Kein Bass auf der Welt klingt wie unserer
Patrick Holenstein - Direkt vor dem Auftritt als Support von Editors haben wir Maarten und Jinte von der belgischen Band Balthazar zum Interview getroffen.
Das leere X-Tra wirkt eindrücklich. Jedes Wort von Maarten und Jinte scheint nachzuhallen. Die beiden Musiker haben eben den Soundcheck hinter sich gebracht und wirken völlig entspannt. Sie erzählen von Instrumenten, die in Seen fielen, vom Leben auf Tour mit den Editors und wie der kulturelle Support in Belgien so ist.
Woher kommt euer Bandname?
Maarten Devoldere: Es gibt einen alten Mann, der in den Bergen von Belgien lebt und so heisst. Wir haben ihn nie gesehen, aber er hat uns Brieftauben gesendet und uns auf diesem Weg Aufgaben zukommen lassen. Zum Bespiel sollten wir zwei Songs zu einem Thema schreiben. Oder wir sollten Patricias Haarschnitt ändern. Solche Sachen eben. Er hat die Band ein wenig von den Bergen aus geführt. Es war ähnlich wie bei «Drei Engel für Charlie», nur statt drei schönen Frauen hatte er uns. (Beide lachen). Vier hässliche Bastards und eine wunderschöne Frau.
Habt ihr gewusst, dass es ebenfalls die Bezeichnung für eine 12-Liter-Flasche Champagner ist?
Jinte Deprez: Ja, ich weiss das, aber wir haben noch nie so eine Flasche geschenkt bekommen. Wir sind wohl nicht berühmt genug dafür.
Maarten: Aber natürlich gibt es diverse Referenzen zum Namen, sei das in der Literatur oder sogar in der Bibel, in der einer der heiligen drei Könige diesen Namen trägt.
Ihr wart eben mit den Editors auf Tour. Wie ist es mit der Band auf Tour zu sein?
Jinte: Es ist grossartig. Natürlich ist es super, dass wir in Ländern spielen, in denen wir nie zuvor waren, wie Lettland oder Polen. Das ist schon sehr cool. Und natürlich sind die Hallen auch grösser.
Maarten: Besonders ist natürlich, dass wir, obwohl wir nicht so bekannt sind, vor 2000 Menschen spielen und wir so neue Fans gewinnen können. Die Editors sind zudem sehr nette Typen und es ist sehr angenehm, mit ihnen zu touren.
Wie kam es dazu?
Maarten: Sie haben uns gefragt, weil sie eine Show von uns gesehen haben. Wir spielten damals in ihrer Heimat Birmingham. Das ist ungefähr ein halbes Jahr her.
Jinte: Wir haben aber auch das gleiche Label und den gleichen Booker. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb sie uns kennen.
Anderes Thema. Seid ihr Filmfans?
Jinte: Wir sind grosse Filmfans. Ich liebe alle Filme mit Will Smith.
Maarten: Ja, da ist er wirklich wie ein Süchtiger.
Jinte: Ich mag besonders «Independence Day». Das ist für mich der beste Film, der je gedreht wurde.
Die Frage stellt sich, weil einige eurer Videos ein bisschen surreal und wie Kurzfilme aussehen. Besonders der Clip zu «Sinking Ship». Woher kommen die Ideen?
Jinte: Wir sind grosse Fans der bisherigen Arbeit des Regisseurs, der das Video gedreht hat. Also fragten wir ihn, ob er einen Clip für uns inszenieren würde. Wir haben ihm eine Carte Blanche gegeben und er konnte machen, was er wollte. Wenn du mit einem guten Namen arbeitest, musst du nicht mit deiner eigenen Vision kommen, sonst kannst du es gleich selbst machen. Und dieses Mal wollten wir ihn und wir wollten das, was er im Song und in den Lyrics sieht. Es ist also nicht so ganz unsere Idee, aber unsere Musik hat ihn dazu inspiriert. Ich bin eher ein Fan von Abenteuerfilmen wie Indiana Jones. Nicht wirklich die surrealen Sachen. Aber ich mag den Clip.
Der Sound von «Sinking Ship» ist düster und melancholisch, aber auch etwas hoffnungsvoll. Halt wie der Soundtrack zu einem Film.
Maarten: Wir schreiben ja eigentlich Popsongs. Wir haben dann die Worte und die Akkorde und die dauern in der Regel drei, vier Minuten. Wir mögen es aber, die Atmosphäre von Filmen auf unsere Songs zu legen. Ohne Filmmusik wären wir wohl gar nicht daran interessiert, die Musik zu schreiben, die wir machen.
Jinte: Ausserdem gibt es ja schon einen Soundtrack über ein sinkendes Schiff zu «Titanic».
Die Band gibt es seit 2004. Wie ist denn eigentlich die staatliche Musikförderung in Belgien?
Maarten: Sie geben uns sehr viel Geld für unsere Musik. Nein, Spass beiseite. Es ist ganz ok, aber es gibt Länder, die mehr für die Musikförderung ausgeben. Aber Belgien ist ok und es wird schon auf die Kulturschaffenden geachtet. Und natürlich gibt es verschiedene sehr bekannte und gute Bands aus Belgien wie 2ManyDJ. Wir stammen übrigens aus der gleichen Stadt, kennen sie aber nicht persönlich.
Gibt es einen besonderen Moment in eurer Karriere, an den ihr euch erinnert? Vielleicht eine spezielle Show?
Jinte: Das sind viele. (Überlegt lange). Speziell ist natürlich, dass wir dreimal am Rock Werchter (Zählt zu den vier grössten Festivals in Europa. Anm. d. Red.) spielen konnten.
Maarten: Wir spielten eine Show auf einem Festival in Südafrika. Das ist so ungefähr fünf Jahre her. Die Bühne war in einen See gebaut und die Leute schauten vom Ufer aus zu. Als wir spielten, brach die Bühne an einer Seite ein und das ganze Equipment und einige von uns fielen ins Wasser. Unsere Instrumente, Verstärker und so weiter waren nass. Aber wir mussten die Show beenden. Also fischte ich meinen Bass aus dem Wasser, komplett durchnässt. Aber er klang plötzlich völlig anders, irgendwie viel besser. Wir benutzten diesen Bass für alle unsere Platten und haben ihn auch jetzt live noch immer dabei. Es gibt auf der ganzen Welt keinen Bass, der klingt wie unserer. Es sollte also jeder nach Afrika fliegen und seine Instrumente in diesen See schmeissen.
Jinte: Vielleicht sollten wir daraus eine Touristenattraktion machen.
Habt ihr schon Pläne für die Zeit nach der Editors-Tour?
Maarten: Wir haben im Februar unsere eigene Tour und danach starten wir mit den Arbeiten am neuen, dritten Album.
Werdet ihr wieder selbst produzieren?
Maarten: Weiss ich gar nicht. Das ist gut möglich, wir mögen es, unser eigener Chef zu sein, aber vielleicht arbeiten wir auch mit einem Produzenten. Mal schauen.