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29. Oktober 2013, 00:00 CD / Vinyl Music

State of Flux oder der Zustand der Veränderung

Patrick Holenstein - Die Schweizer Ska-Band Rude Tins hat ihr mittlerweile drittes Album in zehn Jahren auf den Markt gebracht. «State Of Flux» gefällt sehr gut.

Jeder Schreibende, der sich mit Musik beschäftigt, hat so seine eigenen Mittel und Wege, um sich mit einer CD auseinanderzusetzen. Ich lasse sie jeweils beim Arbeiten einmal wie beiläufig nebenher laufen und schaue, was hängen bleibt beziehungsweise wie oft es die Musik schafft, mich von der Arbeit abzulenken. Im Fall der Schweizer Ska-Band Rude Tins gelang das einige Male. Fast schon klischeehaft weckten unter anderem der Opener «Shout Out Loud» sowie der letzte Song «Something Missing» meine Aufmerksamkeit. Bei letzterem ziehen die satten Bläsersätze förmlich in den Song bis der knackige Refrain einen packt. «Shout Out Loud» dagegen empfängt einen erstmal mit viel Karacho und gibt richtig schön Gas.

Ja, «State Of Flux», die dritte CD von Rude Tins - der Titel bedeutet im wissenschaftlichen Sinn so viel wie Zustand der Veränderung – hat viel Pfiff und bringt einen ziemlich auf Touren. Aber was heraus sticht, ist nicht, dass die Band laut sein kann und dass sie schnelles Spiel beherrscht, nein, es sind die feinen Arrangements, die neugierig machen. Denn erstmals haben sich Rude Tins entschlankt. Man hat mit Unterstützung von Adrian Weyermann sämtliche Songs in Ruhe angehört, danach Lied für Lied nochmals überarbeitet, dort einen Aspekt radikal verworfen und dafür einen anderen ins Zentrum gerückt. Das funktioniert letztlich ziemlich gut und fällt – so war wahrscheinlich das Ziel – beim Hören nur sekundär auf. Der Gesamteindruck zählt und der ist gelungen.

Call The Police

Nachdem die CD oberflächlich gehört wurde, tauche ich jeweils tiefer und suche nach Ecken und Kanten. Bei Rude Tins werde ich beim Assoziationen zu George Orwell auslösenden Titel «1984» erstmals fündig. Es sind die drohend stampfenden Beats, die nur von revolutionär anmutenden Trompeten gebrochen werden, die sofort gefallen. Ganz anders sind die zart gezupften Gitarrenklänge am Anfang von «Mr. President», doch auch sie schwingen sofort im Kopf. Es ist vielleicht der poppigste Song auf dem Album und genau darum darf, soll es sogar so sein. Denn damit gelingt es der achtköpfigen Truppe, Abwechslung in das Album zu bringen.

Beim intensiven dritten Hörgang bleibt mein Ohr bei «Call The Police» hängen. Wieso? Weil Rude Tins ihre Wurzeln im Punk haben und der Song das musikalisch deutlich klar macht, aber im Kontext mit dem Klischee spielt, dass es eigentlich als Schlagwort «Fuck The Police» heissen müsste. Das Jonglieren mit den Worten kehrt dann aber den Spiess trotzdem geschickt in die erwartete Richtung. Damit lässst sich abschliessend sagen, dass die Band mit dem dritten Album «State Of Flux» ein wunderbar funktionierendes Werk vorlegen, das weit über die Ska- und Punkwurzeln hinausgeht und sich eigentlich genreübergreifend bedient. Ich hör mir jetzt das Album noch ein paar Mal an, denn zu entdecken gibt es jedes Mal etwas Neues.

Wir haben Rude Tins vor dem Release der Platte zum Interview getroffen. Hier nachzulesen.

Rude Tins - Call The Police




Rude Tins live:

  • 16.11.2013 Galvanik Zug (Mit Rantanplan)
  • 23.11.2013 Yucatan Engelberg
  • 09.12.2013 Dynamo Werk 21 Zürich (Mit Scutluck)
  • 22.02.2014 Oeyetli Saanen
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