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18. Februar 2014, 22:42 Konzert Music

Anna Calvi: die Herrin der leisen Töne

Ramon Göldi - Eine zierliche Frau, ein wenig roten Lippenstift und natürlich ihre Gitarre - mehr brauchte es gestern bei Anna Calvis Auftritt im Zürcher Kaufleuten gar nicht, um einen Bann auf das Publikum zu legen. Die im Preview beschriebene Sirene schmetterte ihre Lockrufe eindrucksvoll in den Festsaal.

Eine sehr intime Stimmung, die sich den Besuchern des Anna Calvi Konzerts im Zürcher Kaufleuten bot. Bedingt durch ihren relativen Newcomer-Status und zugegebenermassen künstlerischen Groove hatte man endlich wieder einmal Platz im Festsaal. Ein nicht ausverkauftes Konzert mag der Veranstalter allenfalls beklagen, die Künstlerin und die Zuhörer aber dankten es ihr. Nachfolgend eine kleine Schilderung eines zauberhaften Abends in prunkvoller Atmosphäre mit gesetzterem Publikum.

Was wurde die Anna nicht alles gelobt. Die 'neue Patti Smith' oder 'die vielversprechendste Neuentdeckung Englands' bis zum 'bescheidenen, akademischen Wunderkind' sind nur wenige der Rezensionen, die sie mit ihrem Erstling einheimsen konnte. Man hatte dementsprechend hohe Erwartungen an die Soiree und wurde, ihr ahnt es, nicht enttäuscht.

Nachdem die Vorband endlich abgerauscht war (ein wundervoll prätentiöses Duo) und der Spannungsbogen arg genug strapaziert wurde, betrat die zierliche Gestalt der Anna Calvi endlich die Mitte der Bühne. Wider Erwarten gekleidet in eine schlichte, aber schicke weisse Bluse und nicht in gewohnter Flamenco-Manier blickten ihre stechend blauen Augen gebannt in die Menge. Zaghaft und ganz langsam schlug sie die erste Saite an, als es um die Kaufleuten-Meute schon geschehen war - ihre dunkle Stimme, in Kombination mit leichter Perkussion und dezenter Gitarre, die den Titel sing to me bildeten. Man lehnt sich nicht zu stark aus dem Fenster, wenn man die Szenerie als nicht von dieser Welt bezeichnen möchte.

Ihre Spezialität - ihrem Instrument bald streichelnd, bald schlagend jegliche Facette abzuringen - zeichnete auch den weiteren Verlauf ihrer Darbietung aus. Mit der ersten Single-Auskopplung ihres zweiten Albums, dem melancholisch-schönen Stück Suddenly, dem schnelleren Piece by Piece oder natürlich mit ihrer ersten besser bekannten Nummer Jezebel versetzte sie die Leute derart in Trance, dass sogar ich mich darauf konzentrieren musste mir genug für diesen Artikel zu merken. Ein Erlebnis der Sonderklasse!

Speziell erwähnenswert ist, dass die Gute auch noch fantastisch covern kann. Bruce Springsteens Fire in nie da gewesener Form: gehaucht, zerbrechlich, ja befreit von der Country-Seele, die dem Original innewohnt und dennoch mit derselben sehnsüchtigen Grundstimmung.

Kostprobe gefällig?

Zusammenfassend muss festgehalten werden, dass obwohl die Erwartungen hoch waren, das Schweizer Publikum wie gewohnt nahezu komatös lauschend dastand und das Bier halt acht fucking Stutz kostet, es eines der schönsten Indoor-Erlebnisse der letzten Jahre war. Merci Anna, merci Kauf!

Videoquelle 1: Official YouTube Channel Anna Calvi

Videoquelle 2: Oui FM YouTube Channel

Bildquelle: Official Facebook Homepage

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