Kurzfilmnacht-Tour 2015
Gregor Schenker - Einmal mehr tourt die Kurzfilmnacht durch Schweizer Städte. Das Programm ist äusserst vielseitig, von schweizerischen Feuerwehrmännern bis hin zu skandinavische Hausfrauen. Am 10. April macht die Tour einen Halt in Zürich - dazu verlosen wir Gratistickets.
Gerade mal zehn Minuten braucht dieses wuchtige kleine Meisterwerk, um die existentiellen Abgründe des Menschseins in seiner ganzen unfreiwilligen Komik zu fassen zu kriegen. Man fühlt sich nicht wenig an die Vignetten aus Roy Anderssons Filmen erinnert. Kaisers Beitrag hält dem Vergleich stand. Hut ab.
De Schnuuf ist Teil der diesjährigen Kurzfilmnacht-Tour. Schon zum 13. Mal reist das Programm durch Schweizer Städte, um dem geneigten Publikum einen Überblick über das aktuelle Kurzfilmschaffen zu bieten – neu unter der Führung der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur.
Nach Zürich kommt die Kurzfilmnacht am 10. April. Ab 20.30 Uhr im Arthouse Le Paris, ab 21 Uhr im Arthouse Uto. (An beiden Orten läuft dasselbe Programm, allerdings in einer anderen Reihenfolge.)
Dazu verlosen wir Gratistickets. Viel Glück!
In den nächsten Wochen folgen Winterthur, Luzern oder Bern. Das genaue Programm findet ihr auf der Webseite der Kurzfilmnacht.
Der Abend ist jeweils in fünf Blöcke aufgeteilt. Und zwar in diese hier:
Swiss Shorts
Ein Einblick in das Schweizer Kurzfilmschaffen des vergangenen Jahres. Neben De Schnuuf läuft hier auch Tišina Mujo von Ursula Meier. Die etablierte Filmemacherin erzählt von einem Fussballspiel unter Kindern in Sarajevo. Der Ball landet in einem nahen Friedhof, wo der 10jährige Mujo zwischen den Grabsteinen danach sucht. Dabei begegnet er einer trauernden Frau. Ein tieftrauriger, aber nie kitschiger Film über die Nachwirkungen des Krieges.
Crime Time
Die Skandinavier sind besessen von Krimis, auch in kurzer Form. Besonders herrlich ist Jannik Dahl Pedersens Triangles of Happiness: In einer bunten Vorstadtwelt à la David Lynch versucht eine Hausfrau verzweifelt, die finanziellen Schwierigkeiten ihrer Familie vor den Nachbarn zu verbergen – und zwar mit aller Konsequenz.
And the Oscar Goes to ...
Jedes Jahr gibt's jeweils einen Oscar für den besten Kurzfilm sowie für den besten animierten Kurzfilm. Fünf Stück aus den beiden Kategorien zeigt die Kurzfilmnacht-Tour – darunter auch ein Schweizer Beitrag: Parvaneh. Der ZHdK-Abschlussfilm der Schweiz-Iranerin Talkhon Hamzavi dreht sich um eine junge afghanische Frau, die Geld in ihre Heimat schicken will. Dazu benötigt sie die Hilfe einer Punkerin.
Dass der Film eine Oscarnomination erhielt, liegt mehr an seinem Thema als an seiner Qualität, denn Hamzavi macht nicht anderes, als Klischees aufeinander zu türmen (besonders die Dialoge sind zum Fremdschämen plump). Wenn die Punkerin ihrer neuen Freundin am Ende zeigt, dass sie sich die Arme ritzt, kann man nur noch lachen. Und man ärgert sich einmal mehr darüber, dass in der Schweiz Sozialrelevanz stets vor dem erzählerischen Können steht.
Ein Juwel ist dafür The Bigger Picture aus der Animationsfilm-Kategorie. Daisy Jacobs erzählt von zwei Brüdern, die sich um ihre kranke Mutter kümmern. Der Film ist nicht nur auf originelle Art animiert, sondern auch urkomisch und berührend. Und beweist damit, dass ein gut gemeinter Film viel mehr Wirkung hat, wenn er auch gut gemacht ist.
Um es noch erwähnt zu haben: In der Auswahl wird keiner der beiden Oscar-Gewinner gezeigt (was nicht weiter schlimm ist, denn das sind nicht grad die spannendsten Arbeiten).
The Rhythm is Gona Get You
Musikvideos sind ja die weitaus beliebteste Form des Kurzfilms. Diese Kategorie zeigt aber ein paar Beispiele, die origineller sind als die üblichen Filmchen der aktuellen Hitparaden-Stürmer. One Man, Eight Cameras zum Beispiel, wo ein Mann in achtfacher Ausführung mit sich selber tanzt. Der Look orientiert sich am Stummfilm und besteht aus einer einzigen Einstellung. Einfacher geht's nicht – trotzdem wird einem am Ende schwindlig ob all der schrägen Bildeinfälle. Sehr toll!
Premiere
In jeder Stadt gibt's eine exklusive Premiere aus der Region. In Zürich läuft zum Beispiel Der Gehörnte von Tillo Spreng. Da trifft ein junger Autodieb auf einen gutsituierten Herren, dem die Frau davonläuft. Es folgt die amüsante Annäherung zweier ungleicher Typen.
Den Gehörnten spielt übrigens Beat Schlatter.
Ein spannendes Programm mit viel Abwechslung also. Nicht jeder Beitrag ist ein Hit, aber es gibt mehr als genug Highlights. Und allein schon für De Schnuuf lohnt es sich, reinzugucken.
Bilder von Kurzfilmnacht.ch