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30. August 2013, 13:44 Music Festivals

Verspätung und grandiose Nine Inch Nails

Patrick Holenstein - Der erste Tage des laufenden Zurich Openair ist Geschichte. Neben einigen Startschwierigkeiten hatte der Tag vor allem musikalisch sehr viel zu bieten. Zwei Legenden und die Eels.

Punkt 16 Uhr. Der Blick auf die Uhr und eine lange Schlange vor dem Eingang zum Festivalgelände verrieten, dass etwas nicht stimmte. Zwar sollen die Indie-Rocker von Poliça rechtzeitig auf der Bühne gestanden haben, wie man hört, aber die Zeltbühne soll noch gähnend leer gewesen sein. Das änderte sich natürlich gleich, als die ersten Besucher auf das Gelände strömten. Weiteres Problem war, dass bis weit nach 16 Uhr an den Depotstellen, keine Kassen verfügbar waren und man die Trinkbecher, die ja mit einem Depot belegt waren, halt leer rumschleppen musste.

Fluchender Patton und bestens aufgelegte Eels

Probleme hatte kurz darauf auch Alternative-Legende Mike Patton. Der Faith-No-More-Sänger trat mit Tomahawk, einem seiner diversen Nebenprojekte auf. Ob die Technik ihm einen Streich spielte oder ob er bei Sonnenschein schlicht auf seinem Laptop nichts erkennen konnte, blieb sein Geheimnis. Er fluchte nur: „Give me a Guitar, we play a Song!“ Tomahawk zeigten sich als spannende Band irgendwo zwischen psychedelischen Lines und harten Brettern. Wahrscheinlich ist, dass die Band selbst nicht so genau weiss, wo sie einzuordnen ist. Macht nichts, spannend war der Auftritt trotzdem, wenn auch das Set im Vorprogramm der Nine Inch Nails einen Tag vorher in Mailand deutlich besser gewesen sein soll.

Wenig später standen auf der Zeltbühne fünf mit Traininganzügen bekleidete Gestalten. Eels sind ja immer für eine Überraschung gut und scheuen sich offenbar auch nicht vor schrägen Outfits. Selbst, wenn der Sound nicht optimal war, legten Frontmann Mark Oliver Everett und seine Band einen Gig hin, der leicht zum Höhepunkt des Tages hätte werden können. Die Band hatte viel Spass, das Publikum liebte sie und sang bei "Let It Be" brav mit, die Beatles funktionieren halt immer, und als ein schleppendes Intro auf „Mr. Es Beautiful Blues“ hindeutete, brach die Euphorie noch einmal kräftig aus. Es war der Abschluss eines mitreissenden Gigs.

Nine Inch Nails stellten alles in den Schatten

Deftones waren im Anschluss bloss brachial und Two Door Cinema Club begeisterten die Menge zwar, blieben aber abgesehen von der Lichtshow farblos. Lichtshow ist dann auch das Stichwort des Tages. Was um halb zehn auf der Hauptbühne, der Blue Stage, passierte, toppte alles. Da stand eine Legende auf der Bühne und zeigte sich quicklebendig. Nine Inch Nails, die Band um Sänger und Kultperson Trent Reznor, überraschte mit anfangs sehr elektronischen Klängen, die in Facetten an Depeche Mode erinnerten. Da flackerten die Lichter schon schön angenehm und die Scheinwerfer malten Bilder in die Luft. Nach einer halben Stunde brachen NIN mit der Elektronik und gaben so richtig Gas. Jetzt schöpften sie aus dem rockigen Oeuvre und trotzdem boten Trent und seine Band eine beeindruckende Stilbreite. Mit fünf beweglichen Leinwänden im Hintergrund wurden wahlweise riesige Screens gebastelt oder in anderen Formationen für visuelle Vielfalt gesorgt. Ein im Grunde simples, aber prächtig funktionierendes Konzept. Musikalisch stellten Nine Inch Nails den ganzen Tag mühelos in den Schatten. Klar, die Musik ist nicht jedermanns Sache, aber was die Band an handwerklichem Können zeigte, war schlicht grossartig. Dazu steigerten sich die flimmernden Lichter immer mehr zu Stroboskopgeflacker. Epileptiker hätte man nicht sein dürfen, aber der Auftritt funktionierte.

Das Spektakel in weissen und dunklen Fabrtönen und den äusserst vielseitigen Songs beendete das Programm auf Zelt- und Haupfbühne und entliess das Publikum in die Tanztempel.

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