Vampire Weekend erfinden ihre Wurzeln neu
Patrick Holenstein - Nach dem wenig überzeugenden zweiten Album "Contra" melden sich Vampire Weekend mit "Modern Vampires Of The City" zurück und legen ein in allen belangen gelungenes Werk vor. Diese Platte wird sich bestimmt im Dezember auf vielen Jahreshitparaden finden.
Diese heisst nun „Modern Vampires Of The City“ und ist nur brillant. War das Debüt noch von ungezwungenen, fast übermütigen Melodien geprägt, so zeigte sich „Contra“ schlicht belanglos. Auf der neuen Platte schaffen Ezra und seine Kollegen hingegen das Kunststück die quirligen Songideen des Debüts und das gemächliche Songwriting der zweiten Platte so zu kombinieren, dass exakt die richtige Mischung entsteht. Das fängt beim Opener „Obvious Bycycle“ an, bei dem Ezras Gesang stark an Stuart Murdoch von Belle & Sebastian erinnert, darf mal melancholisch-poppig werden (Step), flippt kurz darauf aus (Diane Young), hat seinen Paul-Simon-Moment (Everlasting Arms) und schliesst wieder entspannt und mit der Welt zufrieden (Young Lion).
Wo liegt die Faszination von Vampire Weekend? Es ist die Metamorphose, die die Band scheinbar mühelos vollendet hat, eine Entwicklung, die die besten Ingredienzien aus den beiden Vorgängeralben genommen und zu einem sauber abgerundeten Sounderlebnis verarbeitet hat. „Modern Vampire Of The City“ funktioniert als Mikrokosmos, der es ist, perfekt, distanziert sich dabei aber so elegant vom bisherigen Werk der Band, dass den Klassikern jegliche Berechtigung erhalten bleibt. Dazu kommen die Texte, die in sich stabil sind. Von dieser Band wird man in Zukunft noch viel hören, denn Vampire Weekend gelingt ein grosser Wurf und ein brandheisser Anwärter auf das Album des Jahres 2013.