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5. September 2014, 15:47 Music Festivals Interview

Interview mit MØ

Dominique Rais - Letztes Wochenende ging mit dem Zürich Openair die Festival-Saison 2014 zu Ende. Students hatte vor dem Konzert von MØ am Samstagabend die Möglichkeit sie zum Interview zu treffen. Wir haben mit MØ aka Karen Marie Ørsted über die Schweiz, ihr Musikerdasein und ihr Privatleben geredet.

Hey Karen! Dein Künstlername ist MØ. Was für eine Bedeutung versteckt sich dahinter?
Genau. Eigentlich hat der Name MØ für mich zwei Bedeutungen: Zum einen bedeutet MØ im Dänischen so was wie unschuldiges Mädchen. In meinen Songs geht es viel ums erwachsen werden. Trotzdem versuch ich irgendwie aber immer noch am Kind in mir festzuhalten. Darum find ich MØ auch ganz passend. Der Name hat für mich aber auch noch eine ganz andere persönliche Bedeutung. Mein Grossvater war Künstler. Er hat gemalt und weil er Mogens Ørsted hiess hat er sein Gemälde halt immer mit seinen Initialen M und Ø unterschrieben.

Die Leute beschreiben deine Musik als eine Mischung aus Electro-Pop, R&B, Soul und Dupstep. Wie siehst du das?
Ja, das trifft es doch ganz gut. All das mit noch etwas HipHop und ein bisschen Punk-Attitüde. Heutzutage ist es wirklich schwierig Musik einem bestimmten Genre zuzuordnen. Meine grössten musikalischen Einflüsse waren aber schon immer Pop, Punk und HipHop. Darum denk ich, dass meine Musik irgendwie ein Mix aus all dem ist.

Im letzten Jahr wurdest du als Künstlerin auch ausserhalb von Dänemark bekannt. In der Vergangenheit warst du bereits einige Male in der Schweiz und hast hier kleinere Konzerte gespielt. Was für einen Eindruck hast du von der Schweiz?
Ich denke die Leute hier sind glücklich. Ich weiss man kann das nicht eifach so verallgemeinern aber ich hab schon das Gefühl, dass es den Leuten hier gut geht.

Siehst du einen Unterschied zwischen der Schweiz und Dänemark?
Ganz ehrlich? Nicht wirklich. Ihr habt ein Gesundheitssystem. Ihr habt Geld. (lacht) Das hat Skandinavien auch. Das schöne an Dänemark ist, dass die Leute glücklich sind. Aber das hat auch so seine Nachteile, denn irgendwie gibt es ja dann nicht so viel für was es sich zu kämpfen lohnt. Ich hab das Gefühl so ähnlich geht’s denn Leuten auch hier in der Schweiz. Aber das ist ja nichts Schlechtes. (lacht) Ich denk die Leute sind auch hier gegenüber Musik und Kunst sehr aufgeschlossen. Das gefällt mir gut.

Wie hat sich dein Leben im letzten Jahr verändert?
Es hat sich total verändert. Ich seh mich selbst jetzt nicht als berühmt. Naja, vielleich ein bisschen. (lacht) Naja, wie auch immer. Früher hab ich viel Zeit mit meinen Freunden verbracht, wir haben einfach alles zusammen gemacht. Jetzt seh ich meine engsten Freunde kaum noch. Ich hab einen Freund. Wir sehen uns zwar, aber ich bin eben auch viel unterwegs. Wenn ich also zuhause in Dänemark bin... Selbst dann fällt es mir oft schwer von der Arbeit abzuschalten. Ich bin wie darin gefangen. Ich lieb meine Arbeit als Musikerin so sehr, dass es schwer fällt einfach so loszulassen. In Interviews sag ich oft, dass ich Angst davor habe erwachsen zu werden. Aber verdammt noch mal, du musst einfach bereit sein. Ich bin zwar Musikerin, aber ich könnte genau so gut eine Business-Frau sein. Das spielt keine Rolle, du musst bei dem was du machst einfach professionell sein – egal was es ist. Ich liebe meinen Job. Aber ich vermiss auch meine Freunde und meine Familie.

