Süsse Sounds mit viel Ironie
Patrick Holenstein - Die Band Candy From A Stranger hat mit den dritten Album "1nisch" das Kunststückgeschafft, zwischen leichten Pop-Hip-Hop-Songs und ironisch-herben Texten zu pendeln. Klappt bestens.
So gut das Zusammenspiel mit Peter Reber funktioniert, der Reiz am Album „1nisch“ liegt im eingespielten Team, das die beiden Rapper mit der Sängerin MeeRa bilden. So jodelt die 24-jährige bei „Hyazinth“ und suggeriert die heile Welt, während ihre Mitspieler eben jene auf der Textebene genüsslich in der Luft zerreissen. Da bekommen Politik, Wirtschaft und das soziale Leben so richtig ihr Fett weg. Das feine Gespür für Ironie zieht sich durch die gesamte Platte. Ob wie bei „Zug nach Züri“ vermeintliche bekiffte Zeilen wie „I nimme no en Zug ... nach Züri“ gesungen werden und dabei herzhaft gelacht wird oder ob die brüderlichen Zeilen „So lang mir zäme ha, git’s nüt z sterbe“ mitten in „Filmriss“, der Hymne auf die Freundschaft und den eigenen Stand im Leben, als Schlagwörter viel Kraft ausstrahlen.
„1nisch“ ist bereits das dritte Album der drei Musiker. Darauf ist eine Handvoll vermeintlich zuckersüsses und in eingängige Rhythmen verpacktes Ear-Candy. Aber nur beim ersten Hördurchgang ist das so, denn achtet man auf die cleveren Texte, wird schnell klar, dass Candy From A Stranger sich intensiv mit dem Leben und allen Facetten beschäftigen und sich dabei natürlich die Frage nach den „Meilensteinen“ in der Vergangenheit stellt. Zusammen mit dem Solothurner Rapper Bensch besingen sie eben diese, während MeeRa dazu einen süffigen Refrain auslegt. Für „Lost You“ haben sie den Chor Vidas eingeladen. Dabei fängt mit der Single „Süde“ als Opener der Platte alles noch bestens an. Die Vögel ziehen symbolisch in den Süden und lassen alle Sorgen hinter sich.
Die Platte „1nisch“ funktioniert auf vielen Ebenen. Die beiden Rapper ergänzen Sängerin MeeRa ideal und der Kontext offenbart, dass die Band sich über das Leben generell sehr viel Gedanken gemacht hat, aber trotzdem haben sie keine düstere und niederschmetternde Platte geschrieben, sondern ihr feine Sozialkritik in Beats gepackt, die vordergründig mitreissend und leicht bekömmlich klingen. Man soll ja keine Süssigkeiten von Fremden annehmen, aber dieses Candy sollte keiner ablehnen, egal woher es kommt.