Zwischenzeitlich musste ich Kompromisse eingehen.
Du warst kürzlich auf den Zürcher Strassen unterwegs und hast gesungen. Was hast du von den Zürchern für Reaktionen bekommen?
Es ist lustig, weil ich das auch in Frankreich und Belgien gemacht habe, und die Leute mich erkannt haben. In Zürich war das nicht so. Hier hat mich niemand erkannt. Aber es ist genau das, was ich daran so sehr liebe. Das Spielen auf der Strasse ist ehrlich und ich mag es, wenn die Leute an dir vorbeigehen und sich vielleicht sogar ein bisschen gestört fühlen.
Du hast auf Twitter gepostet: «Without my newfound sense of reason, «Reason» would have never happend» Was meinst du damit?
Es war nicht einfach, dieses Album zu machen. Ich bin eine sehr emotionale Person, mit vielen Hochs und Tiefs, daher musste ich stark daran arbeiten, mein Verständnis für Logik and Vernunft zu finden, damit ich fähig war, die Songs zu spielen. Weil ich mit zwei Produzenten am Album gearbeitet habe, die beide ihr Ding auch durchziehen wollten, war es nicht einfach. Deshalb war es wichtig, das ich mich entspanne und meine Motivation finde, um das Album machen zu können.
Wenn die Aufnahmen nicht so einfach waren, was bedeutet dir das neue Album?
Jetzt ist es vollkommen mein Baby. Zwischenzeitlich musste ich zwar Kompromisse eingehen, aber es musste sein, auch weil ich wollte, dass es ein Erfolg wird. Aber ich denke, das Album ist eleganter und etwas erwachsener geworden. Aber alles kommt von Herzen.
Wie lange hast du daran gearbeitet?
Ich schrieb vier Monate lang Material, bis ich bereit war, das Album aufzunehmen. Jedoch musste ich ein Jahr warten, bis meine Produzenten verfügbar waren. Das war der schwierigste Teil. In der Zeit habe ich aber mit anderen Leuten weiter Songs geschrieben. Alles in allen hat die Produktion circa 1,5 Jahre gedauert.
Die neuen Songs, die ich bisher kenne, drehen sich alle um starke Elemente wie zum Beispiel Einsamkeit oder verlorene Liebe. Ist das ein Konzept für das neue Album?
Beim ersten Album drehte sich viel um Selbstfindung, die Liebe zu einem selbst und Sachen wie das Akzeptieren, wer man ist. Und ich glaube, viele Menschen erwarten von mir, dass ich jetzt, nach vier Jahren und mit einem gewissen Erfolg, immer glücklich sein muss. Aber das ist nicht der Punkt. So ist das Leben nicht und ich wollte ehrlich sein und darum drehen sich manche Songs um traurige Themen.
Hast du dich auch als Künstlerin verändert durch die Arbeit am neuen Album?
Ja. Ich wusste vor allem besser, was ich mit dem neuen Album erreichen wollte. Ich konnte Erfahrungen sammeln und bin heute sicher stärker und kann jetzt sagen, was ich will. Heute habe ich meine Meinung und das hängt sicher damit zusammen, dass ich älter bin und viel erlebt habe.
Ich habe gelesen, dass du auf dem Album deinen Vater dabei hast. Auf welche Art ist er beteiligt?
Das ist sehr schön. Wenn ich von einer Tour nach Hause komme, gibt mein Vater mir jeweils eine offene Meinung. Sachen wie «Ich habe dich so vermisst» und «Ich bin so stolz auf dich.» Also habe ich diese Aussagen aufgenommen, ohne, dass er es mitbekommen hat, und habe sie an das Ende des Songs «Daddy» gesetzt. Für mich ist das einer der schönsten Momente der Platte.
Wann war für dich klar, dass du professionelle Musikerin werden möchtest?
Der Punkt war, als ich mich entscheiden musste, ob ich ein Studium beenden möchte oder auf die Musik setzen soll. Ich hatte einige Festivals zum gleiche Zeitpunkt, wie ich Prüfungen gehabt hätte und so habe ich mich für die Musik entschieden. Damals war ich 19 Jahre alt.
Wie hast du dich für deinen Künstlernamen entschieden?
Weil mein richtiger Name Sanne Putseys nicht so exotisch klingt, habe ich nach einem Künstlernamen gesucht. Selah klingt sehr schön, zudem ist es der Titel eines Liedes von Lauryn Hill, die eine meiner grössten Inspirationen gewesen ist, als ich noch jünger war. Dazu bedeutete Selah anpreisen und meditieren. Das gefällt mir, weil ich viel damit anfangen kann. Und Sue passte einfach dazu.
Und Selah ist auch ein biblischer Name.
Ja, das habe ich auch gehört, aber ich bin kein sehr religiöser Mensch. Das hat nichts damit zu tun.