Rush @ Zurich Film Festival
Gregor Schenker - Der Eröffnungsfilme des diesjährigen Zurich Film Festivals handelt vom Wettkampf der legendären Rennfahrer James Hunt und Niki Lauda. Regisseur Ron Howard liefert perfektes Handwerk – aber wenig mehr.
In der Rennsaison von 1976 versucht Hunt, Lauda den Weltmeistertitel abzujagen, steht aber zunächst auf verlorenem Posten. Bis der österreichische Fahrer am Nürburgring einen schweren Unfall erleidet. Während er im Krankenhaus liegt, holt der Engländer allmählich auf. Nach Laudas Rückkehr entscheidet das letzte Rennen der Saison, wer von den beiden Weltmeister wird.
Ron Howard hat sich als Regisseur schon mehrfach historischer Stoffe angenommen – man denke nur an Apollo 13, A Beautiful Mind oder Frost/Nixon. Auch in Rush dramatisieren er und sein Drehbuchautor Peter Morgan (The Queen, Frost/Nixon) die tatsächlichen Ereignisse, spitzen sie zu. Aus dem Treibholz der Geschichte schnitzen sie perfektes Hollywood-Melodrama.
Howard ist ein erfahrener Handwerker, der weiss, wie man Figuren charakterisiert und eine Dramaturgie aufbaut. Auf jedes spannende Rennen folgt eine Verschnaufpause für Selbstreflexion und bedeutungsschwangere Gespräche. Der Lebemann Hunt (Chris Hemsworth) und der Schwerstarbeiter Lauda (Daniel Brühl) ergänzen sich perfekt. In ihren Auseinandersetzungen kollidieren nicht nur zwei gänzlich verschiedene Persönlichkeiten, sondern ganze Weltanschauungen. Soll man das Leben in vollen Zügen geniessen oder stets hart auf das Ziel hin arbeiten? Was ist wichtiger, der Sieg oder die Liebe? Ist es besser, auf Risiko zu spielen, oder auf Nummer sicher gehen? Rush liefert keine fertigen Antworten. Sowohl Hunt als auch Lauda haben ihre guten und schlechten Seiten, haben zugleich recht und unrecht. Beide sind sie sympathisch.
Die Zahnräder des Handlungsverlaufs greifen derart reibungslos ineinander, dass genau dies zum Problem wird – angesichts eines Films, der ständig die Frage nach der Risikobereitschaft stellt, riskiert Howard verdammt wenig. Er liefert perfektes Handwerk, aber keinen einzigen originellen Moment. Die Geschichte ist vorbildlich durchkomponiert, aber voraussehbar. Insbesondere die emotionalen Momente käuen in erster Linie altbekannte Klischees wieder.
Wer klassische Rennfahrerfilmen wie Tony Scotts Days of Thunder oder Renny Harlins Driven gesehen hat, kann sich Rush im Grunde sparen. Weitergehen, hier gibt’s nichts Neues.
Jedenfalls fast nichts Neues, denn Daniel Brühl als Niki Lauda ist eine echte Schau. Er imitiert den Rennfahrer perfekt, der zudem eine grandiose Figur fürs Kino darstellt: Seine No-Bullshit-Attitüde und die leicht autistische Ader machen ihn zu einem grandiosen Exzentriker, wie geschaffen als schräger Held. Dagegen ist Chris „Thor“ Hemsworth, der einfach den blonden bad boy spielt, geradezu langweilig.
Weitere Vorstellung:
- Mi, 2. Okt, 20:30, Arena 5
Film läuft als Gala Premiere.
Regulärer Kinostart ist der 10. Oktober.