Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

30. April 2013, 00:00 Movie

Kino: Side Effects

Simon Denzler - Ein hitchcockscher Thriller im Brennpunkt der Gegenwart – Steven Soderbergh prüft mit seinen neuen Thriller die Pharmaindustrie auf Herz und Nieren.

Als Emily Taylors (Rooney Mara) Mann Martin (Channing Tatum) aus dem Gefängnis entlassen wird, wo er die letzten Jahre gesessen hatte, scheint alles wieder gut zu werden. Doch dann macht Emilys Selbstmordversuch den ehrgeizigen Psychiater Dr. Jonathan Banks (Jude Law) auf sie aufmerksam. Sowohl der Versuch, mit ihrem Mann ein neues Leben zu beginnen, als auch die Medikamente scheinen bei ihr zu scheitern.

Als Banks Kontakt zu Emilys ehemaliger Psychiaterin Dr. Victoria Siebert (Catherine Zeta-Jones) aufnimmt, rät diese ihm, an der Patientin ein neues Medikament zu testen. Auf eine vorläufige Besserung folgen schnell dramatische Nebenwirkungen, die Emily sogar in einen Mord verwickeln. Ein gefundenes Fressen für die Medien. Banks merkt, dass er immer mehr die Kontrolle verliert – über seine Patientin, aber auch über sein eigenes Leben. Als er sich entscheidet, nach der Wahrheit zu suchen, kommt er einem unglaublichen Skandal auf die Spur.

Zu Beginn des Films scheint sich die Geschichte in zwei Richtungen zu entwickeln. Die eine über die depressiven Zustände Emilys, die andere über die Pharmaindustrie und deren Medikamententests. Spätestens aber, als Emily in ihrem vermeintlichen Schlafzustand ihren Gatten ersticht, wird der Film dem Genre des Thrillers gerecht und nimmt einen völlig unvorhergesehen Verlauf. Nun beginnt Side Effects dem Zuschauer den Kopf zu verdrehen – spielt Banks mit Siebert oder Emily mit allen? Wo sich der Zuschauer anfangs noch als Herr der Lage wähnte, verliert er auf einmal den Boden unter den Füssen.

Steven Soderbergh widmet sich in seinem Film Noir der Pharmaindustrie und deren Einsatz von Antidepressiva. Dazu nimmt er weder den Standpunkt der Industrie noch den ihrer Gegner ein. Er verpackt seine Aussage geschickt in eine Verschwörungstory.
Identifikationsfiguren wechseln sich ab, mögliche Ausgänge der Handlung werden wieder verworfen und neue werden aufgerollt. Man fühlt sich vom Film hintergangen. Es verleiht ihm einen gewissen Hitchcock-Touch: Man weiss nie, ob man das, was gerade auf der Leinwand zu sehen ist, auch glauben soll.

Drehbuchautor Scott Z. Burns wollte mit Side Effects eine Geschichte konstruieren, die den Zuschauer, wie etwa in Double Indemnity (1944) oder Body Heat (1981) den Halt verlieren lässt – und legt dieser ein brandaktuelles Thema zugrunde, indem er sie im Bereich der heutigen Pharmaindustrie ansiedelt.
Auffallend an Side Effects sind weder Bildästhetik noch -komposition. Seine Stärke verdankt der Film seiner «Mathematik der Geschichte», wie das Soderbergh nennt. Die geschickt zusammengesetzte Handlung ist dem Publikum immer einen Schritt voraus und behält, ähnlich Christopher Nolans Filmen Following (1998) und Memento (2000), dem Zuschauer gegenüber die Überhand.


Bewertung: 4 von 5


  • Titel: Side Effects
  • Land: USA
  • Regie: Steven Soderbergh
  • Drehbuch: Scott Z. Burns
  • Darsteller: Jude Law, Catherine Zeta-Jones, Rooney Mara
  • Verleih: Ascot Elite
  • Start: 2. Mai 2013
Fotos von Ascot Elite


Kommentare
Login oder Registrieren