Tenue Grün – Teil 2: Abwarten und ...
Simon Knopf - „Kompanie 5???? Gibt’s die überhaupt noch?“ Die Antwort des dicklichen Oberleutnants auf meine Frage nach dem Standort meiner Gastgeber-Kompanie lässt ein nettes, kleines Grinsen auf meinem Gesicht erscheinen. Gewisse Dinge ändern sich also tatsächlich nie. So auch nich...
Zugegeben, ein ganz klein Wenig mulmig war mir ja schon gewesen, als ich das eineinhalbseitige Begleitschreiben zum Marschbefehl durchlas. „Intensive Schulung“, „Sportprogramm“ und „strenge Disziplin“ schrieb da der Kompanie Kommandant und ermahnte uns noch, unser Antlitz auch stets glatt rasiert zu präsentieren.
Und nun steh ich also in Brunnen SZ, in mitten einer unrasierten, plaudernden Menge von Endzwanzigern, die eine halbe Stunde nachdem das Antreten hätte stattfinden sollen nicht wirklich auf was zu warten scheinen. Irgendwann kommt doch noch einer, der was weiss! Kompanie 5 war so klein, dass sie jetzt zur Logistik Kompanie gehört. Nett! Mittlerweile ist es halb 6. Wir stehen noch ein bisschen rum, werden irgendwann zum Material fassen geschickt, und dann zum Nachtessen. „Profitiert von den nächsten Tagen!“ legt uns der Battalions Kommandant in seiner Antrittsrede mit einem bedeutungsschwangeren Gesichtsausdruck schliesslich noch ans Herz. Weitere zwei Stunden später sitzen wir bereits achselzuckend beim ersten Bier, ohne dass an dem Nachmittag irgendwas Signifikantes geschehen wäre.
Der nächste Morgen. Unser Kadi schickt uns fälschlicherweise in eine Theoriestunde, die eigentlich nur für Offiziere gedacht ist. Nach der ersten Hälfte verlassen wir den Saal. Da niemand weiss, wo wir tatsächlich sein sollten, verkriechen wir uns in die Waffenplatzkantine. 3 Kaffees später gibt es Mittagessen. Danach weitere 2 Tassen Kaffee, bis plötzlich doch noch jemand weiss, wo wir hin müssen. Für den Rest vom Nachmittag stehen wir dann auf einer Wiese und hören uns die neusten Prinzipien vom Wachtdienst an. Arbeitsbeschaffung!
Die darauf folgenden Tage verschmelzen zu einem Einerlei aus „Weiss jemand, wo wir hinmüssen?“ und „Das war’s schon? Was machen wir denn bis zum Mittagessen?“
„Abwarten und Kaffee trinken“, lautet die Antwort eines Kameraden, als ich ihn am Freitag um 11 Uhr frage, was denn nun bis zum Abtreten um 17 Uhr noch zu tun sei. So viel zu „profitieren sie von den nächsten Tagen“, denk ich und beginn im Kopf auszurechnen, wie viele Tassen Kaffee ich in den letzten fünf Tagen getrunken hab. Eine exorbitant ungesunde Zahl wird das!