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12. September 2013, 00:00 Konzert Music

Roger Waters liess die Sau raus

Dominique Rais - 39'000 Musikbegeisterte verwandelten das Zürcher Letzigrund Stadion vergangenen Mittwoch in eine Pilgerstätte für Pink Floyd Anhänger.

Vergangenen Mittwoch brachte Roger Waters mit „The Wall“ ein Stück Musikgeschichte zurück in die Limmatstadt. 39'000 Besucher trotzten dem Regen im Letzigrund binnen zweieineinhalb Stunden. Manch einer mag sich noch an die Veröffentlichung des Konzeptalbums von Pink Floyd im Jahre 1979 erinnern.

Zuletzt machte Roger Waters mit „The Wall“ 2011 im Zürcher Hallenstadion Halt, wer dachte der ehemalige Pink Floyd-Bassist könne sich in der Dimension seiner Bühnenshow nicht mehr übertreffen, der wurde eines besseren belehrt. Für Roger Waters schein gross nicht gross genug. Die neu zwölf Meter hohe und 150 Meter breite Mauer war zugleich Kernelement wie auch Projektionsfläche für Bilder und Videoanimationen.

Roger Waters startete den Abend spektakulös mit einem riesigen Feuerwerk und einem unter dröhnendem Grollen einfliegenden imaginären Hubschrauber, dessen Scheinwerfer das Publikum absuchten und sich zuletzt auf die Bühne richteten. „In the Flesh?“ und „The Thin Ice“ eröffneten die legendäre Show, bevor sich mit „Another Brick In The Wall (Part I)“ der erste Höhepunkt des Abends abzeichnete. Gebannt verfolgte das Publikum das Geschehen und bewies Textsicherheit beim Mitsingen der Pink-Floyd-Klassiker.

"Hallo Zürich. Herzlich Willkommen. Ich bin sehr glücklich. Ich möchte mich bei dem Kinderchor mit einem Applaus bedanken", begrüsste der einstige Kopf von Pink Floyd die Menge wenn auch in einem etwas gebrochenen Deutsch. Sympathie verschaffe er sich damit allemal.

Im Laufe der Show liess Waters die Sau raus. Ein übergrosses aufgeblasenes Schwein mit einer Vielzahl an Symbolen: vom Davidsstern über Sichel und Hammer bis hin zur Shell-Muschel setzte Waters so schon gleich ein Statement. Er prangert damit soziale, politische, wirtschaftliche wie auch religiöse Missstände an.

Immer wieder schlüpfte Waters in sein Alter Ego Pink, das ihn in einem langen schwarzen Ledermantel mit roter Armbinde und mit der Attrappe einer Maschinenpistole gerade zu tollwütig ins Publikum schiessen liess. Zugleich sah man auf der Leinwand ein Militärflugzeuggeschwader näherkommen, deren Motorengeräusche erschreckend echt durch ein fantastisch abgestimmtes Dolby Surround System imitiert wurden.

So mühelos und lässig wie sich Roger Waters singend über die Bühne bewegte, hätte man nahezu vergessen, dass er im Alter von 70 nicht mehr zu den Jüngsten gehört. Ihm macht es auch nach nahezu 50 Jahren im Musikbusiness noch immer sichtlich Spass auf der Bühne zu stehen.

„The Wall“ wurde immer wieder zur Projektionsfläche, die mit Filmsequenzen die Schrecken des Kriegs aufzeigte. Nach 60 Minuten war es geschafft, die Mauer stand. Binnen einer 20-minütigen Pause wurde sie zum Mahnmal für im Krieg gefallene Soldaten, bevor Roger Waters abermals die Bühne betrat und die Mauer begann Stück für Stück wieder in sich zusammen zu fallen.

„Comfortably Numb“ sorgte mit einem gewaltigen Gitarrensolo für Gänsehaut und auch „Run Like Hell“ und „Hey you“ brachte das Publikum zum Jubeln. Ein besonders berührender Moment war als Waters „Bring The Boys Back Home“ sang - Waters Vater fiel im Zweiten Weltkrieg. Nach zweieineinhalb Stunden war der Spuk dann vorbei und entliess ein sichtlich beeindrucktes Publikum in die nass-kalte Nacht.

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