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14. März 2013, 18:10 Music Interview

„Es braucht kein Glas Wein mehr neben mir"

Patrick Holenstein - Der Songwriter Luk von Bergen bringt mit "Planet" sein neues Album auf den Markt. Auf der Promo-Tour zum Album erwischten wir ihn am Telefon und sprachen mit Luk über seine Musik.

Mitten am Zürcher HB erwischten wir den Berner Songwriter Luk von Bergen am Telefon. Während Luk das SBB-Nadelöhr im Herzen Zürichs durchquerte, erzählte er gut gelaunt von seiner neuen CD „Planet“, verriet uns, welchen Song er auf der Scheibe am liebsten mag und was er, der hauptberuflich als Radiomoderator arbeitet, sich denn selbst in einem Interview fragen würde.

Du bist Radiomoderator von Beruf. Inwiefern bringt dir das als Musiker Vorteile?

Das ist schwierig zu sagen. Viele sagen schon: „Du weißt ja, was die Leute am Radio hören wollen, also machst du genau das.“ Das ist quasi mein Pferdefleischvorwurf, den ich oft höre, dass in meinen Songs viel undeklariertes Kalkül drin sei. Aber wenn ich wirklich die Musik machen würde, die die Leute heute hören wollten, dann müsste ich wahrscheinlich mehr in Richtung DJ und Dance gehen. Ansonsten ist mein Beruf teilweise ein Vorteil, aber auch ein Nachteil. Weil es Sender gibt, die meine Musik nicht spielen, weil ich bei der Konkurrenz arbeite.

Was würdest du dich denn fragen, wenn du als Moderator den Künstler Luk von Bergen befragen könntest?

Wieso ich mich nicht schon zehn Jahr früher vermehrt mit berndeutscher Musik und dem Selbstproduzieren von CD’s beschäfigt habe. Was ist der Grund, weshalb du erst mit 30 deine Platten aufnimmst und nicht schon früher?

Und wieso hast du das nicht gemacht?

Ich weiss es gar nicht. Vielleicht war ich eine Zeit lang zu faul. Dann hatten wir noch eine Brit-Pop-Band mit der wir schon eine CD aufgenommen haben. Aber irgendwie brauchte es eine gewisse Zeit, bis ich in Berndeutsch schreiben konnte. Es klingt halt schnell plump und da muss ich extrem aufpassen, weil ich schon gewisse Ansprüche habe. Ich hatte Angst vor dem Texten in Berndeutsch, weil es „füdliblutt“ ist, während du dich im Englisch noch eher verstecken kannst.

Darf ich dich direkt auf zwei Songs ansprechen? Wie entstand das herrliche „D Ballade vom Maa vom Chino“?

Ich höre in letzter Zeit oft, dass der Song gut ankommt. Vielleicht ist es auch kein typischer Luk-von-Bergen-Song. Er ist nach einem Konzert im Corazón in Zürich entstanden. Ich sass im Lokal und vis-a-vis hat es ein Kino. Irgendwann kam einer aus dem Kino und hat irgendwelche Plakate abgenommen oder aufgehängt, so genau weiss ich das nicht mehr. Ich habe dann gesagt: „Schau dort drüben, der Mann vom Kino.“ Und der Kollege, der neben mir stand, sagte: „Und hier ist die Frau von der Bar.“ Und so war der Titel schon geboren und dir Geschichte im Grunde auch. Es war schnell klar, dass der Text sich darum dreht, dass jemand an einem Ort arbeitet und eine andere Person, quasi nur über die Strasse am anderen Ort. Man kennt sich und interessiert sich vielleicht auch für einander, ist aber involviert in die eigene Arbeit, in den Job, den man zu erledigen hat, und kommt sich doch nicht näher. Das ist in etwa die Story des Songs.

Wie viel von Luk von Bergen steckt in „Käptn Schiffbruch“?

Das ist, glaube ich, ein recht typischer Song für mich. Es eine eher melancholische Jammernummer, die ich aber geschrieben habe, als es mir gut ging. Es ist irgendwie lustig, manchmal habe ich das Gefühl, es dürfte mir nicht zu gut gehen, um kreativ zu sein. „Käptn Schiffbruch“ ist in einer positiven Phase entstanden und so habe ich gemerkt, dass ich das Melancholische auch abrufen und trotzdem auf den Punkt bringen kann, obschon ich im Moment, in dem ich einen Song schreibe, gar nicht unbedingt in dieser Stimmung bin.

Also markiert der Song für dich auch eine Art Entwicklungsschritt als Künstler?

Ja, ich muss nicht mehr jedes Mal betrunken sein oder im Jammertal sitzen. Aber vielleicht ist genau das der Irrtum. Man hat ja manchmal das Gefühl, man sei am besten nach einer Flasche Wein. Das konnte ich abstreifen und bin mittlerweile fähig, Songs zu schreiben, ohne irgendwelche Substanzen zu mit zu nehmen. (lacht) Es braucht kein Glas Wein mehr neben mir.

Hast du denn auf der Platte einen Lieblingssong?

Das ist schwierig zu sagen. Ich finde die Single „Planet“ sehr gelungen, insbesondere dank der Zusammenarbeit mit Dabu Fantasic und der Zweisprachigkeit, die sich aus unseren Dialekten ergibt. Ebenfalls untypisch für mich ist, dass es Reggae ist. Sonst gibt es Songs, die mir sehr wichtig sind. Zum Beispiel „Shit chunnt u Shit geit“, das ist der letzte Song auf dem Album und er ist nur mit Piano und Gesang interpretiert. Seine Botschaft gefällt mir, dieses Durchhalten, der Aufbruch, wenn etwas nicht gelingt oder etwas nicht passiert oder nicht so läuft, wie man es gern hätte, dass eben Shit kommt und geht, aber nicht dableibt.

Wieso heisst die neue Platte „Planet“?

„Planet“ hat sich etwas der ersten Single angepasst. Aber es ist auch ein Überbegriff, der aber keinen Planeten im geografischen Sinn beinhaltet, sondern eher im geistigen, also meinen persönlichen Planet und alles, was auf ihm vorkommt und Platz hat. Also meine Definition vom Leben quasi, das ist mein Planet und die Symbolik dahinter.

Und zum Schluss: Wird man dich in naher Zukunft live sehen können?

Natürlich. Wir haben morgen in Lyss und am Mittwoch im Exil jeweils eine CD-Taufe und ansonsten gibt es einige Festivals im Sommer, aber die haben zum Teil ihre Programme noch nicht rausgegeben, also darf man da noch nicht darüber reden. (Der Auftritt von Luk von Bergen am 13. Juli am Stars of Sound in Aarberg ist bestätigt, Anm. d. Red.)

Luk von Bergen & Dabu Fantastic - Planet


Die CD „Planet“ ist ab 15. März im Handel erhältlich oder direkt bei iTunes downloadbar.

Plattentaufen:

  • 15. März im Kufa, Lass. Ticket gibt es bei Starticket
  • 20. März im Exil, Zürich. Tickets gibt es via Starticket.


Titelbild: © Adrian Bretscher, Hangar Ent. Group
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