Review: Mad Caddies @ Schüür, 11.05.07
Dominik Mösching - Die Dixieland-Ska-Punk-Grössen bliesen am Freitag (11.05.) zum Angriff - schnell, laut und ein bisschen durchgeknallt. So wie immer also. One, Two, Three, Four und ab die Post: Die Mad Caddies. (www.madcaddies.com)Ein letztes Mal forderte Sänger Chuck Robertson die verschwitzte...
One, Two, Three, Four und ab die Post: Die Mad Caddies. (www.madcaddies.com)
Ein letztes Mal forderte Sänger Chuck Robertson die verschwitzte Masse zum Mitjohlen auf, ein letztes Mal schlenzte Eduardo Hernandez seine Posaune gefährlich nahe über den Köpfen des Publikums hinweg, und zum letzten Mal an diesem Abend sprang ein Skate-Punker über die Monitoren hinweg auf die Köpfe und Hände der vorderen Reihen. Dann war fertig und die Meute gab zügig den Blick frei auf den schweissnassen, klebrigen, mit Glassplittern und Zigarettenstummeln übersäten Boden: The Mad Caddies were here.
Luzern durfte sich also als gerockt betrachten, oder jedenfalls die paar hundert Teens und Twens, die vorgestern Freitag (11.05.) für die Szene-Grössen in die Schüür gepilgert waren. Die Mad Caddies, quasi immer auf Tour, gelten als exzellente Live-Combo, und man war gespannt, wie sich die geruhsamere Gangart der aktuellen CD Keep It Going in das vielseitige Schaffensspektrum der Band einfügen würde. Seit rund zehn Jahren kombinieren die Kalifornier Melodic Punk, Ska, Reggae, Country, Polka und vor allem Dixieland Jazz zu ihrem explosiven und charakteristischen Sound.
Nun, um es kurz zu machen – die Caddies konnten nicht uneingeschränkt überzeugen. Klar waren viele der lieb gewonnenen Klassiker dabei: No Hope war da, Polyester Khakis, Monkeys und Road Rash, zum Schluss (und zum Glück) auch der All-Time-Hit Macho Nachos. Klar werden sie technisch immer besser, vor allem Trompeter Keith Douglas ging mit seinem Plunger ab wie eine Rakete. Klar verfügen sie über eine tolle Bühnenpräsenz. Aber irgendwie sprang der Funken doch nicht recht über. Sie wirkten routiniert, und Frontmann Chuck kommunizierte relativ uninspiriert mit dem Publikum, das bis zur Mitgröhl-Nummer All American Badass im Zugabenblock nie auch nur annähernd die Lautstärke erreichte, die man an solchen Abenden erwarten würde. Auch die beiden Vorbands, die Lokalmatadoren Basic Motor Skills und Pepper aus Hawaii, hatten es zuvor schwer gehabt.
Aber vielleicht waren die nietenbegurteten und skatebeschuhten Kids auch zu fest damit beschäftigt, im Moshpit halbwegs Haltung zu bewahren. Gerade angesichts der Stagedive-Versuche im Minutentakt eine nicht ganz einfache Sache. Auch bei den ruhigen und melodiösen Tunes (Backyard oder State Of Mind etwa) ging der Pogo unvermindert weiter – Lieder, die die Mad Caddies übrigens toll adaptierten und die eine willkommene Abwechslung boten zu den abgängigen One-Two-Three-Four-Und-Ab-Die-Post-Songs.
Letztere standen sowohl für die Band als wohl auch für die Mehrzahl des Publikums im Zentrum, weshalb die Rechnung nach eineinhalb Stunden Konzert durchaus aufging. Trotz mehr Reggae und weniger verzerrter Gitarre auf dem neuen Studio-Album: Die Live-Shows sind immer noch Punkrock. Genau wie damals, als man selbst noch in der Mitte vor der Bühne die blauen Flecken holte.