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11. Juni 2016, 20:53 Konzert Music Festivals International

Heavy Metal Legenden im Luzerner Regen

Christoph Gurtner - 70'000 Musikbegeisterte trotzen zwei Tage dem Regen von Luzern beim Sonisphere presents: Allmend Rockt.

Regen, Schlamm, Sonnenschein, laute Musik und High Heels - auf der Luzerner Allmend war alles vertreten. Das Line-Up des diesjährigen Sonisphere Festival liess jedes Heavy Metal-Herz höher schlagen. Besonders die Headliner Iron Maiden und Rammstein versprachen grossartige Konzerterlebnisse, die sowohl Fans wie auch Neugierige anlockten. Doch auch die anderen Bands können sich durchaus sehen lassen. Leider zeigte sich Petrus als Bünzli-Luzerner und liess die 20’000 harten Jungs und Damen teils in High Heels (kein Witz) am Freitag im Regen und Schlamm stehen.

Allen widrigen Umständen zum Trotz war die Stimmung schon beim Opening Act Wild Lies, einer Newcomer Band aus England ,bei den Besucher/Innen recht gut. Auch wenn der Golden Circle, die unnötigste Erfindung seit es Konzerte gibt, sehr leer war.Soundtechnisch waren Wild Lies eher ein laues Lüftchen, welches gelangweilt ihre paar Songs runterleierte. Ganz anders legten the Raven Age, ebenfalls eine Newcomer Band aus England, los. George Harris, der Sohn des Iron Maiden-Gründers Steve Harris, zeigte gleich, wieso seine Band zu den Aufsteigern der Insel gehört. The Raven Age überzeugten durch Spielfreude und präzises Handwerk - sicher die Entdeckung des gesamten Festivals. Bleibt zu hoffen, dass man noch viel von dieser jungen Truppe hört. Auf der südlichen Seite des Ärmelkanals liegt Frankreich. Im Land der Grand Nation gibt es eine Band namens Gojira. Eine Band die sich nach Satan und der Hölle sehnt? Nein, ihre Songs handeln von den Umweltkatastrophen, die der Mensch auf diesem Planeten anrichtet. Leider bleibt es beim schnell langweilig werdenden Metalcore-Sound. Ich war dann auch froh, dass danach Tremonti mit ihrem melodiösem Rock versuchten, den immer noch anhaltenden Regen zu vertreiben. Marc Tremonti (Bild), der auch Gitarrist bei Alter Bridge ist, überzeugte nicht nur mit seinem Können, sondern auch mit dem Gesang auf sehr hohem Niveau. Trotz allen Bemühungen regnete es immer noch in Strömen und die Rasenflächen glichen einer Schlammsuhle. Die meisten Fans blieben tapfer und feierten ihre grosse, friedliche Metalparty. Es war einmal mehr der Beweis, dass Metalheads besser sind als ihr Ruf und die verknorzte Gesellschaft nur die Vorurteile kennt. Wahrscheinlich sind dann auch ein paar Scheinheilige und Skeptiker enttäuscht, dass es das ganze Wochenende keine nennenswerten Vorfälle gab. Einzig fünf Verhaftungen wegen Diebstahl und Gewaltandrohungen wurden polizeilich vermerkt. Als Co-Headliner wurden die schwedischen Power Metaller von Sabaton angekündigt. Die musikalischen Krieger aus dem hohen Norden sind bekannt für ihre spezielle Bühnenpräsenz mit einer Panzer-Attrappe als Schlagzeugpodest und dazu Pyros und Stahlhelme an den Mikrofonständern der Gitarristen. Leider sah man von diesen Elementen nichts. Sowas hätte auch eine x-beliebige Band bieten können. Schade - das war für einen Co-Headliner vor Iron Maiden eher schwach.

