König und Königinnen des Soul sind auferstanden
Dominique Rais - Finesse beim Songwriting und mit dem Blues im Blut, so überzeugte Beth Hart vergangenen Dienstag im Zürcher Volkshaus. Doch, dass die 41-jährige Sängerin mit ihrer vierköpfigen Band überhaupt auf der Bühne stand, war keinesfalls selbstverständlich.
Die Augen geschlossen. Nur der Musik lauschen. So durchlebte man eine Reise durch die einstige Blütezeit des Blues und Soul und vergas von Zeit zu Zeit, dass es die tiefe rauchige Stimme von Beth Hart war die, die Synapsen verrückt spielen liess. Ob von der ganzen Band oder nur durch Akustikgitarre oder Keyboard begleitet ergab sich von Song zu Song eine Symbiose zwischen Stimme und Instrumenten. Ab und an liess Hart ihrer Band freien Lauf: Gitarrist PJ Barth brachte die Saiten zum Glühen und Schlagzeuger Abe Fogle sorgte für entspannte Coolness indem er mit der einen Hand die Drums bearbeitete und mit der andren den Drumstick jonglierte.
Auch wenn Beth Harts Songs doch eine gewisse Schwere mit sich brachten, wurde diese gekonnt mit Humor durchbrochen, wie bei „Stinky Feet“, einer Hommage an die stinkenden Füsse ihres Mannes. „Bang Bang Boom Boom“ von Beth Harts in diesem Jahr veröffentlichtem gleichnamigen Album und mit dem anschliessenden Etta James Cover „I’d Rather Go Blind“ sorgte die Blues-Rockerin für Standing Ovations und tobenden Applaus. Um dann mit einer satten Zugabe aus fünf weiteren Songs das Publikum abermals zu beglücken. In sanftes Scheinwerferlicht getaucht sass Beth Hart am Keyboard und spielte die Melodie von „Take It Easy On Me“, während sie ihre Stimme subtil und bedacht einsetzte: mal leise und fast gebrochen, dann wieder laut und energisch.
Nach über zwei Stunden Blues-Rock vom Feisten war es nahe zu unmöglich etwas am Konzert von Beth Hart auszusetzen. Doch wer sucht, der findet und dabei lag es wortwörtlich im Auge des Betrachters etwas bemängelnswertes zu finden: das Kleid. In einem grau in grau, dem winterlichen Wetter angepasster Batiklook. Sicher war das Kleid von Beth Hart nicht das stilvollste aus dem Fundus ihrer Garderobe. Doch letztendlich war auch die Optik nur zweitranging, denn die Musik stand im Mittelpunkt. Und Musik zu machen, authentischen und ehrlichen Blues-Rock abzuliefern versteht die Amerikanerin wie kaum eine andere.