KINO: SIN CITY - A DAME TO KILL FOR
Murièle Weber - Harte Kerle, böse Mädchen, flotte Sprüche und viel Gewalt finden sich auch in der zweiten Installation der Sin City Reihe. Vor allem ist es aber einmal mehr ein visuelles Meisterwerk.
Wären da nicht die Frauen. Die machen sich an die Männer ran, mit ihren zerbrechlichen Gliedern, ihren grossen Bambiaugen und ihren zarten Stimmchen. Und dann machen sie die Männer dumm, vor lauter Liebe und Sex.
Die Sin-City-Reihe (man kann nur hoffe, es dauert nicht wieder neun Jahre bis zum nächsten Teil) basiert auf den Comics von Frank Miller, die wiederum auf den Noir-Filmen der 40er Jahre basieren. Nach dem zweiten Weltkrieg und den langen Jahren der grossen Depression waren die Menschen desillusioniert und Institutionen und dem Staat gegenüber misstrauisch. Das widerspiegelte sich auch in den damaligen Filmen. Die Stadt ist ein Dschungel, in dem gilt: fressen oder gefressen werden. Trauen kann man hier niemanden, am wenigsten den Frauen.
Wie schon im ersten Teil erzählt der Film gleich mehrere von Millers Geschichten. In Just Another Saturday Night kämpft Marv (Mickey Rourke) mit viel Galgenhumor gegen eine Bande verwöhnter junger Männer, die nach Sin City kamen um auf den Putz zu hauen.
In The Long Bad Night versucht Johnny (souverän Joseph Gordon Levitt) als Pokerspieler sein Glück und trifft dabei auf den Oberschurken Senator Roarke (Powers Boothe, wie immer furchteinflössend), der sich nicht so einfach geschlagen geben will.
In A Dame to Kill For trifft Dwight (Josh Brolin) einmal mehr auf die Femme fatale Ava (Eva Green), die erneut dazu ansetzt ihm das Herz zu brechen.
Und in Nancy’s Last Dance trifft Nancy (Jessica Alba) auf ihre verstorbene Liebe Hartigan (Bruce Willis).
Der zweite Teil ist genauso eindrücklich wie schon der erste von 2005. Dass er dieses Mal in 3D gefilmt wurde, stört für einmal überhaupt nicht. Das spezielle visuelle Design, durch das die Figuren wie zweidimensionale Comicfiguren wirken, wird vom 3D Effekt sogar noch unterstützt.
Inspiration fand Regisseur Robert Rodriguez auch bei seinen eigenen Filme, so sieht die Bar in Sin City verdächtig nach der in From Dusk Till Dawn (1996) aus.
Anlehnung findet Sin City nicht nur im Film noir, sondern auch in dessem Vorläufer dem expressionistischen Stummfilm der 20er Jahre. Die Ästhetik scheint direkt vom Film Von morgens bis mitternachts inspiriert. Im expressionistischen Film wurde häufig auf Kulissen verzichtet, stattdessen wurden sie nur auf Tücher gemalen oder ein paar wenige Gegenstände sollten z.B. für eine ganze Wohnung stehen. Rodriguez ging bei seinem Film ähnlich vor und filmte vor allem vor dem green screen, bevor er die Kulissen am Computer einfügte.
Wer sich für die Vorläufer des Film Noir, die expressionistischen Stummfilme, interessiert, dem sei hier besonders Das Cabinet des Doktor Caligari (1920) ans Herz gelegt. Je nach dem, wem man Glauben schenken will, hat sich der überragende visuelle Stil dieses Filmes dadurch entwickelt, das zu wenig Geld vorhanden war, und die Filmemacher kreativ werden mussten und somit keine Kulissen bauten, sondern sie nur aufmalten, oder die Filmemacher hatten schon von Anfang an geplant, einen neuen visuellen Stil zu kreieren.
Welche Version dann auch stimmt, ist egal, unbestritten ist der Einfluss dieses Filmes nicht nur auf die Ästhetik des Film Noir, sondern auch des Horrorfilms und des Thrillers.
Bewertung: 4 von 5
- Titel: SIN CITY - A DAME TO KILL FOR
- Land: USA
- Regie: Robert Rodriguez
- Drehbuch: Frank Miller
- Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Jessica Alba, Mickey Rourke, Bruce, Willis, Josh Brolin, Eva Green
- Verleih: Ascot Elite
- Start: 18. September
Fotos von Ascot Elite