DVD/Blu-ray: Wreck-It Ralph
Gregor Schenker - Mit "Wreck-It Ralph" lieferte Disney vergangenes Jahr ein ebenso spannendes wie kunterbuntes Animationsfilm-Spektakel ab. Am 21. März kommt der urkomische Streifen auf DVD und Blu-ray raus. Aus diesem Anlass haben wir ihn uns noch einmal angesehen.
Kein Wunder also, dass Ralph mit seiner Programmierung hadert. Kollegen wie Bowser oder M. Bison wollen ihm in einer Gesprächsrunde einreden, dass er sich mit seiner Situation arrangieren müsse. Stattdessen lehnt er sich gegen den Willen Gottes, will sagen, der Spielentwickler auf und schleicht sich in das Science-Fiktion-Adventure-Game Hero’s Duty ein, um sich dort als Space-Marine endlich einmal eine Medaille zu holen. Mit dieser blasphemischen Tat erschüttert er die Grundfesten des Spielhallen-Universums, was nicht ohne Konsequenzen bleibt: Aus Versehen löst er eine Katastrophe aus, die die gesamte Arcade in den Abgrund zu stürzen droht. Na herzlichen Dank auch, Ralph.
Blicke ich aufs vergangene Jahr zurück, so hat mich kein anderer Film derart lachen gemacht wie Wreck-It Ralph (auf Deutsch Ralph reichts) – nicht einmal Ted. Und dabei sind beide Filme bis obenhin voll mit Popkultur-Anspielungen: Während es bei Ted um die Liebe zu Knight Rider und Flash Gordon geht, so sprüht Wreck-It Ralph über vor Anspielungen auf sämtliche Klassiker der Videospiel-Geschichte von Pong über Pac-Man bis Portal. Der Regisseur Rich Moore (The Simpsons, Futurama, Drawn Together) soll ja ein ziemlicher Gamer-Nerd sein. Interessanterweise erkennt man die meisten Referenzen auch dann, wenn man im Leben nie was anderes als Tetris gespielt hat. (Damit meine ich unter anderem mich selbst.)
Es sind aber nicht allein die Anspielungen, die Wreck-It Ralph so verdammt unterhaltsam machen, mehr noch sind es die fantastischen Welten, die der Film entwirft, und mit deren Regeln er spielt. In Fix-It Felix, Jr. tanzen die Figuren mit roboterartigen Bewegungen oder hinterlassen zerstörte Torten pixelförmige Flecken, während die Heldin von Hero’s Duty völlig durchgeknallt ist, weil sie eine dermassen tragische Backstory einprogrammiert bekommen hat. Am schönsten ist’s, wenn diese Spiele aufeinander prallen und sich zum Beispiel der zwanghaft optimistische Felix Jr. in die abgebrühte Sergeant Calhoun (die erwähnte Hero’s Duty-Heldin) verknallt.
Und dann ist da noch die knatschbunte Welt des japanischen Rennfahrer-Games Sugar Rush, in der Ralph auf Vanellope von Schweetz trifft. Diese wird zum einen von der grandiosen Skandal-Komikerin Sarah Silverman gesprochen, die hier ihre Rolle der süssen Naiven auf die Spitze treibt – allerdings ohne Holocaust-Witze zu reissen (immerhin gibt es Platz für etwas Fäkalhumor). Zum anderen ist Vanellope ein glitch, also eine Störung in der Programmierung, weswegen sie von den anderen Figuren in Sugar Rush gemieden wird. Selbstredend ist es genau diese Störung, die es ihr am Schluss ermöglicht, zusammen mit Ralph das Universum der Spielautomaten zu retten.
Indem Rich Moore und Co. die anfänglich feindschaftliche, später jedoch freundschaftliche Beziehung zwischen Ralph und Vanellope ins Zentrum stellen, umschiffen sie eine Seuche des zeitgenössischen Animationsfilms, ja des Kinos überhaupt: Wreck-It Ralph braucht weder eine Liebesgeschichte, noch muss er das Hohelied auf die Familie singen, um seine Geschichte zu erzählen. (Die Liebschaft von Sergeant Calhoun und Felix Jr. wird in die Nebenhandlung verbannt). Eine mehr als erfreuliche Abweichung vom üblichen Kitsch-Bullshit also.
Und gegen welchen Film verliert Wreck-It Ralph bei der Oscar-Verleihung? Gegen Brave, ein Streifen, der ein einziges grosses Familien-Tamtam veranstaltet. Seufz.
Am 21. März kommt Wreck-It Ralph auf DVD und Blu-ray raus.
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