Achtung Iron Maiden und Pilot Bruce Dickinson im Anflug

Um 21:12 Uhr setzte dann endlich das Intro ein und kurz darauf standen die Herren der Eisernen Jungfrau auf der Bühne, die einem Maya Tempel darstellte und so thematisch dem aktuellen Album Book of Souls angepasst ist. Mit If Eternity Should Fail und Speed of Light präsentierten Iron Maiden auch gleich zwei neue Songs. Bruce Dickinson rannte dabei auf der Erhöhung immer wieder hin und her. Auch die anderen Musiker, insbesondere Janick Gers (Vorne im Bild), waren sehr aktiv und boten eine richtig gute Show. Einzig Adrian Smith stand ein wenig im Hintergrund und kam nur bei seinen leidenschaftlichen Solos an den Bühnenrand. Mit Children of the Damned folgte schon der erste Song vom Number of the Beast-Album aus dem Jahre 1982. Danach ging es mit Tears of a Clown wieder in die Gegenwart zurück. Die 120 Minuten lange, energiegeladene Show war gespickt mit neuen Songs und Klassikern aus ihrer 40-jährigen Bandgeschichte. Die Spielfreude und die Theatereinlagen mit dem Maskottchen Eddie, der als Maya Zombie in rotem Lendenschurz über die Bühne stampfte, waren unterhaltsam inszeniert. Am Schluss konnte Dickinson dem Monster das Herz heraus reissen und es dem Publikum präsentieren. Nach Book of Souls, hauten die Briten einen Klassiker nach dem anderen in die Regennacht von Luzern. Die Zugaben starteten dann auch mit The Number of the Beast, dem Klassiker schlechthin aus der grossen Songauswahl der New Wave of British Heavy Metal Band. Mit aufgeblasenem Teufel und viel Feuer wurde der Hit von 1982 richtiggehend zelebriert. Auch wenn Iron Maiden die beste und unterhaltsamste Show boten, die ich von ihnen je gesehen habe, gibt es zwei negative Punkte. Erstens: die Lautstärke. Im hinteren Bereich war es klar zu leise und die Vocals kamen kaum in den Vordergrund. Auch die Videotechnik hat wohl die Regenmenge nicht so gut vertragen. So kam es immer wieder zu Bildstörungen auf den Screens neben der Bühne. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau und tut dem tollen Eindruck keinen Abbruch. Man spürte richtig, dass da wieder eine Gruppe Freunde zusammen musizierte und Spass zusammen hatte. Als Adrian Smith bei seinem Singpart nicht wirklich brillierte, wurde sein Mikrophon vom daneben stehenden Bruce Dickinson in unerreichbare Höhen gestellt. Der irritierte Blick von Smith zeigte, dass da auch ein wenig Spontanität dabei war. Das Konzert endete dann auch mit Wastet Years vom 1986 erschienen Somewhere in Time-Album.Kurz nach dem Konzert stellte Petrus den Regen ab. Doch trotz des garstigen Wetters, gingen die 20’000 Besucher/Innen glücklich und lachend nach Hause.

Und am Samstag ging Petrus das Wasser aus — Gott sei Dank Bis das kühle Nass nicht mehr vom Himmel kam, mussten die Fans und die Jungs von tuXedoo noch etwas durchhalten. Da meine Kamera noch immer herumzickte -Wasser mag sie nicht besonders - gibt es von dieser österreichischen Metalcore Band keine Fotos. Schade, denn optisch machten sie mit Trachten und Filzhut auf sich aufmerksam. Die Massen konnten sie dank dem anhaltenden Regen nicht erreichen. Ich hoffe sie bekommen eine weitere Chance - zumindest als Supportact. Ausgerechnet bei der ersten und einzigen Schweizerband, Shakra zeigte sich die Sonne über Luzern und der Allmend. Wie Ameisen krochen die Fans aus allen Löchern und sahen einen Mark Fox, der sich mit der neuen Single Hello vom Album High Noon gleich in den Vordergrund drängte und sich nur selten zurück zog. Seine Bandmitglieder kamen dann auch eher selten nach vorne, um ihrem zurückgekehrten Chef nicht die Show zu stehlen. Die Emmentaler rockten zwar frisch daher, aber der Funke wollte noch nicht so richtig auf das bunt durchmischte Publikum springen. Metalheads wollen eben keinen Hausfrauen-Hardrock. Den Bandreigen aus Übersee eröffneten The Shrine aus dem sonnigen Kalifornien. Das Trio rockte munter drauf los und zeigte sich spielfreudig mit solidem Stoner Rock. Das im 2008 gegründete Trio fühlte sich mit jedem Song wohler auf der grossen Bühne und machte Laune auf mehr. Bevor es Amerikanisch laut weiter ging durfte die deutsche Power Metal-Formation Powerwolf die einzige Heavy Metal Messe in Europa zelebrieren. Powerwolf zeigten eine begeisternde Show Die Bühnenpräsenz von den beiden Gitarristen war schon fast schwindelerregend. Ständige Seitenwechsel oder auch mal gemeinsames Posing am Bühnenrand gehörte zum Repertoire. Auch der Keyboarder Falk Maria Schlegel, stand gerne bei seinen Kollegen und animierte das Publikum. Wenn Messen immer so viel Spass machen würden, wären die Kirchen jeden Sonntag bis auf den letzten Platz gefüllt.

