelle Haman-Massage. Mir werden die Örtlichkeiten gezeigt, dann bekomme ich meinen Spindschlüssel für die Frauengarderobe, die exakt spiegelbildlich der Männergarderobe angelegt ist und zusammen mit dem Empfangsraum die Lounge hufeisenförmig umschliesst. Braun und weiss eingerichtet, mit einem sich an der Wand entlang ziehenden Spiegel, bietet sie nebenbei an Kosmetika alles, was Frau brauchen kann. Eine lilafarbene Orchidee ist der einzige Farbtupfer und vervollständigt das sinnliche Ensemble.
Eingewickelt ein weisses Leinetuch, steige ich die kerzenbeleuchtete Treppe zum Haman hinab. Den Raum dominiert ein grosses Wasserbecken, dessen Wasser blau schimmert. An den beiden Stirnseiten laden umlaufende Steinbänke zum Hinsetzten ein. Ich suche mir einen Platz neben einem Holzbottich und lass mir warmes Wasser ein. Mit einer versilberten Schale übergiesse ich mich mit Wasser, bis mir wohlig warm ist.
Im Becken unterhalten sich einige Frauen, ich höre viel türkisch, was mich nicht weiter wundert, denn es ist Frauentag. Ich gehe ins Dampfbad und mache es mir auf einer der gekachelten Bänke bequem. Der Dampf lässt die Konturen verschwimmen, Tropfen fallen gelegentlich auf mich, mein Kopf wird leicht. Der Dampf hilft aber auch, dass sich die Poren öffnen. Und ist damit die ideale Vorbereitung für die Massage.
Neben dem Dampfbad sind Räume mit Tüchern abgeteilt. Meine Masseurin stellt sich als Alexandra vor, die freundliche, junge Frau mit den braunen, langen Haaren, erklärt mir den Ablauf. Zuerst soll ich mich bäuchlings auf die Liege legen. Dort werde ich mit warmem Wasser übergossen, bevor das Peeling mit einem Luffa-Schwamm beginnt. Dabei fängt sie bei den Füssen an, weil dadurch die Wärme in den Körper aufsteigt. Das Peeling selbst ist schon eine halbe Massage und wunderbar entspannend. Doch der mit Luft und Schaum gefüllte Seifenschwamm, mit dem sie mich danach abreibt, ist einfach himmlisch. Es fühlt sich wie Pudding an und ist wunderbar weich. Danach folgt die eigentliche Massage, Muskel für Muskel wird durchmassiert, zum Schluss gibt es ein weiteres „Puddingbad“.
Ich darf mich umdrehen und die ganze Prozedur noch einmal von der anderen Seite geniessen. Diese Massage zählt, neben der Thai-Massage und dem haitianischen Lomi-Lomi zu den beliebtesten Anwendungen, erfahre ich. Alexandra muss es wissen, sie ist schliesslich seit der Eröffnung seit einem Jahr dabei, „Ich habe hier noch mitgeholfen, die Wände zu streichen!“. Ich versinke im Seifenschaum und in Glücksempfindungen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist die Massage aber leider doch vorbei.
Ich lasse mich ins Becken gleiten, das Leintuch plustert sich um mich herum wie im Wasser treibende Blätter. Eine wie ein Wasserfall brausende Düse lässt mich die Massage verlängern. Als es mir im fünfunddreissig Grad warmen Wasser dann doch zu kalt wird, erkunde ich die Lounge. Sofabänke entlang der Wände in fröhlichen Rot- und Orange-Tönen sorgen für ein Wohlfühlambiente, durchs Oberlicht fällt grauer Dezemberhimmel. Ich kuschle mich in warme Decken und bestelle eine der währschaffenen Suppen. Tee, Wasser und Äpfel stehen gratis auf dem Tisch in der Mitte. Zeitschriften und Bücher laden zum Schmökern ein.
Was kann man sich mehr wünschen? Jonas Bünger wüsste da schon einiges. Mit der Zahl der Gäste im Winter ist er zufrieden, zumal es auch schon einige Stammgäste gäbe. Doch für den Sommer könnte sich der sympathische Mittdreissiger mit den kurzen braunen Haaren auch „Kabinen mit Massageliegen auf dem Bahnsteig“ vorstellen. Oder zu den Hundstagen „den Pool mit kälterem Wasser und im Dampfbad Trockeneis“. Klingt aufregend, doch momentan bin ich mit Haman pur völlig zufrieden. Denn der macht glücklich. Und hungrig.
Für den grossen Hunger gibt’s zum Glück gleich nebenan das Stellwerk, das alte Bahnhofsbuffet. Der charmante grosse Gastraum mit seinen riesigen Fenstern bietet vorrangig Fischgerichte und einen guten Blick in den benachbarten Showroombasel, in dem die Hausdesigner ihre Produkte ausstellen. Noch mehr gute Gründe, bald wiederzukommen.
www.dampfbadbasel.ch, Mo 11.30 – 22.00 Frauentag, Di – Fr 11-30 – 22.00, Sa 10.00 – 22.00, So 10.00 – 20.00, Eintritt 32 CHF, Massage für 30, 60 und 90 Minuten zu 49, 89 und 124 CHFIm Stellwerk Bahnhof St. Johann, Mo – Fr 10.00 – 24.00, Sa 13 – 24, So 10 – 19. Telefon 061 322 22 27Showroombasel Mo – Fr 12.00 – 20.00, Sa 12.00 – 18.00