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20. März 2014, 12:53 Movie

Journey to Jah im Kino

Gregor Schenker - Um zwei europäische Reggae-Künstler geht es im Dokumentarfilm „Journey to Jah“. Was bringt einen Deutschen und einen Italiener dazu, ihr Heil in der jamaikanischen Kultur zu suchen? Am Ende sind die Nebenfiguren viel interessanter als die beiden Stars.

Ganze sieben Jahre lang haben die beiden Dokumentarfilmer Noël Dernesch und Moritz Springer zwei europäische Reggae-Künstler begleitet. Der Deutsche Gentleman und der Italiener Alborosie treten sowohl auf den Strassen von Kingston als auch vor Tausenden von Fans in Köln auf. Ansonsten pröbeln sie im Studio an ihren Texten herum, singen bei Radiointerviews der Moderatorin etwas vor oder Besuchen wieder einmal ihre Heimat. Freunde und Kollegen haben nichts als Lob für die beiden übrig.

Ab und zu setzen sie sich dann für die Kamera hin und sprechen über ihre Reise zu Gott, über ihren Weg zum Reggae und ihre Liebe zur jamaikanischen Kultur. Aber jedes Mal, wenn Gentleman und Alborosie (eigentlich Tilmann Otto und Alberto D'Ascola) ihre Lebensweisheiten zum besten geben, wird’s ganz schnell sehr seicht.

Alle Menschen sollen sich liebhaben, Materialismus ist schlecht, die Kirche bist du selbst: Die beiden vertreten einen unreflektierten Wohlfühl-Spiritualismus voller Wischiwaschi-Phrasen. Mit dem Rastafari-Glauben hat das nur am Rande zu tun, es ist einfach der kleinste gemeinsame Nenner modernen Christentums. Betont harmlos, etwas, worauf sich fast alle einigen können (kein Wunder, erhielt der Film am vergangenen Zurich Film Festival den Publikumspreis).

Sehr viel spannender ist, wenn die Professorin Carolyn Cooper oder der jamaikanische Musiker Jack Radics zu Wort kommen. Die haben sich offensichtlich tiefgehender mit der Materie auseinandergesetzt und mehr zu erzählen. Zudem bringen sie auch ein paar kritische Sätze zu Homophobie, Sexismus oder religiösem Dogmatismus in der Reggae-Szene.

Mit zunehmender Laufzeit läuft dann Terry Lynn allen den Rang ab: Die Künstlerin erzählt anschaulich von ihrer knallharten Jugend im Slum und den sozialen Problemen auf Jamaike. Und sie spielt keinen Durchschnitts-Reggea, sondern verbindet ihn mit aggressivem Elektro und einer trash-verliebten Punk-Attitüde: Ihre Band tritt unter anderem mit E-Gitarren in Gewehrform auf.
Das macht sie in jeder Hinsicht interessanter als die beiden nominellen Stars der Doku. Aber Journey to Jah macht halt in erster Linie Werbung für Gentleman und Alborosie. Schade.


Bewertung: 2 von 5



  • Titel: Journey to Jah
  • Land: Deutschland
  • Regie, Drehbuch: Noël Dernesch, Moritz Springer
  • Verleih: Look Now!
  • Start: 20. März 2014
Fotos von Look Now!
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