Vier Tage Greenfield im Sumpf von Interlaken.
Christoph Gurtner - Vom Mittwoch 8. bis Sonntag 11. Juni gehörte Interlaken den Metalheads und Punkrock- Fans. Selbst Dauerregen und Schlamm konnte die gute Stimmung nicht trüben .
Juliette And The Licks brachte mit Juliette Lewis ein bisschen Hollywood Glamour nach Interlaken. Sie ist nämlich eine bekannte Schauspielerin und wurde für den Film «Kap der Angst» 1992 für den Oscar und Golden Globe als beste Nebendarstellerin nominiert. Es folgten dann weitere Kassenknüller wie «Natural Born Killer» oder «From Dusk till Dawn.» Auf der Greenfield Stage war sie musikalisch jedoch langweilig und lies mich mit ihrem seichten Rock Pop kalt.The Deftones versprachen da mehr Power. Regen und Sturm kamen aber schon vor dem Konzert So verzog ich mich wieder in den warmen Medien Bus.
Um 21:30 Uhr jamten dann die Chilli Schoten aus dem sonnigen Kalifornien los. Was mit nach uninspiriertem Gedudel tönte, war als Intro Jam gedacht. Mit Can’t Stop vom By the Way Album von 2002 startete dann das eigentliche Set. Es war eine klassische Best Of Show mit einem Hit nach dem anderen. Mit Give it Away endete ein fades RHCP Konzert. Zu emotionslos, zu hinunter gespult. Das war einfach nur langweilig. Da konnten die Indianertänze von Bassist Michael „Flea“ Balzary auch nicht drüber hin weg täuschen die Red Hot Chilli Pepper sind in die Jahre gekommen. Bleibt zu hoffen das Ihre Show im Oktober in Zürich mehr Schärfe, Biss und Kreativität hat.
Donnerstag 9. Juni 2016Der offiziellen Beginn des Greenfield machten dann traditionell die Alphorn Bläser. Die ruhigen Klänge wurden wie immer mit einer Wall of Death und einem Circle Pit gefeiert. Wegen dem starken Regen vom Vortag, legte die Organisatoren Stroh aus, dort wo eigentlich Wiese gewesen wäre. Für Festivalbesucher natürlich ein Riesenspass sich ins Stroh zu setzen und damit herum zu werfen.
Allgemein ist das Greenfield Festival bekannt für fröhliche Gesichter und gute Laune. Das kann auch das schlechte Wetter nicht ändern. Im Vorfeld des Festivals wurde die unsinnige Regel bekannt, dass man einmalig nur 6 Liter Bier oder andere Getränke pro Person auf den Camping nehmen. Dafür wurden die Getränke Preise im Festival Shop günstiger. Das ist ja schön und gut, wenn man die holländische Einheitspfütze mit dem grün weissen Schriftzug mag. Als Alternative standen da noch die Luzerner- und die Bündnervariante der Getränkediktator aus Amsterdam daneben. Mit anderen Worten, der Hauptsponsor schrieb vor, was die Besucher zu trinken hatten. Dafür freute sich der Landi Shop, der dank Getränke und Schlechtwetter Utensilien wie Regenschutz und Gummistiefel einen Rekordumsatz erzielte.Zurück zum Festival geschehen. Neben der Mainstage die neu Jungfrau Stage heisst und der kleinen Bühne, die man Eiger taufte, gab es zum ersten Mal noch eine dritte Stage. Genau, der Mönch wurde auch noch mit einbezogen. Nachdem die Punkrocker von Zebrahead das Festival nun auch als erste Festivalband 2016 eröffnete. und wie immer eine wilde Party feierten, freute ich mich auf den zweiten Act.
Jennifer Rostock durfte nach ihrem Auftritt 2013 auf der kleinen Bühne, nun vor grossem Publikum performen. Die rotzfreche und immer knallhart ehrliche Deutsche zeigte viel Haut und bewies, dass sie klar auf die grosse Stage gehörte. Auch wenn das Publikum etwas zurückhaltend war, gab die aus Zinnowitz auf der Insel Usedom stammende Jennifer Rostock (Bürgerlicher Name Jennifer Weist) alles. Als kleiner Vorgeschmack auf ihr neues Album das in Kürze erscheint, brachte sie als dritten Song Irgendwas ist immer. Neben all den Metalcore und Punk Bands wartete ich sehnsüchtig auf den Auftritt von Paradise Lost. Als Deathmetal Formation entwickelte sich das Quartett um Sänger und Gründungs Mitglied, Nick Holmes Richtung Gothic Metal weiter.
Ihr Sound ist melancholisch düster und kommt mit einer unglaublichen Wucht daher. Für mich war die Englische Band aus Halifax, West Yorkshire ein klares Highlight des diesjährigen Festivals. Leider musste ich Paradiese Lost auf der Mönch Stage frühzeitig verlassen.
Auf der Jungfrau Stage prangte schon das grosse Volbeat Banner und verdeckte die Sicht auf den Bühnenaufbau der dänischen Rockabilly Pop Band. Sänger Michael Schøn Poulsen und seine Band waren schon oft am Greenfield. Musikalisch eher einsilbig konnten sie mich noch nie mitreissen. Das schafften sie auch diesmal trotz Pyrotechnik nicht. Es zeichnete sch für mich ein deutlicher Trend ab, dass mich die Bands auf den kleinen Nebenbühnen viel mehr begeistern konnten.
