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10. Juni 2015, 17:04 Movie

Jurassic World im Kino

Gregor Schenker - Grösser, besser, gemeiner: Einmal mehr hüpfen gefrässige Dinos über die Leinwand. „Jurassic World“ will noch einmal zeigen, wieviel Leben in den alten Echsen steckt – was den Filmemachern mitunter sogar gelingt.

„Vor zwanzig Jahren waren alle begeistert vom T-Rex, aber heute müssen wir mehr bieten.“ So ähnlich erklärt es Claire (Bryce Dallas Howard). Sie ist die Leiterin der Jurassic World und will ein paar reiche Säcke dazu überreden, Geld in den Freizeitpark zu investieren.

Der Traum von John Hammond ist tatsächlich in Erfüllung gegangen: Aus der ganzen Welt strömen die Leute zusammen, um sich auf der Isla Nublar geklonte Dinosaurier anzusehen. Aber wie Claire ganz richtig anmerkt, braucht es immer neue Attraktionen, um die Massen zu begeistern. Also gibt sie eine neue Rasse in Auftrag, den Indominus Rex. Das Mistvieh ist noch grösser, gemeiner und gefrässiger als der durchschnittliche Tyrannosaurus.
Selbstverständlich dauert's nicht lang, bis der Megadino seinem Käfig entflieht und sich mit Zähnen und Krallen auf alles stürzt, was sich bewegt. Richten soll es der Tierexperte Owen (Chris Pratt) – zusammen mit seiner Jagdstaffel aus zahmen Velociraptoren.

Witzig am Film ist der Grad an Selbstreflexion, den er an den Tag legt: Das Zitat von Claire meint die geklonten Saurier in der Geschichte, aber lässt sich natürlich genau so auf die CGI-Echsen auf der Leinwand beziehen. Dieser nun schon vierte Teil der Reihe muss erneut eine Schippe drauflegen, um die Blockbusterlogik des Immermehr zu erfüllen, und ist sich dessen durchaus bewusst.
Aber damit endet die Selbsterkenntnis auch schon wieder. In der Geschichte lernen Claire und Co., dass der Wahn zur Selbstüberholung unweigerlich zur Katastrophe führt. Soweit denken die Produzenten dann doch nicht.

Die Folgen sind klar: Aller Effektehuberei zum Trotz hält Jurassic World einem Vergleich mit dem ersten Teil wiederum nicht stand. Das rührt nicht zuletzt vom Drehbuch her, das ebenso ein Frankensteinmonster ist wie der Indominus Rex. Ganze vier Autoren haben daran herumgedoktort und sorgen dafür, dass die Einzelteile am Ende hinten und vorne nicht mehr zusammenpassen.
Am Anfang wird zum Beispiel ein riesiges Geschiss darum gemacht, wie verdammt intelligent der neu gezüchtete Raubsaurier sei, doch spätestens zur Halbzeit geht das vollständig vergessen.

Oder da stellt sich in einer Nebenhandlung plötzlich heraus, dass ein böser Ex-Militär (Vincent D'Onofrio) die Dinosaurier als biologische Waffe an die Armee verscherbeln will. Einfallsloser geht’s nicht – dafür wird der Ex-Militär am Ende aus dem Blauen heraus von einem Raptor gefressen.

Immerhin: Der Handlungsverlauf ist gerade rasant genug, um nicht zu langweilen. Und manchmal macht der Film sogar richtig Spass – zum Beispiel im grandiosen Finale. Mit diesem macht Jurassic World beinahe den erbärmlichen dritten Teil vergessen.


  • Titel: Jurassic World
  • Land: USA
  • Regie: Colin Trevorrow
  • Drehbuch: Rick Jaffa, Amanda Silver, Colin Trevorrow, Derek Connolly
  • Darsteller: Chris Pratt, Bryce Dallas Howard, Vincent D'Onofrio
  • Verleih: Universal Pictures
  • Start: 11. Juni 2015

Fotos von Universal Pictures
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