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3. April 2014, 00:24 Kultur Movie

Kino: A Long Way Down

Christine Albrecht - Was passiert wenn sich vier suizidale Menschen auf dem Dach eines Hochhauses treffen? Diese Frage stellt sich Nick Hornby in seinem Roman "A Long Way Down". Die tiefschwarze Geschichte hat nun ihren Weg auf die Leinwand gefunden. Es hätte gern etwas mutiger sein dürfen.

Die Briten sind ja vor allem für zwei Dinge bekannt: Für ihren schwarzen Humor und fürs Anstehen. A Long Way Down beginnt mit einer absurden Kombination dieser beiden Eigenschaften: Da steht Martin Sharp (Pierce Brosnan) am Abgrund auf dem Dach eines Hochhauses in London. Er gönnt sich gerade seine letzte Zigarre und bereitet sich auf sein bevorstehendes Ableben vor, als hinter ihm plötzlich eine Stimme höflich fragt: „Are you going to be long?“

Der Film, wie schon das Buch, mischt absolut Tragisches und Unbehagliches wie Selbstmord mit skurrilem Humor. Die Geschichte an sich ist höchst bizarr und herzerwärmend zugleich. Vier Menschen, unterschiedlicher könnten sie nicht sein, treffen sich in der Silvesternacht auf dem Dach des Topper’s House in London. Alle vier haben das gleiche Ziel: Suizid. Martin Sharp, ein einstig beliebter Frühstücksmoderator, hat durch Sex mit einer Minderjährigen einen Skandal heraufbeschworen; Maureen, die graue Maus der Truppe; JJ, der amerikanische Pizzabote und gescheiterter Musiker und schliesslich Jess, die fluchende 18-jährige Politikertochter.

Da es sich in Gesellschaft irgendwie schlecht Selbstmord begehen lässt, verlassen alle vier das Dach und erleben gemeinsam eine turbulente Silvesternacht und beschliessen schlussendlich, sich bis zum Valentinstag nicht umzubringen. Es dauert nicht lange und die Geschichte des suizidalen Quartetts mit prominenter Besetzung gerät in die Presse. Das Leben der vier gerät in heftige Turbulenzen und zwischen den vier Individualisten entwickelt sich eine eigentümliche und irgendwie erzwungene Freundschaft.

Die Dialoge zwischen den vier Hauptdarstellern sind messerscharf und meist sogar clever und witzig. Pierce Brosnan, ewig gestempelter James Bond, scheint seine Rolle als eleganter und etwas arroganter Ex-Promi zu gefallen. Eine Rolle, die der des britischen Agenten plötzlich gar nicht so weit entfernt scheint. Daneben spielt Toni Collette die Rolle als zurückhaltende, einsame Frau so gut, dass man sie fast nicht wiedererkennt. Gespielt mit viel Herz sind ihr das Mitgefühl und die Sympathie der Zuschauer sicher. Neben diesen beiden Filmgrössen stehen Aaron Paul und Imogen Poots.

Aaron Paul, zuletzt in der sehr erfolgreichen Serie Breaking Bad zu sehen, spielt die Rolle des etwas verschlossenen Amerikaners erfreulich bedachtsam. Imogen Poots, das aufsteigende Sternchen am britischen Filmhimmel, spielt den aufbrausenden Teenie mit so viel Leichtigkeit, das man fast glaubt, sie sei selbst gerade erst 18 Jahre alt geworden. Die 24-jährige Britin wird wohl noch von sich hören lassen.

Leider bewegen sich die Filmemacher etwas zu vorsichtig im Porzellanladen der Geschichte. Schwarzer Humor ja gerne, aber bitte nicht zu anstößig. Das ist die Problematik des Films, denn beides zu haben funktioniert nicht. Wenn schon eine schwarze Komödie, dann richtig. Man merkt A Long Way Down teilweise an, dass er es am liebsten allen recht machen würde. Etwas mutiger und schwärzer hätte es schon sein dürfen!

Doch A Long Way Down bleibt alles in allem witzige Unterhaltung mit immerhin ein bisschen schwarzem Humor und einigen witzigen und scharfen Dialogen. Der Film hätte aber gerne etwas mehr anecken dürfen. Der lange Arm des amerikanischen Filmmarktes ist hier wohl zu spüren, indem der Romanvorlage der nötige Kitsch und einige Tränendrüsendrücker eingeflochten wurden. Schade, denn Hornbys Geschichte wäre eigentlich nichts hinzuzufügen.

Bewertung: 3 von 5

  • Titel: A Long Way Down
  • Land: Grossbritannien
  • Regie: Pascal Chaumeil
  • Drehbuch: Nick Hornby, Jack Thorne
  • Darsteller: Pierce Brosnan, Toni Collette, Imogen Poots, Aaron Paul
  • Verleih: DCM
  • Start: 03.04.2014
Fotos von IMDb.pro
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