Life In A Fishbowl @ Zurich Film Festival
Claudia Maag - Island, drei Geschichten während der Finanzkrise 2006: Der Alkoholiker, der einen Schicksalsschlag nicht verkraftet, eine junge Mutter, die ihren Körper verkaufen muss, und ein Ex-Kicker, den ein Bankerjob zum Drecksack werden lässt.
Der ehemals erfolgreiche Schriftsteller Móri (Þorsteinn Bachmann) ernährt sich hauptsächlich von Alkohol. Er verkraftet einen Schicksalsschlag aus der Vergangenheit nicht. Móri hat seinem Verleger gerade ein autobiographisches Manuskript übergeben, das diesen begeistert. Der Titel: Life In A Fishbowl.
Þorsteinn Bachmann (XL) spielt den sensiblen Künstler, der lange keinen Friseur und wohl auch keine Dusche mehr gesehen hat, überzeugend. Man sieht ihn regelrecht irgendwo an der Zürcher Langstrasse sitzen und seine Flasche auf Ex trinken. Doch auch als er auf Eik trifft und sein Leben sich langsam verändert, vermag er zu überzeugen. Wunderbar, wie intensiv, präsent und raumfüllend er in den Szenen spielt, in denen er Gedichte rezitiert.
Eik (Hera Hilmar) ist eine junge Mutter, die als Kindergärtnerin arbeitet. Mit dem Gehalt kann sie ihre kleine Familie nicht durchbringen. Deshalb muss sie zu einem Nebenjob greifen.
Der Film beginnt mit einer Junggesellenparty, bei dem sie das «Geschenk» für den Bräutigam ist. Was sie von dem Geschlechtsakt hält, zeigt ihr ausdruckloses Gesicht und dass sie sich unmittelbar danach anzieht und verschwindet. Etwas bemüht wirkt die Szene, in der sie diesen Freier später im Einkaufszentrum trifft - mit seiner Frau. Hera Hilmar (Anna Karenina) zeigt in dieser Rolle eine Mimik von versteinert (wie in der oben genannten Szene) bis vor Wut und Entsetzen bebend am Sterbebett ihres Grossvaters.
Dann ist da noch Sölvi (Thor Kristjansson), ein Ex-Kicker, frisch verheiratet und turtelnd. Doch als aufstrebender Banker übernimmt er unmoralische Aufträge, um sich bei seinem Boss einzuschleimen und wird geblendet von den angenehmen Seiten des Erfolges.
Alle drei führen auf ihre Art ein Doppelleben. Ihre Wege kreuzen sich und diese Begegnungen verändern das Leben des jeweils anderen.
Life In A Fishbowl kam in Island im Mai in die Kinos und ist ein Kassenschlager. Regisseur Baldvin Zophoníasson ist ein gewiefter Strippenzieher und webt den Teppich der Begegnungen elegant und fesselnd. Etwas mehr Tempo und ein schnellerer Schnitt bei den lange fokussierten Szenen wäre allerdings wünschenswert.
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Weitere Vorstellungen:
- Di, 30.9., 15:30, Le Paris
- Sa, 4.10., 22:30, corso 4
Der Film läuft in der Reihe Internationaler Spielfilm.