Weniger Penis = Mehr Geld?
Marco Büsch - Tatu Westling von der Universität Helsinki hat Unerhörtes herausgefunden: Size does matter. Und nicht zu knapp. Jedenfalls wenn es um das Wirtschaftswachstum geht.
An einem lustigen Abend schaute sich Tatu Westling zum Spass mit ein paar Freunden eine Weltkarte der durchschnittlichen Penisgrössen an und bemerkte Ähnlichkeiten mit einer anderen, ihm geläufigeren Karte: Der Weltkarte mit den Wachstumsraten der verschiedenen Volkswirtschaften. Aus Spass wurde (Halb-)Ernst und Westling fand anhand einer Regressionsanalyse zweier Datensätze heraus: Size does matter. Zumindest erklärt die durchschnittliche Penisgrösse bis zu 20 Prozent der Abweichungen zwischen den unterschiedlichen Wirtschaftswachstumsraten von über 120 Ländern. Das ist ein höherer Prozentsatz als beispielsweise für die Variable „political regime type“. Mit anderen Worten: Die durchschnittliche Penislänge ist wichtiger als das politische System eines Landes bei der Erklärung von unterschiedlichen Wirtschaftswachstumsraten. Bevor jetzt aber alle Männer ihr Handwerk niederlegen und nur noch mit einer Penispumpe herumhantieren, muss man Westlings Paper doch noch ein wenig genauer erläutern.
Der Zusammenhang, welcher Westling gefunden hat, ist negativ, was heisst, dass das Wirtschaftswachstum steigt, je kleiner der durchschnittliche Penis ist. Es handelt sich aber um eine U-förmige Beziehung, was wiederum heisst, dass der negative Zusammenhang zwischen der Penisgrösse und dem Wirtschaftswachstum nur zwischen der durchschnittlichen Penisgrösse von 12cm und 16cm gegeben ist: Alle Länder, deren Männer grössere Penisse als 16cm besitzen, haben ein grundsätzlich niedrigeres Wirtschaftswachstum, jedoch auch die Länder, in denen der durchschnittliche Penis unter 12cm lang ist. Das höchste Wirtschaftswachstum haben Länder mit einer durchschnittlichen Penisgrösse von knapp 14cm, die Schweiz ist also mit ihren 14.35cm ziemlich weit vorne mit dabei. Jetzt dürfen aber unsere Penisse eindeutig nicht mehr weiter wachsen, denn mit jedem gewachsenen Zentimeter würde unser Wirtschaftswachstum zwischen 5 und 7 Prozent sinken. Also bitte Hände weg von Peniswachstumspillen, welche immer in Spam-Mails angeboten werden!
Es bleibt die Frage zu klären, weshalb denn dieser vermeintliche Zusammenhang überhaupt besteht. Westling hat hierzu zwei mögliche Erklärungen bereit: Zum einen steht die Penislänge im Zusammenhang mit dem Testosteronspiegel, welcher wiederum die Risikobereitschaft erhöht. Die Länder, welche nur mittelmässig risikobereit sind, haben die höchsten Wachstumsraten, während Länder mit sehr hoher oder sehr niedriger Risikobereitschaft das Nachsehen haben und nur ein niedriges Wirtschaftswachstum generieren. Der zweite Erklärungsansatz bezieht sich auf das Selbstbewusstsein: Ein Mann mit einem grossen Penis braucht kein Wirtschaftswachstum, denn er hat einen grossen Penis. Wirtschaftlich gesprochen ist der Grenznutzen zu klein für Leute mit grossem Penis: Die Zeit, die ich zum Geldverdienen brauche, weil Geldhaben mein Selbstbewusstsein steigert, brauche ich lieber für etwas anderes, weil ich schon ein hohes Selbstbewusstsein habe, weil grosser Penis. Das klingt ziemlich plausibel.
Es gibt da aber auch noch ein anderes Problem: Die Frauen. Was machen wir mit den Frauen? Die Daten sind aus den Jahren 1960 bis 1985, da hatten die Frauen noch nicht so viel Einfluss auf das BIP, aber heute ist das schon schwieriger. Wie soll man die Frauen miteinberechnen? Mit der Brustgrösse? Aber finden Frauen kleine Brüste genauso schlimm wie Männer kleine Penisse? Und wie ist das mit dem Zusammenhang: Vielleicht ist der durchschnittliche Schweizer Penis ja 14.35cm lang, weil wir ein so hohes Wirtschaftswachstum haben und nicht umgekehrt? Wobei wir dann ziemlich verloren hätten in der Wirtschaftskrise, weil die ja im Gegensatz zu anderen Ländern ziemlich harmlos an uns vorüberging. Man wird fast ein bisschen neidisch auf die Griechen. Aber eben: Wir befinden uns hier in einem kleinen Minenfeld von schwierigen Folgefragen. Tatu Westling meinte jedenfalls zu seiner Arbeit, dass es noch weitere Forschung brauche mit weiteren Datensätzen. Bis dahin arbeitet bitte nicht zu viel. Sicher ist sicher.
Hier zum selber Nachlesen und allfälligem Weiterforschen:
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