Ein bisschen Heimat hast du aber auch am Zürich Openair, denn morgen Nachmittag spielen The Asteroids Galaxy Tour. Schaust du dir das Konzert an?
Leider nicht. Wir bleiben zwar über Nacht aber müssen dann ziemlich früh am Morgen wieder weiter. Wenn du The Asteroids morgen siehst. Richtest du ihnen ganz liebe Grüsse aus?
Na klar. Sicher doch.
Sag dem Drummer, dass ihn liebe. (lacht) Bevor er nämlich bei The Asteroids Galaxy Tour Drummer wurde, war er bei uns Drummer. (schmunzelt)

Natürlich hab ich mir dein Album „No Mythologies To Follow“ angehört. Wenn man sich die Songs anhört und dabei nur auf die Meldodie anstelle von den Lyriks achtet, dann könnte man das Gefühl bekommen, dass du über Regebögen und Blumen singst...
Oh Shit!
Regenbögen und Blumen mit einer Prise Unschuld. Und das mein ich durchweg positiv.
Puuh! Okai! (lacht)
Denn deine Songs sind eigentlich total emotional. Ist es deine Absicht auf die Art Gegensätze zusammen zu bringen?
Meine Absicht ist es in erster Linie so ehrlich wie möglich zu sein. Ich glaub einfach, dass ein Song und seine Lyriks nicht so interessant sind, wenn sie nicht direkt aus dem Herzen kommen. Ich weiss, das ist ein totales Klischee. Lalala... (lacht) Aber ich denke genau darum geht es, wenn man Musik macht. Man möchte aus diese Art und Weise kommunizieren und hofft natürlich verstanden zu werden. Wenn die Leute die Musik hören und sich vielleicht auch wieder darin finden, dann verbindet das und darum geht es doch schlussendlich. Sich verstanden fühlen.

Was ist dein Hauptthema mit dem du dich in deinen Songs beschäftigst?
Es fängst beim Sinn des Lebens an. (lacht) Die Rastlosigkeit, die Verwirrung. Wo es einem hintreibt. Was zu Teufel hier eigentlich abgeht. Die Suche nach etwas im Leben und der Angst davor erwachsen zu werden.

Was bedeutet es für dich Musikerin zu sein?
Es ist ein Traum der wahr geworden ist. Ich hab davon geträumt seit ich ein kleines Mädchen war. Seit ich mit 7 Jahren die Spice Girls entdeckt habe. (lacht) Die letzten zwei Jahre waren für mich so verrückt. Alles passiert so schnell, dass ich das alles manchmal gar nicht richtig fassen kann. Das ist manchmal fast schon beängstigend. Man weiss nie wie lange das so bleibt. Aber den Traum leben zu können, denn ich als Kind hatte ist der absolute Wahnsinn. Wenn so was Grosses auf einmal wahr wird, hat man manchmal das Gefühl, dass es gar nicht wahr sein kann. (lacht)

Hast du manchmal das Gefühl, das was du hast ist alles nur ein Traum? Und dass du Angst hast aufzuwachen?
Absolut. Aber ich denke es ist auch gut, dass man diese Angst hat, denn die Musikindustrie ist einfach knallhart und man sollte sich immer darüber bewusst sein, dass man nichts geschenkt bekommt und immer für seinen Erfolg kämpfen muss. Wenn die 7-jährige Karen gewusst hätte wie ihr Leben heute aussieht... Sie hätte definitiv einen Ohnmachtsanfall bekommen. (lacht) Ich wär glaub ich an einem Herzinfarkt gestorben. (lacht) Oh mein Gott, das wär einfach zu viel für mein kleines Köpfchen gewesen. (lacht)

Was für Musik hörst du eigentlich gerade auf deinem iPod?
Ehrlich gesagt hör ich gar nicht so viel Musik, weil ich sonst schon die ganze Zeit mit Musik zu tun hab. Wenn ich zuhause bin geniess ich einfach die Ruhe. Aber mir fällt grad ein, ich hab erst kürzlich wieder angefangen die alten Alben von Black Flag zu hören.

