Was ich mit meinem Studium wirklich anstellen kann
Anik Schoch - Von den Prüfungsängsten über die Stellensuche bis zur der Angst, das RAV Formular tatsächlich ausfüllen zu müssen.
Ich habe bis letztes Jahr noch Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften studiert. Wenn mich jemand fragt, was das ist, weiss ich nie so recht, was ich antworten soll. Denn es ist so vieles und gleichzeitig nichts. Ich erinnere mich an Seminare, in denen wir das Briefe schreiben diskutiert haben. Mitstudentinnen erzählten von Seminaren, in denen Steine Gefühle hatten. Wiederum ist mir vieles Vergessen gegangen. So könnte ich heute nicht mehr erklären, was die genaue Aufgabe des internationalen Gerichtshofes ist, was ich mal wissen musste, obwohl ich nicht Politik studiert habe. Ich kann auch nicht mehr sagen, was System/Umwelt ist. Es sind einzelne Begriffe die mir hängengeblieben sind und ich trotzdem (oder gerade deswegen – nein ernsthaft, auch so nicht) nicht in der Berufswelt anwenden kann.
Zu Beginn meines Studiums habe ich mich mit meinen Kolleginnen darüber unterhalten, was sie danach werden möchten. Keine hatte so wirklich eine Antwort parat. Es scheint mir ein Studium zu sein, dass vieles verspricht und trotzdem nichts einhält. Auf der Seite der Universität wird einem gesagt, man könne in den Journalismus, in die Unternehmenskommunikation, Politikberatung, Marktforschung, öffentliche Verwaltung... Ja es hört gar nicht mehr auf. Doch wenn es dann mal um die Stellensuche geht, sieht das Ganze wieder anders aus.
Mir war klar, dass ich zuerst ein Praktikum absolvieren muss, damit mich überhaupt jemand fest einstellen wird. Dieses habe ich nur mittels Spontanbewerbungen in einer Werbeagentur erhalten. Als ich dort anfing war für mich erst mal alles Bahnhof. Sie fragten mich, was ich denn eigentlich im Studium gelernt habe und ich musste zugeben, nichts was ich dort anwenden konnte. Ich fing von null an.
Nach Beendigung des Praktikums ging es um die Suche nach einer Festanstellung. Gar nicht so einfach während den Prüfungen noch Zeit für die Stellensuche zu finden. Doch irgendwie ging es. Nachdem ich diverse Absagen erhielt überlegte ich mir ernsthaft, den Chef meines Studentenjobs zu fragen ob ich vorübergehend auch 100% arbeiten darf. Auch auf der Homepage des RAV’s habe ich gestöbert, ob ich im schlimmsten Falle Anspruch hätte. Doch dann versuchte ich es wieder mit Spontanbewerbungen und fand glücklicherweise wieder eine Stelle in einer Werbeagentur. Doch auch hier ist viel Wissen gefragt, welches ich nicht durch mein Studium mitbringe.
Ein Studium hat bestimmt seine Sonnenseiten – so vermisse ich wirklich meine drei Monate Semesterferien, habe ich doch jetzt nur noch vier Wochen – die jedoch vehement vom Studiengang abhängen.
Zu Beginn meines Studiums waren wir ein Sechsergrüppchen, welches auch in der Freizeit etwas zusammen unternommen hat. Nach dem ersten Semester waren wir noch fünf (sie ist jetzt an der PH) und nach dem dritten Semester noch vier (sie hat soeben das KV abgeschlossen). Davon werden zwei einen Master machen. Die Sechste musste wegen Mangel an Erfahrung ein zweites Praktikum machen.
Einen Master werde ich in früher Zukunft bestimmt nicht in Angriff nehmen. Warum noch mehr Wissen, das ich im Berufsleben nicht anwenden kann? Auch könnte ich nicht noch länger meinen Eltern auf der Tasche sitzen damit ich danach dem Staat auf der Tasche sitze. (Dies gilt natürlich nicht für Studiengänge, in denen ein Master ein MUSS ist – Beispielsweise Jura, Medizin etc. – Die Theologen, Soziologen und Philosophen dürfen sich jedoch gerne angesprochen fühlen).
Ich habe bereits mit mehreren ehemaligen Studenten gesprochen – davon auch Hochschulstudenten – und wir waren alle ausnahmslos der Meinung, dass unsere Kinder erst mal eine Ausbildung machen sollen, bevor sie studieren.
Hast auch du Probleme eine Stelle zu finden?
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