„Glückshormon-Dusche“ à la Paramore
Dominique Rais - Ein Endorphin-Regen ging vergangenen Sonntag über dem Komplex nieder und versetzte die Konzertbesucher in einen berauschten Zustand, der bei den ein oder anderen womöglich noch immer andauert.
Pünktlich um 20:15 betraten dann Paramore unter Jubelschreien und angeführt von Sängerin Hayley Williams, die mit neuer Kurzhaarfrisur in knalligem Orange überraschte, die Komplex-Bühne. Für den Live-Auftritt wurde die Band zusätzlich von einem Drummer und einem Gitarristen unterstützt. Schon währen des ersten Songs „Grow Up“ verwandelten sie den Saal in einen Hexenkessel. Schnell ging es weiter mit „Fast In My Car“, wobei das Publikum sich bereits von Anfang an verblüffend textsicher zeigte. Da war es nicht weiter verwunderlich, dass Hayley die Konzertbesucher kurzerhand den Refrain im Alleingang singen liess.
Paramore gehören schon längst zu den ganz Grossen im Alternativ-Rock-Zirkus. Bereits ihre Debütalbum „All We Know Is Falling“ aus dem Jahr 2005 kündigte eine vielversprechende Band an. Doch erst mit „Decode“, dem Soundtrack zum Film Twilight – Bis(s) zum Morgengrauen, gelang 2008 der amerikanischen Band aus Franklin, Tennessee, der internationale Durchbruch – der Song durfte selbstverständlich nicht auf der Setlist fehlen.
Im Fokus standen jedoch eine Vielzahl neuer Songs wie „Now“, dem zum Mitgrooven einladenden „Ain’t It Fun“ und dem, den Fans gewidmeten Song „Last Hope“, die nicht minderbegeistert vom Publikum aufgenommen und lautstark mitgesungen wurden. Für musikalisches Kontrastprogramm und Ferienstimmung sorgte Paramore mit kurzen Zwischenstücken wie „Holiday“ und „Moving On“, wobei Hayley von Gitarrist Taylor York an der Ukulele begleitet wurde. Gänsehaut-Feeling pur machte sich bei dem balladenhaften „In The Mourning“ breit.
Im Gegensatz zu vielen anderen amerikanischen Bands, die in ihrer Heimat oftmals nahezu unbekannt sind, und lediglich in Übersee Erfolge zu verbuchen haben, schreiben die Alternativ-Rocker rund um Frontfrau Hayley Williams hingegen eine ganz andere Erfolgsgeschichte.
Internationale Erfolgsgeschichte könnten auch schon bald Fenech-Soler schreiben. In ihrer Heimat England sorgen die vier Musiker aus Northamtonshire, die 2006 zueinander gefunden haben, schon seit längerem für ausverkaufte Hallen. Im Komplex begeisterte die Vorband von Paramore nun auch vor Schweizer Publikum und brachten die Konzertbesucher mit einer Mischung aus Synthpop und Indie-Pop gepaart mit Electronica-Elementen zum Schwitzen.
„How is everybody? Do you wear dancing shoes tonight?“, kündigte Hayley kurz nach 21 Uhr den Song „CrushCrushCrush“ an und liess das Komplex hüpfen. Immer wieder suchte die Band den direkten Blickkontakt zum Publikum und versprühte gute Laune. Nicht nur vor, sondern auch auf der Bühne ging es heiss her. Bei „Pressure“ präsentierte sich Bassist Jeremy Davis mit einem Seitwärtssalto über Bandkollege Taylor York, kurzerhand als artistisch begabt. Dass auch Hayley Williams nicht nur eine beachtenswerte Sängerin ist, sondern auch am Keyboard zu begeistern weiss bewies sie unteranderem mit „When It Rains“.
Wer würde nicht einmal gerne gemeinsam mit Hayley Williams auf der Bühne stehen und „Misery Business“ singen? Dieser Traum wurde für Geburtstagskind Angelina wahr, die eine oder andere Freudenträne inklusive. Nach 100 Minuten Paramore verabschiedete sich Hayley Williams von einem unglaublichen Publikum: „Thank’s for being a part of this. You are the biggest part!“ Bestens gelaunt und noch immer energiegeladen liessen Paramore mit „Still Into You“ das Komplex ein letztes Mal singen und hüpfen, während aus einer Konfetti-Kanone ein orangener Regen über den Konzertbesuchern nieder ging. Zweifelsohne legten Paramore, bei ihrem dritten Schweizer Auftritt, die Messlatte für zukünftige Alternativ-Rock-Konzerte im Komplex nahezu unantastbar hoch.