KINO: MAGIC IN THE MOONLIGHT
Christine Albrecht - Rationalität gegen Magie, Vernunft gegen Glaube. Mit diesen Gegensätzen beschäftigt sich Woody Allen und lässt stellvertretend Colin Firth und Emma Stone gegeneinander antreten und schafft am Ende ein Plädoyer für die Unvernunft.
Der Magier Wei Ling Soo wird von seinem alten Freund und Konkurrenten Howard (Simon McBurney) zu Hilfe gerufen, um eine Schwindlerin zu entlarven. Denn hinter der asiatischen Maske versteckt sich der tiefbritische Stanley (Colin Firth), der für seine Vernunft bekannt ist und schon unzählige Betrüger entlarvt hat.
Bei der Betrügerin handelt es sich um die äusserst charmante junge Sophie (Emma Stone), die mit einer Amerikanischen Familie an der Cote d’Azur weilt und der Familie vormacht mit deren verstorbenem Familienvater zu kommunizieren. Noch dazu ist ihr Brice (Hamish Linklater), der Sohn der Familie, komplett verfallen.
Es scheint Stanley vorerst ein Leichtes, Sophie auffliegen zu lassen, doch dann wird er selbst immer mehr von ihren spirituellen Fähigkeiten und nicht zuletzt ihrem Charme eingewickelt. So beginnt Sophies Können an den Pfeilern der Realität zu rütteln, auf denen Stanleys ganzer Lebensentwurf ruht. Stanley beginnt aber aufzutauen, obwohl sein ganzes Weltbild zusammenzubrechen droht.
Man glaubt es Woody Allen nicht so ganz, dass er tatsächlich einen Film über übernatürliche Kräfte dreht, obwohl er bereits in Midnight in Paris die Grenzen der Realität ausgetestet hat.
Was denn als Fantasyfilm beginnt, entpuppt sich später als filmgewordenes Plädoyer für mehr Magie im Alltag.
Es ist leicht vorstellbar wie perfekt Colin Firth in die Rolle des steifen, trockenen und etwas versnobten Briten passt. Seinen Höhepunkt und gleichzeitig eine der besten Szenen des Films findet sich gegen Ende des Films. Hierbei – Achtung Spoiler, aber wer wird’s noch nicht erraten haben – macht Stanley Sophie einen Heiratsantrag, die aber unglücklicherweise bereits einen selbigen von Brice angenommen hat.
Was kitschig beginnt, endet tragikomisch, denn Sophie lehnt den Antrag ab, worauf Stanley den Antrag beleidigt zurücknimmt und vorgibt es sowieso für eine unvernünftige Idee gehalten zu haben.
Trotz des sympathischen und gut agierenden Casts, der grundsätzlich guten Idee und des atemberaubenden Settings Südfrankfreichs schafft es der Film nicht gänzlich zu überzeugen. Irgendwie ist er zu brav, zu langweilig und zu kitschig geworden. Colin Firth und Emma Stone, so gut sie beide jeweils spielen, nimmt man das ungewöhnliche Liebespaar nicht ganz ab. Ob es am grossen Altersunterschied liegt, sei dahingestellt.
Mag sein, dass man von einem Altmeister wie Woody Allen auch einfach viel mehr erwartet, denn der Film ist bei weitem nicht Allens bester Film. Dafür verfügt er einfach über zu wenig scharfsinnige, witzige und authentische Szenen und Momente, die seine früheren Werke auszeichneten.
Wo uns seine älteren Filme gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken brachte, bleibt es hier bei einem einfältigen Lächeln.
Denkt man sich den Namen Woody Allen weg, ist der Film mit seinen sympathischen Akteuren im Grossen und Ganzen aber angenehme, wenn auch etwas platte Unterhaltung, dessen Botschaft sicher schön und gut ist, darüber aber kaum hinausgeht.
Bewertung: 2.5 von 5
- Titel: Magic in the Moonlight
- Land: USA
- Regie/Drehbuch: Woody Allen
- Darsteller: Colin Firth, Emma Stone, Eileen Atkins, Jackie Weaver
- Verleih: Frenetic Films
- Start: 4. Dezember 2014
- Fotos von Frenetic