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30. Juli 2014, 16:11 Music Interview

Wir möchten gar nicht erst weggehen von hier

Patrick Holenstein - Thomas Warmsley und Samuel Toms von der Psychedelic-Rock Band Temples haben sich am Montreux Jazz Festival Zeit genommen für ein Interview.

Interview von Hansjürg Stämpfli in Zusammenarbeit mit Bäckstage.ch

Thomas Warmsley und Samuel Toms von der Psychedelic-Rock Band Temples haben sich vor ihrem Auftritt am Montreux Jazz Festival Zeit genommen für ein Interview. Dabei haben sie über ihre Erlebnisse in der Schweiz und vom Besuch im Chalet von Claude Nobs erzählt.

Ich habe in einem Interview gelesen, dass euer bisher komischstes Konzert in der Schweiz war. Erzählt doch bitte etwas mehr darüber.

Samuel: Ich weiss nicht mehr genau, wie das Festival heisst (Anm. d. Red.: Es war das Festival Antigel in Genf.). Sie haben ein geniales Konzept, in dem sie Konzerte an aussergewöhnlichen Orten ausrichten. Ich glaube sie haben eines an einem Flughafen oder auch in einem Einkaufszentrum. Wir haben unser Konzert in einem Hallenbad gespielt. Es war sehr heiss dort und komisch, den Leuten beim Schwimmen zuzusehen, während wir gespielt haben.

Thomas: Ich glaube wir haben ein gutes Konzert gespielt. Das Schwimmbad hat sich beim Gig in eine Konzert-Location entwickelt.

Als ich zum ersten Mal von Tempels gehört habe, wurde euer Sound als Tame Impala mit Refrains bezeichnet. Wie seht ihr das?

Samuel: Wir sind Fans von Tame Impala, weshalb ich das als Kompliment nehme.

Thomas: Ich glaube aber, dass Tame Impala auch Refrains in ihren Songs haben. Aber speziell bei unserem ersten Album wollten wir die Songs und das Songschreiben kurz und klar halten - und trotzdem Musik machen, die nicht linear ist. Wer weiss, was wir als nächstes machen.

Samuel: Es war eigentlich nicht unsere Absicht, ähnlich wie Tame Impala zu klingen. Das ist halt einfach, was dabei herausgekommen ist.

Thomas: Es gibt heute ziemlich viele Bands, die einen sogenannten zeitlosen Sound haben, denn es gibt viele Elemente, die auf Musik in der Vergangenheit zurückschauen, aber gleichzeitig auch vorausschauen und so sehr zeitgemäss sind.

Eure Musik ist stark beeinflusst von den späten 60ern und frühen 70er-Jahren. Ist dies Absicht, wenn ihr eure Songs schreibt?

Samuel: Das ist halt einfach der Sound, den wir mögen. Man kommt nicht drum herum, beeinflusst zu werden von dem, was man sich anhört. So einfach ist das.

Thomas: Die ganze Idee hinter dem Album «Sun Structures» ist, dass es sehr inspiriert ist durch die ersten Platten, die man wirklich mag. Wir wollten uns den Effekt wieder vorstellen, den diese Platten auf uns hatten.

Momentan gibt es einige Bands im Retro-Stil, zum Beispiel Wolfmother. Hört ihr diese Bands auch an?

Samuel: Ja, wir hören uns sehr viele neue Bands an. Es gibt eine tolle Szene in Austin, Texas, aber eigentlich auf der ganzen Welt kommt Retro auf, wie zum Beispiel in Berlin oder Liverpool. Es gibt viele grossartige moderne Bands und mittlerweile höre ich mir auch viel mehr moderne Bands an, als alte Bands.

Thomas: Es gibt auch so viele verschiedene Genres, die sich entwickelt haben. Selbst die gitarrenbasierten Bands sind auf der ganzen Welt sehr verschieden, was sehr gut ist, denn so kann man verschiedene Stile zusammenbringen. Ich denke es gibt keine Regeln.

Samuel: Wir alle mögen eine Band aus Schweden sehr, die GOAT heisst. Es ist so eine Art World-Music mit Einflüssen aus Afrika und Stammes-Rhythmen. Sie klingen wie The Stooges aus Afrika. Das ist lustig, wenn eine Band aus Skandinavien dann solche Musik macht und zeigt, dass die Leute quer denken.

Auf dem Album «Sun Structures» habt ihr einen Song, der «A Question isn’t Answered» heisst. Welche Frage wurde euch noch nie gestellt?

Samuel: Diese Frage! Die wurde uns noch nie gestellt und das ist eine super Frage! Die Antwort darauf wurde somit gleich in der Frage gegeben.

