Shoppen
Tic-Tac, die Uhr läuft! Fünf Minuten müssen reichen um sich von seiner besten Seite zu präsentieren (oder eben auch nicht).
Ein karger Raum, eine Stoppuhr, ein Moderator und 18 redselige Singles. Das scheint alles zu sein, was es für ein gelungenes Speed-Dating braucht. Und auch wenn die Anwesenden aus den unterschiedlichsten Beweggründen dieser Veranstaltung beiwohnen, so haben sie doch alle ein gemeinsames Ziel. Sie wollen die Liebe finden; ob fürs Leben oder nur für die nächste Nacht ist dabei nicht immer von Belang.
So kommt's, wie's kommen muss, wenn man eine Horde sich völlig fremder Menschen unterschiedlichen Geschlechts zusammensperrt. Es wird gezickt und gestritten, geschrien und gelacht, geschwiegen und vor allem verkauft.
Gerade diesbezüglich könnten die Strategien nicht unterschiedlicher sein. Während sich Patrick (Felix Hellmann) voller Überzeugung als Designerstück anpreist, soll heissen als besonders guten Fang, sieht sich Jule (Anja Klawun) eher in der Rolle des Schlussverkauf-Schnäppchens, bei dem man sich immer fragen wird, was denn da wohl kaputt sein könnte, dass es sonst niemand wollte.
): 'Stell' dir vor, du findest hier deinen Traumpartner. Und später erzählst du dann deinen Kindern an langen Winterabenden vor dem Kamin, wie du ihn kennen gelernt hast.'
Dem doch ziemlich anstrengenden Verkaufen folgt dann schliesslich das wesentlich entspanntere Einkaufen, gerne auch Shoppen genannt, wobei einfach auf einer Liste angekreuzt wird, wer einen in der kurzen Zeit am besten überzeugen konnte.
Mit Shoppen präsentiert Ralf Westhoff seinen bislang ersten Spielfilm. Zuvor machte er allerdings schon mit den Kurzfilmen SONNTAG IM SEPTEMBER (2001), DER PLAN DES HERRN THOMASCHEK (2002) und DER BANANENKAKTUS (2004) von sich reden und erhielt etliche nationale, wie auch internationale Auszeichnungen.
Bei seinem neuen Film erwies sich die Logistik des Drehplans als grösste Herausforderung, denn es mussten nicht weniger als 18 Hauptdarsteller, von denen die meisten noch in festen Theaterengagements steckten, unter einen Hut gebracht werden. Gedreht wurde schliesslich im Juni 2006, also mitten während der Fussball WM in Deutschland. Lediglich 4 Monate später konnte Shoppen bei den Internationalen Hofer Filmtagen bereits seine Premiere feiern und wurde vom Publikum begeistert aufgenommen.
): 'Mich gibt's nicht anders. Ich bin der Abenteuerurlaub, nicht die Pauschalreise. Mich gibt's nicht unanstrengend. Mich nicht.'
Shoppen ist das treffende Protrait einer neuen Singlegeneration. Der Film überzeugt mit viel Witz, intelligenten Dialogen und eigenwilligen Figuren. Und er zeigt, dass sich hinter der perfekt zurecht gemachten Fassade und dem teils übertrieben selbstbewussten Auftreten doch bei so manch einem noch die Hoffnung auf die ganz grosse, romantische Liebe versteckt. Versteckt soll sie auch bleiben, denn wer möchte schon unter Verdacht geraten, 'veralteten' Vorstellungen hinterherzujagen, wo in der heutigen Gesellschaft doch alle so fortschrittlich, erfolgreich und unabhängig sind (oder sein wollen).
Auch das Darsteller-Ensemble, welches sich vorwiegend aus Jungstars der Theaterszene zusammensetzt, vermag mit seiner starken Leinwandpräsenz zu überzeugen.
Kurzum: Shoppen ist eine frische Sommerkomödie mit tollen Darstellern und witzigen Dialogen.
Bewertung: 4.5 von 5
).
Originaltitel: Shoppen
Land: Deutschland
Genre: Komödie
Dauer: 90 Minuten
Regie: Ralf Westhoff
Darsteller: Oliver Bürgin, Anna Böger, Sebastian Weber, Julia Heinze, Katharina Schubert, David Baalcke, Martin Butzke, Matthias Bundschuh, Mediha Cetin, Thomas Limpinsel, Lisa Wagner, Stephan Zinner, Christian Pfeil
Verleih: Filmcoopi Zürich AG
Kinostart: 14.6.2007