Avril Lavigne - The Best Damn Thing
Christina Ruloff - Artist: Avril LavigneAlbum: The Best Damn ThingRelease: 13.04.2007Label/Vertrieb: Sony BMGÜber Avril Lavigne ist in letzter Zeit viel gesprochen worden; sie hat Journalisten schlecht behandelt, Britney „gedisst“ und allfällige an ihrem Ehemann interessierte Frauen bedroht. ...
Album: The Best Damn Thing
Release: 13.04.2007
Label/Vertrieb: Sony BMG
Über Avril Lavigne ist in letzter Zeit viel gesprochen worden; sie hat Journalisten schlecht behandelt, Britney „gedisst“ und allfällige an ihrem Ehemann interessierte Frauen bedroht. Ihre Musik hingegen wurde meist mit keiner Silbe erwähnt; das zeigt eigentlich nur, dass sich Avril Lavigne (in Europa) inzwischen in einer Liga befindet, wo ein paar hämische Bemerkungen mehr oder weniger kaum mehr etwas ausrichten würden – weil sie dermassen beliebt ist, weil sie massenweise Alben verkauft, weil ihr Video (ein reichlich infantiler Spass, in dem sie einem wehrlosen Mädchen Typ „Streber mit grosser Brille“ ihren Boyfriend weg zu sich ins Klo lotst) zur Single Girlfriend ständig gespielt wird.
Avrils Musik hat sich nicht gross verändert. Noch immer singt sie mit ihrer hohen Stimme im strengen Takt des Bass’, noch immer krachen ein paar bescheidene Gitarren und ein Schlagzeug. Ihre Musik ist geprägt von popigen, selten rockigen leichten und hübschen Melodien, die man nach einmal Hören locker mitjohlen kann, ob im Auto oder vor dem Spiegel zu Hause. Denn darum geht es auf The Best Damn Thing: Es wird nicht mehr das Leid und Leben eines Sk8er Girls gesungen, sondern das sehr viel selbstbewusstere, unkritische und zum Teil (unfreiwillig?) komische Lebensgefühl einer coolen Zicke verkauft, die sich wie im Video nimmt, was ihr passt, und von der ganzen Welt kriegt, was sie will. Vorbei sind die Tage, in der das süsse, alternative Mädchen einen ungewöhnlichen, aber zu ihr passenden Typen fürs Leben gesucht hat.
Avril Anno 2007 sucht Spass. Vor allem für das männliche Publikum dürfte diese neue Wandlung einigermassen überraschend und schockierend daherkommen. Da heisst es zum Beispiel:
„I see the way you look at me / and even when you look away I know you think of me / I know you talk about me all the time“ oder „I’m sick of this s__t don’t deny / You’re a waste of time / I hate you now, so go away from me / You’re gone so long / I can do better“. Entweder nimmt sie anderen Frauen die „guten“ Männer weg oder entsorgt die Auslaufmodelle gleich selbst. Schliesslich ist sie „A drama queen / I’m the best damn thing that your eyes have ever seen“. Und wenn es dann soweit ist, dann ist sie Hot und schliesst die Männer Schränke ein! Natürlich gibt es auch sanftere Facetten, in When you’re gone zum Beispiel oder im schon fast wieder einem Mädchentraum entstiegenen Keep Holding On.
Es ist schwierig authentisch zu bleiben; Avril Lavigne hat vom Sk8ter Girl zur Zicke gewechselt. Sie tut gut daran, denn die meisten Songs sind popig, gut anzuhören und entlocken trotz einiger krasser musikalischer Missgriffe eine Menge Schmunzeln. Die neue Rolle steht ihr hervorragend, und wenn wir ehrlich sind, dann sagt und singt sie doch eigentlich nur die Dinge, die männliche Acts die ganze Zeit über sagen und singen: Sie ist halt die Macho-Zicke. Und da wirft man ihr die tollen Verkaufszahlen vor? Das nächste Mal bitte nicht weniger selbstbewusst, aber ein wenig erwachsener.