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6. Oktober 2013, 14:15 Kultur Movie Zurich Film Festival

La Jaula de Oro @ Zurich Film Festival

Patrick Holenstein - Das mexikanische Road-Movie von Diego Quemada-Díez zeigt drei Jugendliche auf der Reise von Guatemala nach Los Angeles. Die Thematik ist nicht neu, aber humorvoll und berührend umgesetzt.

Juan, Sara und Samuel haben sich entschieden, Guatemala City zu verlassen, um in den vereinigten Staaten von Amerika ein besseres Leben zu finden. Ziel ist Los Angeles. Schon nach kurzer Strecke treffen sie den Indio Chauk.
Verständigungsprobleme und das Macho-Gehabe von Juan sorgen anfangs für Probleme. Doch Sara schlichtet und stellt sich klar hinter Chauk. Selbst, als die Gruppe von der Polizei geschnappt und zurück nach Guatemala City gebracht wird, deckt sie Chauk. Doch Samuel gibt auf, bleibt in seinem alten Leben. So ziehen Juan, Sara und Chauk ein zweites Mal los und schaffen es tatsächlich auf den Zug nach Norden.

Die Flüchtlichtlingsströme auf den südamerikanischen Zügen in den Norden sind filmisch kein Neuland. Bereits Sin Nombre hat das Thema aufgegriffen. Wo Sin Nombre aber den Figuren Tiefe verleiht, bleibt La Jaula de Oro oberflächlich und konzentrierte sich mehr auf die Flucht als auf die Charaktere. Das funktioniert aber trotzdem ganz gut. Indem das Drehbuch viel zwischenmenschliche Wärme zeigt, etwa wenn Sara und Chauk sich gegenseitig die jeweilige Sprache beizubringen versuchen oder wenn die Jungs sich um Sara prügeln. Aber eigentlich geht es um eine Freundschaft zwischen drei jungen Menschen, die sich erst auf der Reise in die Freiheit so richtig kennenlernen.

Im Gegensatz zu Sin Nombre klammert La Jaula de Oro die Bandenkriminalität in Südamerika fast gänzlich aus. In wenigen Szenen werden die Jugendlichen damit konfrontiert, aber an vielen Stellen erinnert der Film eher an eine südamerikanische Version von Stand By Me - natürlich ohne das Ziel, eine Leiche zu sehen.
Wie beiläufig werden die Lebensumstände der Menschen in Südamerika gezeigt und dass für viele die Flucht auf dem Zug in den Norden die einzige Hoffnung ist. Hier könnte man dem Film vielleicht etwas Naivität vorwerfen, denn die Gefahren, die Risiken und die menschlichen Grausamkeiten, die der Zug zu bieten hat und die man aus Filmen wie Sin Nombre kennt, werden nur angedeutet. Etwas wenn sich Sara in einer der ersten Szenen des Film die Brüste mit Mullbinden abbindet und die Haare schneidet, damit sie als Junge durchgeht und der Gefahr einer Vergewaltigung entgeht.
Aber der Film will nicht zwingend aufrütteln, sondern einfach die Geschichte einer Freundschaft auf der Flucht zeigen. Und das gelingt La Jaula de Oro sehr gut.

Nicht zuletzt funktioniert der Film wegen den natürlich agierenden Laiendarstellern, die auch am Festival in Cannes für Furore sorgten. Sicherlich hat La Jaula de Oro das goldene Auge, also den Preis für den besten Film im internationalen Spielfilmwettbewerb am Zurich Film Festival, redlich verdient. Denn Regisseur Diego Quemada-Díez macht bei seinem ersten Spielfilm schon sehr viel richtig.

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