Kino: The Look Of Love
Christine Albrecht - Der Film von Michael Winterbottom sprüht nur so von Sex und Erotik. Klar, wenn es in seinem neuen Film um Paul Raymond geht, den König von Soho, der unter anderem die erste Striptease-Bar Grossbritanniens eröffnete. Im Gegensatz zu seinen Tänzerinnen ist der Film aber etwas flach geraten.
„My name is Paul Raymond. Welcome to my world of erotica.“ So beginnt der Film und was dieser Satz verspricht, das hält er auch. So viele Brüste und nackte Haut waren im Kino selten zu sehen.
Paul Raymond (Steve Coogan) ist Entertainer und vor allem ein genialer Geschäftsmann. Er weiss, was die Leute wirklich sehen wollen: schöne, knapp bekleidete junge Mädchen. Er inszeniert Varieté-Stücke und eröffnet die erste britische Striptease-Bar, die zu einem grossen Erfolg wird. An seiner Seite steht seine treue Frau Jean (Anna Friel), die seinen ausserehelichen Schäferstündchen sehr tolerant gegenübersteht. Alles scheint perfekt zu sein.
In den 70er Jahren aber lernt er Amber (Tamsin Egerton) kennen und hegt nicht nur sexuelle Gefühle für sie. Für die schöne Rothaarige verlässt er seine Frau und seine beiden Kinder, um fortan sein Leben mit ihr zu verbringen. Beruflich geht es weiter bergauf: Er kauft weiter fleissig Immobilien und gibt ein Erotikmagazin namens „Men Only“ heraus, für das Amber als Kolumnistin und Modell arbeitet.
Doch das Leben holt den Erotikkönig auf den harten Boden der Realität zurück. Auch Amber verlässt ihn, einzig seine Tochter Debbie (Imogen Poots) bleibt eine enge Vertraute in seinem Leben. Denn zu seiner Ex-Frau und seinem Sohn pflegt er auch keine gute Beziehung. Als Debbie jung an einer Überdosis stirbt, ist er ein gebrochener Mann und zieht sich aus der Geschäftswelt zurück.
Das Wohlgefallen für Raymond lässt im Verlaufe des Films immer mehr nach: er wiederholt seine Witze zu oft und behandelt seine Frauen Jean und Amber zu unaufmerksam. Obwohl das Leben des Protagonisten genug Stoff für einen Film hergibt, fehlt die Sympathie für ihn. Erst der Tod seiner Tochter erweckt etwas Mitleid für Raymond, doch für den Film ist es dann schon zu spät. The Look of Love bleibt darum etwas zu flach und langweilig.
Er punktet einzig mit einigen, kurzen humorvollen Momenten: etwa, als Raymond auf die heikle Frage, ob seine Arbeit Frauen diskriminiere, mit einem schlichten „No“ beantwortet. Oder die wenigen Szenen mit dem Vikar (Little Britain-Mann David Walliams), die für einige Lacher des Films verantwortlich sind.
Bewertung 2 von 5
- Titel: The Look Of Love
- Land: Grossbritannien
- Regie: Michael Winterbottom
- Drehbuch: Matt Greenhalgh
- Darsteller: Steve Coogan, Imogen Poots, Anna Friel, Stephen Fry und Tamsin Egerton
- Verleih: Rialto Film AG
- Start: 29. August 2013