Psychedelischer Trip und Nostalgie - ORCHID live
Barbara Borowski - Dienstagabend vor dem Mascotte, die Dunkelheit ist bereits eingebrochen, es ist kalt und nass, rasch am Türsteher vorbei, die nassen Jacken werfen wir über die Garderobentheke, und hören bereits die Bässe, schnell die Treppe rauf ans Konzert.
Wir blicken zur Bühne, auf der gerade die zweite Vorband BLUES PILLS spielt. Übrigens sind alle Bands heute Abend beim gleichen deutschen Musiklabel Nuclear Blast, bei dem auch Bands wie Graveyard, Sepultura oder Witchcraft zu Hause sind. Wir richten unseren Blick wieder zur Bühne. In der Mitte steht die Frontsängerin Elin Larsson, eine kleine zierliche Frau mit einer gewaltigen Stimme, sie erinnert mich irgendwie an Mette Lindberg (Frontfrau von Asteroid Galaxy Tour, die Band aus der Heineken Werbung). Beim ersten Song verstehe ich erstmal gar nichts, weil der Text schwedisch ist. Für mich kein Problem – Schliesslich singt Ex-Hellacopter Robert Dahlquist in seiner Band Dundergåtet auch schwedisch – and I like!!
Dass Elin Larsson oft mit Janis Joplin verglichen wird, ist ihr nicht abzusprechen, da ist ganz schön viel Power, Gefühl und Schmerz in ihrer Stimme. Auch sehr gespannt war ich auf den französischen Ausnahme-Gitarristen Dorian Sorriaux, kaum 18 Jahre alt – und tatsächlich, nach ein paar eher eher zähen Songs kam er dann zum Zug - locker lässig schleuderte er seine bluesigen Riffs ins Publikum und slidete auf seiner Gitarre wie ein alter Hase, auch die Sängerin wurde lockerer und wilder, das Publikum reagierte ebenwürdig. Fand ich die Band anfangs noch etwas lahm, überzeugten sie in der zweiten Hälfte des Gigs umso mehr mit ihrem Psychedelic Blues.
Nach dieser sanften Rückführung in die 70er-Jahre war es nun Zeit für den sehnlichst erwarteten puren Doom Rock. Gespannt drängten wir uns ein paar Reihen vor, die Spannung im Publikum war zu spüren, denn wer ORCHID noch nicht live sehen konnte, hat bestimmt schon die überragend guten Kritiken zum Debüt-Album «Capricorn» und zur neusten Platte «The Mouths of Madness» gelesen – die Erwartungen des Publikums und von mir waren gross. Der Saal wurde dunkel, die Bandmitglieder huschten auf die Bühne und gleichzeitig mit dem ersten Gitarrenklang ging das Licht an und da standen sie – ORCHID. Und sie legten gleich richtig los - tief, laut und wummernd brach der harte Sound auf das Publikum herein. Frontmann Theo Mindell (noch angezogen) schriesang mit einer kopflastigen Stimme und Gitarrist Mark Thomas Baker sorgte mit seinen Riffs, mal melodisch, mal mit gelungenen Solopassagen für Freude beim Publikum. Die Köpfe wurden ordentlich geschüttelt.
Dass die Band ein Black Sabbath Abklatsch sei, lässt sich in jedem Plattenreview nachlesen, und ja, es stimmt, Orchid, der Bandname stammt übrigens vom gleichnamigen Song von Sabbaths «Master of Reality», klingen sehr nach Black Sabbath – die Riffs sind teils fast identisch – Meine Nachbarn links und rechts bemerken, dass manche Riffs denen anderer Grössen der Rockgeschichte verdächtig ähneln.
Ich sah Black Sabbath mit Ozzy Osbourne 2005 live am Roskilde Festival – und das war bombastisch – und ehrlich gesagt, nicht ganz vergleichbar mit dem Auftritt von Orchid. Aber wer hat denn erwartet, an diesem Abend Black Sabbath live im Mascotte zu sehen? Die Band ist ganz klar von Black Sabbath und anderen legendären Bands beeinflusst, hat aber ihre eigene Energie, sie sind kein Abklatsch, sondern eine Bereicherung im Genre Doom Rock.
Die Show war Hammer, das Publikum ging ab, das Bier hat geschmeckt – and that is what Rock Music is all about! Cheers und bis zum nächsten Gig!
Orchid live!
Orchid live!
Am Ende noch an den Merchandise-Stand T'shirt und Platte - check ;)
Login oder Registrieren