City And Colour gaben sich gnadenlos verletzlich
Patrick Holenstein - City And Colour alias Dallas Green spielte am Montag zum zweiten Mal überhaupt in der Schweiz und hat im Komplex die erwartete feinfühlige Seite gezeigt. Aber auch gerockt, da stand er seiner Vergangenheit nicht im Weg.
Eine gute halbe Stunde vorher betritt die insgesamt fünfköpfige Band die Bühne. Die Truppe steigert sich je länger, je mehr, funktioniert bei kraftvollen Passagen genauso gut wie bei fragilen Songs. Besonders grazil singt die dezent eingesetzte Steel Guitar. Die zerbrechlichen Songs der aktuellen Platte "The Hurry And The Harm" bringt das offensichtlich gut eingespielte Team nicht nur adäquat auf die Bretter, sondern verleiht den Stücken einen Live-Charakter. Was ist damit gemeint? Auf der CD klingt City And Colour zwar betörend und man ist schnell im Bann der Lieder. Im Komplex haben die Songs aber im positivsten Sinn etwas mehr Ecken und Kanten.
Dallas sagt nicht viel, gelegentlich erwähnt er, dass ein neuer Song folgt oder fordert die Leute bei der Zugabe auf, die Handys zu verstauen und die Show live zu geniessen. Mehr kommt dem scheuen Kanadier in weiten Teilen der Show aber nicht über die Lippen und doch passt es. Er, der eher introvertiert wirkt, sofern das Musiker können, legt lieber sein ganzes Herzblut in seine Songs. Das ist nicht nur sympathisch, sondern reflektiert auch unmittelbar die Intensität, die Dallas zu erzielen vermag, nicht zuletzt durch die Dynamik. Ob rau und roh wie bei "Thirst" oder verletzlich und sehr persönlich wie etwa bei "The Lonely Life". Das Publikum hängt an seinen Lippen und feiert den einstigen Post-Hardcore-Musiker. Doch die Zeiten von Alexisonfire sind vorbei. Oder doch nicht? Zumindest beim Song "Thirst" schillert die Vergangenheit des Dallas Green durch und irgendwie schliesst sich dadurch ein Kreis.