Freitag 10. Juni 2016Auch am Freitag Interessierte mich die Hauptbühne nur bedingt. Mit Eisbrecher am späten nachmittag kam eine Berliner Band die wie Rammstein der neuen deutschen härte zu gehörig ist auf die Jungfrau Stage. Einzig das Auftreten von Sänger Alexander Wesselsky mit Anzug und Krawatte war doch etwas spezieller. Was nützt aber ein Innovatives auftreten wenn Die Texte und die Musik nie an die Vorbilder aus Berlin heran kommen? Nun Wesselsky gab alles um das Festival Publikum in Ihren bann zu ziehen. Der Erfolg war aber eher mässig. Die Neue Deutsche Härte ist eben auch nur noch Radio tauglich.
Ich war dann bereits wieder unterwegs durch die Foodmeile richtung Eiger und Mönch Stage. Mit Tanzwut kam eine in der Szene bekannte Mittelalter Band. Die kreativ gekleideten Musiker um Sänger «Teufel» sind mit viel Elan und Einsatz bei der Sache.
Doch schon nach einigen Lieder hat man den Dudelsack gehört und da ich nicht die Pest hatte, packte mich auch die Tanzwut -ein Begriff aus dem Mittelalter(14 Jahrhundert)- nicht. Als zu dieser Zeit die Pest in Europa wütete, tanzten die Leute so ekstatisch bis sie erschöpft zusammen brachen oder gar gestorben sind. man hat die die Tanzwut um Erschöpfung und leid zu entkommen. Auf der Stage neben an machte sich die Hamburger Band Feine Sahne Fischfilet bereit. Das war dann doch der Tiefpunkt. Als Punk Band verschrien wurden wir Fotografen gewarnt das wir eventuell den Fotograben aus Sicherheitsgründen nach einem Song verlassen müssen. Ich ging dann freiwillig. Da war einfach nichts das mich begeistern konnte. Nach diesem musikalischen Schrecken freute ich mich auf die Synphonic Metal Band Nightwish. Viele trauern der Stimme von Tarija Turunen nach. Doch mit Floor Jansen wurde eine sehr gute Alternative gefunden Optisch wie auch von ihrer Stimme her verbreitet die Frau einfach Spass. Neben der grossartigen Stimme lebt Nightwish, auch von ihren visuellen Element wie Feuer und einer grossen LED Wand im Hintergrund.
Als Opener liessen sie es mit Shudder Before the Beautiful vom 2015 erschienenen Album Endless Forms Most Beautiful krachen. Es folgte Hit auf Hit untermalt mit Feuer und Fantasielandschaften. Man sah es dem Publikum und der Band an, dass sie zusammen Spass hatten. Nightwish zeigten, dass sie den Status Headliner bei grossen Festival mehr als verdienen. Auch wenn die Interaktionen mit dem Publikum nicht so ihr Ding ist, sind sie sehr präsent und erfüllen die Erwartungen voll und ganz. Ich wage sogar zu behaupten, dass es Ihre spannendste Show mit Floor Jansen am Mikrofon in der Schweiz war. Nach diesem Spektakel brauchte man einfach einen Becher Met aus der Bones Klinic. Der kleine Stand neben dem grossen Rockstr Magazin Zelt dem «Rckstrblock» erhielt man den Honigwein mit den etwas seltsamen Namen «Jungfrauenblut».Eine art Himmbeer Smoothie mit Met. Auch dort, wo der Alkohol in Strömen floss, war die Stimmung gut. Provokationen oder Schlägereien? Fehlanzeige! So muss es an einem Festival mit 25’000 Besucher/innen pro Tag sein.
Samstag 11. Juni 2016Als ich am letzten Tag erwachte, prasselte der Regen wieder auf mein Zelt. Ich beschloss dann im Laufe des Tages die Heimreise an zutreten. Zuvor wollte ich aber noch die Thrash Metal Band Trivium an sehen. Die Amerikaner aus Orlando, Florida um Lead Gitarrist und Sänger, Matthew Heavy imponieren schon nur mit ihrem Bühnenaufbau. Die Burg Landschaft passt perfekt zu ihrem steinharten aber immer melodiösen Sound.
Von der ersten Sekunde an gaben Trivium Vollgas, animieren das Publikum zum durchdrehen und geben selber alles. Leider war nach einer Stunde schon Schluss. Aber der Auftritt war sicher einer der Interessantesten auf der Hauptbühne am Nachmittag. Am frühen Abend folgten dann als weiterer Leckerbissen die Hyperaktiven The Hives. Die Schweden boten auch diesmal eine schweisstreibende Indie Rock Show.
Danach nahm ich Abschied vom diesjährigen Greenfield Abenteuer. Es ist und bleibt ein ganz spezielles Festival. Nicht unbedingt wegen der Musik, die Freundschaften und Erlebnisse die ich Jahr für Jahr auf dem Militärflugplatz Interlaken erlebe, machen diesen Event einzigartig. Da kann auch das schlechte Wetter die Stimmung nicht trüben.Und wenn im Juni 2017 das Festival Volk den Bahnhof Interlaken Ost in Beschlag nimmt und bei den asiatischen Touristen für grosse offene Augen sorgt, dann bin ich sicher wieder mit von der Party.
Fotos. © Christoph Gurtner
Weitere Fotos : http://negativewhite.ch/alle-fotos-vom-greenfield-festival-2016/|