Made of Honor
Christina Ruloff - Horror-Hochzeit in den Highlands oder doch McDreamy? Am Ende steht die uramerikanische Moral, dass man verrückten Ausländer nicht trauen kann, und die Filmweisheit, dass der beste Freund auch immer die grosse Liebe ist. Patrick Dempsey und Michelle Monaghan geben dem Streifen e...
Seit zehn Jahren kennen sie sich nun, miteinander geschlafen haben sie aber nie. Der charmante Playboy Tom (Patrick Dempsey - wer sonst?) hat für jeden Abend ein Date mit eine attraktiven Blondine, nur die Sonntage hebt er sich für seine beste Freundin Hannah (Michelle Monaghan) auf; sie ist ein „vernünftiges“ und daher einsames Mauerblümchen aus dem Bilderbuch. Als sie beruflich sechs Wochen nach Schottland abzischt, wird es Tom zu blöd. Mit seinen üblichen Tussis kann er weder richtig einkaufen gehen, noch herumalbern. Am Schlimmsten aber: Alleine im Starbucks (für den dermassen schamlos Werbung gemacht wird, dass man von Product Placement kaum zu sprechen wagt!) zu sitzen, sich zwei Stück Kuchen mit unterschiedlichem Geschmack zu bestellen, und von beiden zu naschen – das macht ohne die beste Freundin einfach keinen Spass. So dämmert es Tom langsam, dass Hannah mehr ist als nur ein praktischer Sidekick. Nur kommt die Erkenntnis reichlich spät: Seine Traumfrau hat sich in den Highlands einen waschechten Schotten mit Adelstitel, Whiskeybrennerei und Kilt angelacht, den sie in zwei Wochen heiraten wird!
Das perfekte Paar mit viel Jö-Faktor: Patrick Dempsey und Michelle Monaghan mühen sich redlich in der Disney-Komödie par excellence.
Was an Made of Honor enttäuscht, ja nervt, sind weniger die Banalität und Absehbarkeit – wir wollen ja alle, dass die beiden, die füreinander bestimmt sind, endlich und nach Überwindung aller Widrigkeiten und Missverständnisse zusammenfinden – es ist das Desinteresse, ja die Lieblosigkeit, mit der Charaktere und Story behelfsmässig zusammengeschustert worden sind. Es wird nämlich nicht klar, warum Tom und nicht sein Rivale der Richtige für Hannah ist (abgesehen davon, dass Tom aussieht, wie Patrick Dempsey und ständig mit seinem leidenden Hundeblick in die Kamera guckt); daher müssen die zukünftigen schottischen Inlaws als ulkige und abschreckende Spinner hinhalten: Sie futtern nur selbst erlegtes Wild, spielen jeden Abend passioniert Dudelsack, werfen in der Freizeit Baumstämme durch die Gegend, quasseln unverständliches Gälisch – und legen überhaupt ein höchst seltsames Benehmen an den Tag. Kein Wunder entscheidet sich Hannah für den egozentrischen, aber amerikanischen Tom. Auch ist sie nicht Frau genug, ihm zu sagen, was sie für ihn empfindet – obwohl sie ihn von der ersten Filmminute an offensichtlich anhimmelt.
Den ungünstigen Eindruck runden die steten Geschmacklosigkeiten ab, die sich leitmotivisch durch den Film ziehen. Offenbar hat die amerikanische Filmindustrie noch immer nicht begriffen, dass Witze auf Kosten Übergewichtiger, Randständiger und auf Kosten von Europäern, aber auch Anspielungen auf Penisgrössen und Sex nicht wirklich zur Hebung von Niveau und als Unterhaltungsfaktor taugen.
Der arme Mann wird von den verrückten Schotten geplagt: Dempsey weiss ich auch hier wehren, mit wässerigen Augen und treuem Blick.
Als Fazit kommt man nicht um die Feststellung herum, dass es offenbar verdammt schwer ist, eine anständige romantische Komödie mit interessanten und vertrauten Figuren zu schaffen (wir haben alle über „Runaway Bride“ mit seiner Holzhammer-Psychologie gelacht, aber wenigstens entwickeln sich dort die Figuren). Das wird aber kaum jemanden daran hindern, sich Made of Honor anzuschauen, weil es einfach zu viele Misanthropen, Psychopathen und Langweiler auf der Leinwand gibt und man wenigstens im Kino ein richtiges Happyending mit allem Drum und Dran erleben möchte – vor allem wenn Patrick Dempsey abwechselnd treu schaut oder nett lächelt.
Bewertung: 2.5 von 5
- Titel: Made of Honor
- Land: USA
- Dauer: 110 Minuten
- Regie: Paul Weiland
- Darsteller: Patrick Dempsey, Michelle Monaghan, Kevin McKidd, Sidney Pollack
- Verleih: Disney
- Start: 15. Mai 2008