Mad Caddies - Keep It Going
Dominik Mösching - Artist: Mad CaddiesAlbum: Keep It GoingRelease: 27.04.2007Label/Vertrieb: Fat Wreck Chords Es gibt grob geschätzt siebentausendfünfhundertundzweiundachtzig amerikanische Melodic- und Hardcore-Punk-Acts. Davon bauen rund fünfundneunzig Prozent mindestens einmal pro Album den lu...
Album: Keep It Going
Release: 27.04.2007
Label/Vertrieb: Fat Wreck Chords
Es gibt grob geschätzt siebentausendfünfhundertundzweiundachtzig amerikanische Melodic- und Hardcore-Punk-Acts. Davon bauen rund fünfundneunzig Prozent mindestens einmal pro Album den lupfigen Rhythmus des Ska ein. Wird allerdings das Kriterium „Qualität“ hinzugezogen, reduziert sich die Auswahl auf einen kleinen Kreis erlauchter Bands. Reel Big Fish gehören zu ihnen, die Mighty Mighty Bosstones als Ska-Core-Genre-Opas auch, NOFX bestimmt.
Zur dünnen Elite dazurechnen muss man auch die Mad Caddies. Natürlich wäre es unangemessen zu behaupten, Ska sei für sie bloss ergänzendes Stilmittel. Das Quintett stellte den Offbeat schon 1997 auf Quality Soft Core gleichberechtigt neben die verzerrte Gitarre des Punk. Den charakteristischen Stilmix der Caddies unverkennbar machten aber vor allem Dixieland-Jazz-Einflüsse, die auf dem Zweitling Duck And Cover noch verstärkt wurden – fast legendär bei Songs wie Road Rash und Monkeys.
Man durfte gespannt sein, wohin die musikalische Reise nach zwischenzeitlich etwas konventionellerer Punk-Kost (vor allem auf Rock The Plank) führt. Und tatsächlich überrascht die siebte Veröffentlichung Keep It Going mit einem deutlich erhöhten Anteil an Reggae- und Rocksteady-Riddims: Souls For Sale und Backyard – Sublime lässt grüssen – grooven unverschämt entspannt, genauso wie Don’t Go, dessen Chorus man wohl den ganzen Sommer nie mehr aus dem Ohr bringt. Das Händchen für gelungene Melodien zeigt sich auch beim poppigen State Of Mind, dessen sauber herausgeputzten Midtempo-Ska man von den Mad Caddies nicht unbedingt erwartet hätte.
Die gemächlichere Gangart, wohl unter anderem dem No Doubt- und Toots & The Maytals-Produzenten Wayne Jobson anzurechnen, wird auch durch das Delroy Wilson-Cover Riding For A Fall illustriert, Gast-Vocals von Reggae-Legende Duckie Simpson inklusive. Aber selbstverständlich wird die Handbremse das eine oder andere mal nicht nur gelockert, sondern gleich in weitem Bogen aus dem Fenster geschleudert. The Dirge ist ein New-Orleans-Traditional auf Speed, bei Today blitzt der ansonsten verbannte Melodic Punk doch noch auf und mit dem Kracher Tired Bones zeigen die Kalifornier allen, wo die gedämpfte Dixie-Trompete hängt.
Weil auch noch Abstecher nach Mexiko, ein bisschen Surf und die akustische Klampfe vertreten sind, könnte man denken, dass Keep It Going etwas arg viele Einflüsse vereinen will. Nun – es passt alles. Jeder Song steht für sich und dennoch wirkt das Album wie aus einem Guss. Auch wenn der eine oder andere Fan die alten Tage vermissen dürfte: Die Mad Caddies sind so experimentierfreudig und spannend wie eh und je. Nur besser produziert, noch ohrwurmiger und, okay, ein bisschen altersmilder. Steht ihnen aber sehr, sehr gut.