Clockwork Orange @ Schiffbau
Robert Salzer - „Echt Horrorshow“: David Bösch zeigt den Kultroman von Anthony Burgess in der kleinen Schiffbauhalle. Fetzige Musik und hervorragende Schauspieler garantieren einen ansprechenden Theaterabend, der Stanley Kubricks Verfilmung ernsthafte Konkurrenz macht.Erst mag der Zuschauer...
Erst mag der Zuschauer ja etwas Mühe haben mit der Sprache von Alex, sowie seinen beiden „droogs“ (=Freunden) Pete und Doofie. Doch mit der Zeit versteht man die Kunstsprache „Nadsat“, welche die Jugend in Burgess’ Roman „quoritscht“ (=spricht) und „slusht“ (=hört) den jungen „Vecks“ (=Männern) gebannt zu. Wir befinden uns in der Welt des pubertierenden Alex, der mit seiner Gang der Gewalt frönt und die Strassen unsicher macht. Sie misshandeln, rauben, vergewaltigen und sprechen dabei eben „Nadsat“, ein Gemisch aus Deutsch, Englisch und Russisch. Alex’ Eltern ahnen von alledem nichts und denken, dass er sich mit einem Gelegenheitsjob was dazuverdient. Dementsprechend ist er am nächsten Morgen zu müde um in die Schule zu gehen. Es erinnert leicht ans Studentenleben, wenn Doofie sagt, dass er „wie gewöhnlich um 18:30 Uhr“ aufstand. Alex ist der Führer der Bande, was in der Gruppe nicht unumstritten ist, da er sie mit harter Hand regiert. Es kommt zum Streit und die „droogs“ lassen Alex bei einem ihrer nächtlichen Gewaltexzesse in die Hände der Polizei fallen. Prompt wird er zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt. Um dem langen Gefängnisaufenthalt zu entgehen, erklärt sich der junge Straftäter bereit, sich der neuen „Ludovico-Methode“ zu unterziehen, die aus Verbrechern wieder anständige Mitglieder der Zivilisation machen soll. Angeblich geheilt wird Alex wieder in die freie Wildbahn entlassen…
Die "droogs" am Rumalbern.
Die Schiffbauhalle 2 wurde von Patrick Bannwart in ein grosses Kinderzimmer mit Flokati-Teppich verwandelt. In der Mitte thronen drei Stühle, auf die sich Alex, Doofie und Pete setzen. Abwechselnd erzählen sie von ihrem Leben und ihren Streifzügen durch die Nacht. Hier merkt man, dass es sich beim Stück ursprünglich um einen Roman handelt, wird doch vieles nacherzählt und mit wenig Dialog gearbeitet. Untermalt werden diese Erzählungen durch fetzige Live-Musik, welche die Gewalt und Abgestumpftheit der Jugendlichen hervorhebt. Jörg Pohl, der am gleichen Spielort bereits als Dostojewskijs Idiot begeisterte, gibt einen hervorragenden Alex. Auch Dominique Jann als Pete und André Meyer als Doofie überzeugen in ihren Rollen. Wer Stanley Kubricks Verfilmung mochte, wird auch an der Theaterinszenierung seine Freude haben, die aus Zeitgründen vieles weglassen muss (beispielsweise Beethovens Musik), aber dennoch das Wichtigste des Romans zeigt.
Also, liebe „dewotschkas“ und „maltschicks“, „itzt“ ins Theater und „glast“ euch Clockwork Orange an.