Könnt ihr bitte etwas über die Entstehung von «Test of Time» erzählen?

Thomas: Dies war einer dieser Songs, die sehr spät entstanden sind – etwa eine Woche bevor wir das Album bei der Plattenfirma eingereicht haben.

Samuel: Es startet mit einem Beat und einem Looping Beat, der sich durch den ganzen Song zieht.

Thomas: Ich weiss nicht, was ich sonst noch dazu sagen kann. Für die Texte müsste man James fragen, wenn man wissen möchte, wovon diese handeln, der schreibt die Texte.

Samuel: Ich glaube es war ein Song, der sehr schnell entstanden ist, da wir dabei waren, das Album fertig zu stellen. Da wir ihn auch gegen Ende aufgenommen haben, hatten wir auch vor, ihn in den letzten Teil der Platte zu setzen.

Angeblich seid ihr nach dem Konzert in Genf etwas gestresst gewesen, da ihr noch das Album fertig stellen musstet. War die Entstehung des Albums eher eine stressige Sache?

Samuel: Eigentlich nur, da wir versucht haben, das Album aufzunehmen, während wir auf Tour waren.

Thomas: Wir haben es glaube ich ziemlich gut gemacht, indem wir auf Tour waren und dann das Album aufgenommen haben. Aber als die Abgabefrist näher kam, hatten wir etwas mehr Druck.

Samuel: Aber eigentlich nur, weil man es perfekt haben will. Wenn man eine Zeitbeschränkung hat, so ist das viel stressiger.

Arbeitet ihr denn jetzt auch schon an einem zweiten Album während der Tour?

Samuel: Nein, überhaupt nicht. Wir sprechen viel darüber. Es ist sehr aufregend, sich Gedanken darüber zu machen, aber wir haben keine Zeit, etwas zu machen. Deshalb ist es vielmehr ein Sammeln von Ideen.

Thomas: Ich denke, wir mögen diesen Abstand, um uns gross Gedanken machen zu müssen. Denn die ganze Zeit, in der wir nun als Band aktiv waren, haben wir uns immer Gedanken gemacht, wie die Songs im Studio klingen würden, wenn sie fertig sind. Deshalb ist es gut, jetzt es einfach zu geniessen, wenn man live spielt und sich auch darauf zu fokussieren.

Samuel: Wir haben uns als Band auf jeden Fall verändert – selbst live. Wenn man uns vor sechs Monaten gesehen hat und jetzt, so ist das völlig anders.

Auch die Songs habt ihr live teilweise weiterentwickelt.

Samuel: Ja, bei gewissen Teilen haben wir das gemacht.

Thomas: Es ist auch unmöglich, genau das zu replizieren, was man im Studio gemacht hat. Es ist wichtig, dass der Sound live etwas anderes ist. Es gibt da nicht so viele Regeln und nichts ist in Stein gemeisselt. Es ist wichtig, seiner Intuition zu folgen und zu schauen, was dabei auf natürliche Weise rauskommt.

Beim Jazzfestival in Montreux wird jedes Konzert aufgenommen und manche werden auch veröffentlicht. Seit ihr jemals mit einer dieser Auskopplungen in Berührung gekommen?

Samuel: Ich habe mir da einige Sachen auf Youtube angeschaut.

Thomas: Ich habe mir vor Ewigkeiten mal das Konzert von Miles Davis angeschaut. Ich glaube viele Leute haben so «Live at Montreux»-Alben herausgebracht und die haben sich immer sehr gut verkauft. Die Leute wissen, dass es eine sehr prestigeträchtige Sache ist, hier zu spielen. Vielleicht sollten wir das auch machen!

Samuel: Wir werden aber Teil der Archivs werden oder?

Thomas: Ja, das werden wir. Und das ist noch viel aufregender, ein Teil davon zu sein! Es gibt ja sehr viele Festivals und dieses hier ist nach wie vor sehr klassisch und traditionell.

Oben auf dem Hügel ist ein Chalet, in dem sich angeblich die Musiker jeweils zu Jam-Sessions treffen. Werdet ihr heute Abend nach dem Konzert auch noch dorthin gehen?

Samuel: Das Chalet ist unglaublich. Wir waren gestern dort. Ich habe mit James auf einem Schlagzeug gejammt. Man hat uns gesagt, dass wir auf allen Instrumenten spielen können, die dort sind. Ich würde sehr gerne heute wieder dorthin, aber ich weiss nicht, ob wir heute wieder eingeladen sind. Wir möchten gar nicht erst weggehen von hier!

Temples - Colours of Life



Titelbild: Promobild
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