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19. Mai 2007, 00:00 Konzert

Review: Gölä im Salzhaus

Christina Ruloff - Es rockte im Salzhaus: Gölä und Band boten erstklassigen Rock und verbreiteten gute Laune: Welcome back, and see you up on the road! Es ist Pärchenabend im Salzhaus. Menschen im Alter von 25 – 60 umarmen und streicheln sich, trinken Bier oder sorgen mit Zigaretten für noch ...

Es rockte im Salzhaus: Gölä und Band boten erstklassigen Rock und verbreiteten gute Laune: Welcome back, and see you up on the road!

Es ist Pärchenabend im Salzhaus. Menschen im Alter von 25 – 60 umarmen und streicheln sich, trinken Bier oder sorgen mit Zigaretten für noch mehr dunkel – rauchige Clubatmosphäre. Der Anlass für diese ungezwungene Intimität und Zufriedenheit kommt gegen 21.10 Uhr ganz unauffällig von rechts durch die Tür und steigt dann unter wohlwollendem Applaus locker auf die Bühne: Gölä tritt mit seiner Band auf und begrüsst sein Publikum im breitesten Berndeutsch. Er erklärt, dass man heute Abend richtigen Rock’n’Roll machen werde und legt dann auch gleich mit einer für ihn bezeichnenden Solonummer, Working Class Man los.

Die Einleitung ist wunderbar selbstironisch und zugleich herzlich: Er sucht das französische Wort für Solo, er kommt ihm nicht in den Sinn, Fremdsprachen sind eben schwierig, kommentiert er und bemerkt lachend, dass er eben gerade deshalb auf Englisch singen müsse. Der Refrain des Liedes (es ist auf dem Album Gimme A Band) lautet „I’m a working class man, yeah thats’s what I am, Trying to feed my family, that’s how it should be“; aber Gölä singt es mit einer derartigen Ernsthaftigkeit und Hingabe – er schliesst wie so oft an diesem Abend die Augen – dass man es ernst nehmen muss.

Das sichtlich Gölä - begeisterte Publikum ist zum Beginn etwas skeptisch. Man wusste ja, dass er auf Englisch singen würde und man ist eindeutig treuer und echter Fan und deshalb auch hier. Die englischen Texte aber machen den Einstieg etwas harzig. Die Musik ist jedoch so gut, Rock von Feinsten, dass schon bei Roll & Roll die Menge mitschaukelt und viele Frauen, aber auch Männer glücklich und ausgelassen tanzen.

Man kann sich der guten Laune irgendwie auch gar nicht entziehen, denn was Gölä hier bietet, ist erstklassig. Da ist nicht nur die rockige Musik, da ist die hervorragende Band – eine echte Band mit ausnahmslos grossartigen Musikern. Alle spielen sie zusammen, haben ein fast blindes Verständnis. Und wenn jemand mit einer Improvisation eine Kostprobe von seinem Können gibt, was ständig vorkommt, ein Bass- oder Gitarrensolo, dann freuen sich die anderen mit und beglückwünschen den Solisten. Da läuft etwas zwischen den einzelnen Bandmitgliedern, sie sind keine „Blumentöpfe“ oder Adjutanten, die für den Boss hinarbeiten, sondern fast gleichberechtigte Kollegen und Musiker.

Und nicht zuletzt ist da Gölä, der den Abend einfach wahnsinnig geniesst, strahlt, lacht, jubelt und dieses Glücksgefühl auf alle auf und vor der Bühne zu übertragen weiss. Nichts an seiner Freude ist falsch oder gespielt, seine Liebe zur Musik, zum Rock’n’Roll ist echt. Der Spruch auf den Fanshirts lautet nicht umsonst „It’s only Rock & Roll, but we need it“, er ist Programm.

Zugleich weiss er auch auf das respekt- und liebevolle Publikum einzugehen, er nimmt sich sogar mehrmals die Mühe sich selbst und seine englische Musik zu erklären. Er wisse, dass alle Welt ihn Schweizderdeutsch singen hören wolle. Aber wenn man ehrlich sei und sich zu Hause seine Cd-Sammlung angucke, woher komme dann die Musik? Wen höre man sich da an? Von weit hinten brüllt jemand, dass er Gölä-Cds habe und Gölä kommentiert lächelnd, das seien die einzigen, für die er nicht habe zahlen müssen. Für den Polo habe er bezahlt und das habe sich gelohnt. Aber die Amerikaner seien eben schon die „geiilschte“ – sein Lieblingswort, das ständig auf alles fast liebevoll angewandt wird. Da sei dieses Lebensgefühl, das er einfach haben müsse. Und ja, alle Leute hätte ihm gesagt, er solle endlich wieder Schweizerdeutsch singen und er könnte so viel Geld verdienen: „Aber weisch, han ich dänkt, diä hei s’Läbä net begriffe. S’Läbä geit nämli net um Gäut, sondern um Rock’n’Roll!“

Und in diesem Moment muss man ihn einfach bewundern und lieben. Nicht weil er einen Topos der Rocks bemüht, sondern weil er das, wie alles in seinen zum Teil schnulzigen Texten, tatsächlich meint, und fühlt und wirklich lebt. Nicht nur mit allen „Harley Davidson Australia“ Shirts, mit halbnacktem Oberkörper und unendlichen Tätowierungen, sondern eben auch wenn es ans Eingemachte, ans Geld geht. Rock & Roll hat sich – das hat er mehrmals angedeutet – nicht toll verkauft und ist weit unter allen Erwartungen für ein Gölä-Album geblieben, und die Tour, zumindest das Konzert in Winterthur, ist auch nicht wirklich ausverkauft. Aber der Mann zieht das Ganze dennoch durch und wenn man ihn auf der Bühne in seiner Musik aufgehen sieht, weiss man genau warum und ahnt, was es bedeutet, genau das tun zu können, woran sein Herz hängt.

Natürlich lässt er sich am Ende nicht lumpen und spielt als guter Gastgeber den treuen Fans auch das, woran ihr Herz hängt, natürlich auf Schweizerdeutsch. Und man verlässt nach einem schönen Konzert das Salzhaus müde und glücklich und im Bewusstsein, dass man Gölä bei einem schweizerdeutschen Konzert wohl kaum so nah und so intensiv erlebt hätte.

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