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13. August 2008, 01:25 Movie

La Maison Jaune

Gregor Schenker - Amor Hakkar, französischer Regisseur mit algerischen Wurzeln (ein Interview mit ihm findet sich hier), brachte nach dem Tod seines Vaters dessen Leichnam zurück in die Heimat; die Erlebnisse auf der Reise verarbeitete er in diesem Film, der von menschlichen Begegnungen und der ...

Amor Hakkar, französischer Regisseur mit algerischen Wurzeln (ein Interview mit ihm findet sich hier), brachte nach dem Tod seines Vaters dessen Leichnam zurück in die Heimat; die Erlebnisse auf der Reise verarbeitete er in diesem Film, der von menschlichen Begegnungen und der beeindruckenden Landschaft des östlichen Algeriens lebt.
Der Bauer Mouloud Boulem erfährt, dass sein Sohn, Rekrut bei der Polizei von Batna, bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Mit seinem kleinen Traktor tuckert er in die Stadt, entwendet den Leichnam und bringt ihn heim zur Beerdigung. Als seine Frau Fatima vor Trauer nicht einmal mehr das Haus verlässt, versuchen Mouloud und die drei Töchter verzweifelt, ihr neuen Lebensmut zu geben; doch weder ein neuer Hausanstrich noch die Anschaffung eines Hundes hat den gewünschten Effekt. Schliesslich besorgt Mouloud Fernseher und Videorekorder, um eine Kassette abspielen zu können, die sich unter den Habseligkeiten seines Sohnes befand. Da ihr Haus jedoch keinen Stromanschluss hat, müssen sich die Boulems mit den Behörden anlegen…

La Maison Jaune handelt von Schicksalsschlägen und Trauer, aber auch von Anteilnahme und Hilfsbereitschaft der Menschen. Immer wieder finden sich Leute, die dem trauernden Vater helfend zur Hand gehen, als er seinen Sohn heimholt, und auch bei dem Versuch, Fatima wieder glücklich zu machen, können die Boulems auf Unterstützung zählen. Die berührenden Momente des Filme werden von überzeugenden Schauspielern getragen, allen voran Regisseur Hakkar selbst als Mouloud, Tounés Ait-Ali als verzweifelter Mutter oder Aya Hamdi als Alya, die beherzte älteste Tochter. Das Erzähltempo ist eher gemächlich, der Kamerablick verweilt gern bei den Charakteren sowie der kargen, aber eindrucksvollen Landschaft (ohne je zu übertreiben), wobei das Treiben in den Städten ebenso eine Rolle spielt wie das harte Landleben.

Die Lebensweisen prallen am eindruckvollsten aufeinander, wenn die Boulems als ärmliche Bauern das luxuriös eingerichtete Anwesen des Polizeipräsidenten besuchen; aber auch sonst werden die alltäglichen Gegensätze offensichtlich, wenn sich beispielsweise Alya von einer fröhlichen Hochzeitgesellschaft zu ihrem Vater fahren lässt, um ihm die traurige Nachricht zu überbringen, oder es bei aller Schwermut des Filmes immer wieder auch komische Momente gibt. Passend dazu die wunderbare Filmmusik, die zum Grossteil aus Liedern arabischer Prägung besteht, aber durchaus auch mal Blues auffährt und für so manchen träumerischen Augenblick sorgt.
Das alles macht La Maison Jeune zu einem stillen und melancholischen, aber nie hoffnungslosen Film über Solidarität und Bewältigung von Trauer.

Bewertung: 4 von 5


  • Titel: La Maison Jaune
  • Land: Frankreich/Algerien
  • Sprache: Arab./d/f
  • Regie: Amor Hakkar
  • Darsteller: Aya Hamdi, Amor Hakkar, Tounés Ait-Ali u.a.
  • Verleih: Xenix Filmdistribution GmbH
  • Release: 14. August 2008
Bilder von Xenix Film.

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