50% der Big Four of Thrash Metal

Nach dem erfrischenden Auftritt kamen die ersten 25% der Big Four of Thrash Metal und zugleich meine persönlichen Favoriten dieses legendären Quartets bestehend aus Megadeth, Metallica, Slayer und Anthrax. Die letzt genannten stürmten pünktlich die Bühne und legten gleich mit harten und kompromisslosen Riffs los. Scott Ian an der Rytmusgitarre, das einzig verbliebene Gründungsmitglied, strahlte mit der Sonne um die Wette. Auch der hyperaktive Joey Belladonna lachte und alberte mit dem Kameramann herum. Anthrax machen live einfach Spass. Nach diesem fulminanten Auftritt wurde es klassisch. Die drei Cellisten und der Drummer aus Finnland, die zusammen Apocalyptica bilden, malträtierten diese im Metal-Genre eher ungewöhnlichen Instrumente. Zum Anfang gab es drei Instrumentale Stücke, die schon ordentlich einheizten. So gut und Interessant wie das ganze klingt, hatte ich schnell genug von ihrem Sound. Dennoch finde ich, muss man Apocalyptica einmal live gesehen haben. Rein das Bild „Handbangen mit Cello“ wird man nicht mehr so schnell aus dem Kopf bringen. Die nächste Gelegenheit die Formation zu sehen hat man am 7. Februar 2017 im Zürcher Volkshaus. Die Finnischen Cello-Metal Pioniere spielen dann ihr Debütalbum Apocalyptica plays Metallica By Four Cellos und feiern mit der Tour ihr 20-Jahr-Jubiläum. Nach diesen gestandenen Musiker ging es in die zweite Thrash Metal-Runde. Die Kalifornische Band Slayer rotze so richtig los. Klar ,das Gitarrenspiel von Kerry King (Bild) ist schon cool. Mir ist der Sound aber im grossen und ganzen zu einsilbig und für mein wenig geschultes Ohr klingt alles gleich. Für mich bleiben Slayer einfach Mittelmass. Danach verdeckte ein schwarzer Vorhang die Sicht auf die Stage. Es folgte der Höhepunkt des diesjährigen Sonisphere presents: Allmend Rockt.Rammstein muss man nicht gross vorstellen. Ein Mix aus elektronischen Elementen und hartem Metal zeichnen die Band aus Berlin aus. Als der Vorhang fiel, sah man zuerst nur den Keyboarder im orangen Overall und der schwarzen Sturmhaube. Danach schwebten die beiden Gitarristen Richard Zven Kruspe und Paul H. Landers von oben herab. Ihr Opener war ein Medley mit dem Refrain JA-NEIN-Rammstein. Sänger Till Lindemann liess nach dem ersten Song schon mal seinen Hut mit einem grossen Knall verschwinden. Es folgte die grössten Hits von allen sechs Alben mit viel Pyrotechnik und null Interaktionen mit dem Publikum. Der 90 Minuten-Auftritt war bis ins Detail durchstrukturiert und liess keinen Spielraum offen. Rammstein sind bekannt dafür, dass sie ihr Ding durchziehen und das wars. Kein Links und kein Rechts. Spontanität war noch nie ihre Stärke. Einzige Überraschung war die kleine Akustiksession mit dem Song Ohne Dich. Für mich war es ein grosser Aufwand mit wenig Ertrag. Aber wie es Lindemann sagte: «Leider Geil!!! Danke Luzern»

Fotos: (c) Usgang.ch/ Christoph Gurtner

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