Im Frühling hast du dein erstes Album „No Mythologies To Follow“ rausgebracht. Arbeitest du schon an einer neuen Platte?
Ich bin eigentlich schon seit wir das erste Album abgeschlossen haben neue Songs am schreiben. Ich kann mich nicht erinnert, dass es in meinem Leben je eine zeit gegeben hat in der ich nicht irgendwie an einem Song gearbeitet hab. Ich arbeite an jeder Menge neuem Zeug zusammen mit meinem Produzent Ronni Vindahl.

Gibt es Künstler mit denen du gerne mal zusammenarbeiten würdest?
Es gibt so viele grossartige Produzenten und auch Künstler mit denen ich gerne mal zusammenarbeiten würde. Aber einen aus zu wählen ist echt hart. Wenn ich dir jetzt einen sag, hab ich das Gefühl ich muss alle sagen. Ich will niemanden ausschliessen. (lacht)

Du bist in den letzten Jahren ganz schön rumgekommen. Wo hattest du deinen bisher aussergewöhlichsten oder sogar seltsamsten Auftritt?
Das war definitiv in Brasilien. Letztes Jahr im Dezember haben wir einen Gig in einem Schloss in den Bergen gespielt. Vier Stunden ausserhalb von Rio de Janeiro. Das war am Geburtstag von Rasmus Valldorf, unserem damaligen Drummer, der jetzt bei The Asteroids Galaxy Tour spielt. Für uns wurde eine Bühne im Garten aufgebaut. Nebendran der Pool in dem die Leute sassen und ihre Drinks nahmen während die Vogue Brasil Bilder machte. Das war ein total wilder, irgendwie etwas komischer aber grossartiger Gig. Ziemlich aussergewöhnlich.

Dein geflochtner Zopf ist mittlerweile so was wie ein Markenzeichen von dir. Wie lange brauchst du morgens im Bad?
2 Minuten.

Also gehörst du nicht zu den Frauen, die eine halbe Ewigkeit im Bad verbringen?
Nein, gar nicht. Auch wenn ich mir manchmal wünschte ich wär so. Du kennst bestimmt diese Frauen, die immer top gestylt aussehen, gut riechen und immer so frisch aussehen. Aber ich frag mich dann immer, wer zum Teufel hat soviel Zeit und warum? (lacht)

Zum Thema Riechen – gut riechen. Wie heisst dein Lieblingsparfüm?
Das ist von Paul Smith – Floral. Aber ich kann es nirgends mehr finden. Ich war schon in unzähligen Parfümerien, aber nirgends gab’s das.
Vielleicht kannst du es ja online bestellen?
Gute Idee. Da bin ich noch gar nicht draufgekommen. (lacht) Das ist einfach mein absolutes Lieblingsparfüm.

Dein Lieblingsdrink?
Whisky-Cola. Oder White Russian.

Was machst du, wenn du nichts tun musst?
Das kommt fast nie vor. Aber wenn ich Zeit hab, dann verbringe ich die mit meinem Freund. Entspanne und schau Filme oder so.

Was ist für dich an einem Festival ein absolutes MUSS?
Meine Bauchtasche. Und die Nacht durchmachen, viel trinken und viel lachen. (lacht)

Und was ist für dich ein totales NO-GO?
Okai. Dann bin ich jetzt mal eine richtige Moralapostel. (lacht) Drogen nehmen wär für mich ein absolutes No-Go. Also harte Drogen, einen Joint rauchen ist okai. Aber harte Drogen – auf keinen Fall!

Dein Ratschlag an alle Musiker, die bisher noch keinen Erfolg hatten und noch nicht bekannt sind...
Sie sollten nicht probieren Musik zu machen, die sich anhört wie die von den Künstlern, die gerade angesagt sind. Sie sollten nicht denken, dass sie so sein müssen oder so klingen müssen nur weil das gerade angesagt ist. Also streicht euch das aus dem Kopf! Sie sollten sie selbst sein und nicht versuchen eine schlechte Kopie zu sein von etwas das es schon gibt. Scheiss aufs berühmt werden. Einfach nicht darüber nachdenken, was andere vielleicht denken könnten, sondern genau so sein wie man ist.

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