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29. Oktober 2006, 00:00 Interview

Anti-Flag

Simon Knopf - Anti-Flag sind dafür bekannt, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen. Students.ch sprach mit Schlagzeuger Pat Thetic über die USA und Goldfische. Wie lief die Tour bisher? Dies mal keine gebrochenen Knochen? Nein, das passierte Justin, vor zwei oder drei Jahren, glaub ich. Da...

Anti-Flag sind dafür bekannt, dass sie kein Blatt vor den Mund nehmen. Students.ch sprach mit Schlagzeuger Pat Thetic über die USA und Goldfische.

Wie lief die Tour bisher? Dies mal keine gebrochenen Knochen?

Nein, das passierte Justin, vor zwei oder drei Jahren, glaub ich. Da brach er sich den Kiefer. Das war ein schlechter Tag für ihn… ich meine, es war ein schlechter Tag für uns alle. Also, klopf auf Holz, dass so was nicht nochmals passiert!

Ihr habt in den letzten Jahren einige Male in der Schweiz gespielt, oder?

Yep, das haben wir. In den letzten zwei Jahren waren wir öfters hier. Die Menschen hier sind nett, und wir mögen die Leute, die die Shows promoten… sind alle sehr gutherzig.

Wie siehst du dieses Land, so als Aussenstehender?

Nun, ich sehe die Schweiz als ein sehr homogenes und freundliches Land. Und wenn man exzentrischer Amerikaner ist (lacht), ist es natürlich angenehmen, an einen Ort zu kommen, wo die Leute Englisch sprechen. Dies hilft uns enorm, wenn wir auf Tour sind. Justin hat etwas seltsame Essgewohnheiten, und ich bin Veganer, tja, und in der Schweiz sind wir damit noch nie auf Probleme gestossen.

Ihr seid eine dieser Bands, welche Tatsachen beim Namen nennt. Ist es nicht manchmal ermüdend und frustrierend, wenn man dieselben Probleme immer wieder thematisieren muss?

Klar! Es ist sicherlich eine Herausforderung, da dran zu bleiben und über die Probleme in unserer Welt zu sprechen. Aber gleichzeitig sind das alles Themen, die uns sehr am Herzen liegen und wir sind eigentlich immer motiviert, mit jemandem darüber zu sprechen, den Leuten unsere Anliegen vorzustellen. Logisch gibt es Tage, an denen dich das Ganze tierisch ankotzt, aber dann gibt es auch wieder Tage, an denen es einfach total inspirierend ist, mit jemandem aus einer anderen Ecke der Welt zu diskutieren und auf dieselben Meinungen zu stossen.

Ihr habt schon immer sehr offen Amerikas Glorifizierungs-Tradition und Kriegsheldentum angeklagt. Wie reagieren die Leute in den USA darauf?

Ich glaub, dass ein immer grösser werdender Teil der Bevölkerung auf der Suche nach etwas Neuem ist, weil die Leute einfach sehen, dass diese Art von Ultra-Patriotismus schlecht und sehr schadhaft für die Demokratie ist. Aber es stimmt schon, es gibt nach wie vor sehr Viele, die indoktriniert sind und alles glauben, was man ihnen sagt. Logisch würden wir denen gerne sagen, was für Idioten sie sind, aber man muss auch sehen, dass sie einfach tagtäglich von diesen Ideen und dem ganzen God-bless-America-the-President-will-save-you-Scheiss erdrückt werden. Irgendwie ist es auch interessant, dass derselbe Patriotismus in den Staaten gefeiert wird, aber im Iran oder in Nord Korea plötzlich schlecht sein soll

Anderes Thema, kennst du dich ein bisschen aus in der Schweizer Punk-Szene der frühen 80er, The Bucks, TNT?

Nun, ehrlich gesagt nein! Ich wünschte ich wüsste was darüber… aber ich kann mir vorstellen, dass das eine gute Szene war!

Es war halt eine Zeit in der sehr viele Veränderungen stattfanden und sehr viel erreicht wurde. Hast du nicht manchmal auch das Gefühl, heute sei man extrem unkritisch?

Ja, auf eine Art schon. Mein Problem ist einfach, dass ich das Gefühl habe, dass diese Einstellung extrem zynisch ist. Weisst du was ich meine? Leute sagen, schau mal was wir in den 60er oder 70er Jahren alles verändert haben, und die Jungen heute interessieren sich für überhaupt nichts. Aber ich bin der Meinung, dass sich die Jugend sehr wohl darum kümmert, was draussen abgeht. Nur braucht es zuerst einfach immer eine kritische Masse, bis wirklich was ins Rollen kommt. Und wir arbeiten darauf hin, diese Masse eines Tages mal wieder zu erreichen und die Sache dann vielleicht noch ein wenig weiter voranzutreiben, als man dies in den 70ern tat. Dann haben wir hoffentlich irgendwann mal eine gerechtere Welt.

Liebt Goldfische und spielt Schlagzeug (bild:www.anti-flag.com)

Wie kommt es, dass ihr als Individuen und auch als Band so politisch aktiv seid?

Justin wurde dadurch geprägt, dass er aus einer Aktivisten-Familie kommt. Meine Familie war eher aus der konservativen Ecke und ich hasste einfach alles an ihrer Einstellung. So hab ich halt Ausschau gehalten nach Musik, Ideen und vor Allem nach Leuten, die ihrem liberalen Gedankengut auch Ausdruck verschafften. Ich denke, wir waren auch in der glücklichen Position, reisen zu können und Menschen mit neuen Ideen zu treffen. Stell dir vor, wir wuchsen in einer Amerikanischen Stadt auf, wo wir genau gleich jeden Tag mit konservativen Denkweisen konfrontiert wurden. Nur haben wir schon früh Alternativen entdeckt.

Ihr seid jetzt noch etwas in Europa unterwegs und werdet danach durch Kanada und die Staaten touren. Hast du schon Pläne für allfällige Ferien, die du dann irgendwann mal wieder hast?

Ja, ich hab vor einiger Zeit mit dem Bau eines Fischteiches begonnen, für Goldfische. Und den muss ich noch fertig machen. Ich liebe Goldfische! Dann kann ich endlich mit meinen Goldfischen spielen (lacht)!

Gut, das war es von meiner Seite. Ich wünsch euch noch eine gute Tour und ein gutes Konzert heute Abend.

Ok, cool… vielen dank! Das war ein cooles Interview!

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Quelle: bild:www.anti-flag.com (Link)
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