Magazin durchsuchen

Neuste Blogs

29. Juni 2013, 16:15 Kolumnen Music

„ICH WILL KEINE POPLITERATUR, ICH WILL ABGRÜNDE“

students Redaktion - Romanautor und Musikbranchenkenner Berni Mayer im Interview über schlechte Manuskripte, Kumpel Markus Kavka, rechte Norweger und seine Krimi-Trilogie um die Popdetektive Max Mandel und Sigi Singer.

Oslo Kaffebar in Berlin-Mitte. Vorne wird starker Kaffee gebrüht, hinten läuft José Gonzalez. Berni Mayer lebt und arbeitet zwei Straßen weiter, das rustikal-karge Café scheint wie gemacht, um über seinen zweiten Roman zu sprechen: „Black Mandel“ erzählt die hanebüchene Kriminalgeschichte der Ex-Musikjournalisten Max Mandel und Sigi Singer, die sich nach einer durchzechten Nacht in einem Komplott der norwegischen Black-Metal-Szene wiederfinden und den verschwundenen Sänger der Band Dark Reich suchen.

Wie schon Mayers Debütroman „Mandels Büro“, von dem eine Hörspiel-Umsetzung geplant ist, ist „Black Mandel“ ein herrlich komischer Detektiv-Krimi voller Popreferenzen, Quasi-Buddymovie und Roadtrip sowie Teil einer Trilogie: Der dritte Teil "Der große Mandel" soll im Mai 2014 erscheinen und diesmal nicht im Musiker-Milieu spielen. Wir sprachen mit Berni Mayer, Ex-Onlinechef von MTV und Viva, über seine Schriftstellerei, rechte Norweger, den Krimi als Pop-Format und die deutsche Wrestlingszene.

Musikexpress.de: Von der Musikbranche in die Schriftstellerei: Du bist kein Freund der sicheren Jobs, oder?

Berni Mayer: Ich hatte eigentlich Lehramt studiert - die Musikbranche war anfangs entsprechend ein Traumjob: ich, ohne Praktikum, plötzlich als Pionier in den neuen Medien. Bei MTV wurde mir anfangs zuviel geredet und zu laut Musik gehört. Ich komme schließlich aus der Provinz. Ich brauchte anderthalb Jahre um mich in der Medienbranche einzuleben. Ich kam mir immer vor, als führte ich eine Doppelexistenz. Zuhause fühle ich mich dort übrigens bis heute nicht.

Wechseltest Du deshalb ins schriftstellerische Fach?

Berni Mayer: Nein, das war nur Zufall. Ich habe während meiner Münchner MTV-Zeit schon geschrieben, hatte ein Manuskript sogar an Agenturen verschickt. Das wurde abgelehnt, drei- oder viermal. Ich blieb also weiter in der Musikbranche und fing an zu bloggen, als ich nach Berlin zog.

Online hast Du damals auch die Webshow „Kavka vs. Web“ produziert, auf der nun Deine Romanfiguren basieren.

Berni Mayer: Statt einer weiteren Comedyserie, wie wir es auf MySpace hatten, wollte ich etwas Szenisches. Die Dynamik, die Musik, der Klamauk - "lass uns das in eine Detektivserie übertragen", sagte ich. „Müllers Büro“, der österreichische Spielfilm von Niki List, war das Vorbild. Die Produktion wäre aber zu teuer geworden. Also lag die Idee in der Schublade, bis mein späterer Agent sagte: Das ist eine Killeridee, mach’ da mal einen Roman draus.

Die Grundidee stammt also von Markus Kavka und Dir?

Berni Mayer: Die Idee ist meine, aber wir hatten gemeinsam diesen Sketch gedreht, Loserdetektiv vs. Chefdetektiv. „Kavka vs. the Web“ war auch seine Show. Meine Aufgabe als Autor und Sidekick war, ihn cool aussehen zu lassen. So auch die überspanntere Holmes-Watson-Dynamik im Buch: Sigi Singer ist der Underdog. Und Mandel ist, so locker er auch wirkt, überstrahlt davon, wie der Sigi ihn sieht. In Wahrheit ist der Mandel bestimmt nicht so souverän und ein ganz traumatisierter Mensch. Sigi kann das nicht sehen, weil er sich an seinem Idol festklammert und sein ganzes Versagen an dem Vorbild festmacht. Eine Dynamik einer ungleichmäßigen Freundschaft, in der man nicht richtig kommuniziert und die früher oder später scheitern muss.

Das gesamte Interview findet ihr bei den Kollegen von musikexpress.de.

Bild: Heyne Verlag / © Barbara Mayer

Kommentare
Login oder Registrieren