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15. Juli 2008, 20:17 Movie

In Bruges

Christina Ruloff - Einmal Hölle und zurück: Zwei irische Killer müssen Ferien in der schönen belgischen Stadt Brügge machen – mit ungeahnten, irrwitzigen Folgen und wunderbaren Dialogen, die Tarantino beschämen werden. Wer’s mag, wird diesen Kult- zum Lieblingsfilm erklären, alle anderen...

Einmal Hölle und zurück: Zwei irische Killer müssen Ferien in der schönen belgischen Stadt Brügge machen – mit ungeahnten, irrwitzigen Folgen und wunderbaren Dialogen, die Tarantino beschämen werden. Wer’s mag, wird diesen Kult- zum Lieblingsfilm erklären, alle anderen bleiben lieber zu Hause und schauen fern.

Ray (Colin Farrell als superirischer Superprolet) und Ken (Brendan Gleeson als altersmilder Nachbar, wie man ihn immer gern gehabt hätte) sind gestrandet in Brügge. Das spricht sich auf Englisch Brruusch aus und ist ganz offensichtlich eine unterschätze und wunderschön mittelalterliche Stadt – oder „a fuckin' fairy tale“, wie sich Harry Waters (Ralph Fiennes, ein wunderbar verrückter Anti-Englischer Patient) ausdrückt. Harry ist Obergangster in London, furchtbar grantig, kommt in keinem Satz ohne das F-Wort aus – und er hat seine beiden Killer nach Brügge zum Ausspannen geschickt. Ray hat nämlich seinen ersten Auftrag mächtig versaut, den Priester (Ciaran Hinds in einem genialen Kurzauftritt) abgemurkst, aber dabei leider auch einen kleinen Jungen, der zum Beichten („zu oft deprimiert, zu wenig lieb zu Mama“) anstand, ins Jenseits befördert. Für Ray, der erst noch ein schlechtes Gewissen hat, wird Brügge zur Hölle. Immer nur Sightseeing und Hieronymus Bosch, nie mal Party und Frauen: „Look, Ken. I grew up in Dublin, and I love Dublin. If I had grown up on a farm, and was retarded, Bruges might impress me. But I didn't, so it doesn't.“

Vielleicht ist Brügge ja unter Umständen gar nicht so übel: "Like a flash, it came to me. And I realized, fuck man, maybe that's what hell is: the entire rest of eternity spent in fuckin' Bruges."

Auch nur anzudeuten, wie es in Martin McDonagh’ Film weitergeht, wäre eine Todsünde. In Bruges setzt sich nämlich weniger aus einer sogenannt vernünftigen Handlung zusammen, sondern ist viel mehr die Summe wunderbarer und unvergesslicher Charaktere und ihrer komischen Erlebnisse im schönen vorweihnachtlichen Brügge. Der Vergleich mit dem Altmeister Quentin Tarantino springt einem regelrecht ins Auge, nur gibt es zwei wesentliche Unterschiede: McDonagh neigt nicht zur Sentimentalität und seine genialen Dialoge entwickeln sich tatsächlich aus den Charakteren heraus, wirken natürlich und angebracht und nicht einfach wie zwei Pfund amerikanische Coolness auf Bestellung.

Ein unduldsamer Chef beim Waffenkaufen: "An Uzi? I'm not from South Central Los fucking Angeles. I'm not planning on mowing down a bunch of ten-year old black kids in a drive-by. I need a normal gun for a normal person."

Ebenso gibt die Stadt Brügge nicht nur eine hübsche Kulisse, sondern wird mit ihren tollen Gebäuden, Museen und dem berühmten Aussichtsturm mehr und mehr zur geheimen Hauptdarstellerin, die den Akteuren den Rang abzulaufen droht: Farrell, Gleeson und Fiennes spielen aber so wunderbar, dass man ihnen nicht so sehr die Killer, sondern in erster Linie die Menschen abnimmt und sie alle richtig gerne hat – mit all ihren so charakteristischen Eigenheiten und vor allem dem britischen und irischen Englisch: Irgendwann, so lautet das Fazit, müssen wir alle mal nach Brügge!

Bewertung: 4.5 von 5

  • Titel: In Bruges
  • Land: GB
  • Regie: Martin McDonagh
  • Darsteller: Colin Farrell, Brendan Gleeson, Ralph Fieness
  • Release: 17. Juli 2008
  • Verleih: Ascot-Elite
Lebt garantiert nicht mehr lange: Ciaran Hinds als Priester in Ungnade.

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