The Dark Knight
Christina Ruloff - Ein mühsames Inferno: The Dark Knight zeigt den alten Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Batman und Joker spektakulär und brutal – jedoch nicht ohne auf falschen Pathos und noch verlogenere Moralisierung zu verzichten. „Some men aren't looking for anything logical, like...
„Some men aren't looking for anything logical, like money. They can't be bought, bullied, reasoned or negotiated with. Some men just want to watch the world burn.“ Das ist der passende Steckbrief für den Joker, den grossen Rivalen Batmans. Die allermeisten Menschen wollen etwas, der Mob will Geld, Bruce Wayne will seine Rachel, Staatsanwalt Harvey Dent will Gerechtigkeit, der Bürgermeister will wiedergewählt werden – und Joker will eben Chaos, Elend, Inferno. Bis Batman diese Logik, oder eben die nicht vorhandene Logik als Jokers höchste Maxime anerkennt, dauert es gut eine Stunde. Und bis Batman Joker dingfest gemacht hat (was mehr als eine weitere Stunde dauert), hat jener ganz Gotham in Schutt und Asche gelegt, die Menschen verunsichert und terrorisiert, mit seiner irren „Lehre“ beglückt.
"Why so serious?" Gute Frage... aber wenn so schrecklich seriöse Entscheidungen getroffen werden müssen (wie ob man lieber den Freund oder die Freundin rettet - beides liegt nicht drin), dann ist das schon allerhand!
Christopher Nolans The Dark Knight belegt in der Rangliste der erfolgreichsten Filme überhaupt zur Zeit Platz drei (hinter Titanic und Star Wars), mit 441.5 Millionen Dollar Einnahmen (Stichtag 10. August). Daraus ergeben sich zwei Lehren: Mit einem Budget von 185 Million Dollar kann man wundervolle Dinge anstellen, unendlich viel Glas zersplittern, die coolsten Batmobile bauen, die Nacht zum Tag machen und ein Heer wirklich berühmter Schauspieler engagieren. Das 152 Minuten lange Spektakel kann aber nicht über die Armut an Geist und Gefühl und Sinnlosigkeit des Unternehmens hinwegtäuschen, auch wenn sich die namhaftesten Kritiker jenseits des Ozeans überschlagen und behaupten, der neue Batman-Film habe etwas Existenzielles über Mensch und Gesellschaft zu sagen:
Über Joker (wahrhaftig verkörpert von Heath Ledger in seinem letzten vollendeten Film) erfährt man nicht mehr, als dass er ein sadistischer Verbrecher ist, der seinen Mitmenschen gerne Leid zufügt und sich daran ergötzt. Er ist grundböse, da wird nicht lange psychologisiert: Dafür lässt er ununterbrochen vermeintlich tiefsinniges Gewäsch über das Wesen des Menschen und seine Moral los: I believe whatever doesn't kill you simply makes you... stranger. Ein Psychopath muss es ja wissen! Und weil er immer noch so lustige Sprüche macht („I like this job – I love it“), ist er Hauptattraktion. Er ist und bleibt eben eine Comicfigur, über die man lachen kann (aber nicht muss, denn wirklich komisch ist er nicht). Der Rest des gothamschen Kabinetts ist aber mindestens so eindimensional und stereotyp: Bruce Wayne (Christian Bale) müht sich mit der Last des einsamen Ritters und wenn er mal schlapp macht, so sorgen Julius Fox (Morgan Freeman, ermüdend weise) und Butler Alfred (Michael Caine, ein Lichtblick) dafür, dass Moral und Psychohygiene intakt bleiben. Seine grosse Liebe Rachel ist zu sehr in ihrem eigenen weiblichen Gefühlschaos verloren, als dass sie eine vernünftige Hilfe wäre. Und der Herr Staatsanwalt, the White Knight, lernt das Leben von seiner hässlichsten Seite kennen und fällt entsprechend tief. Denn am Ende geht es um nichts Geringeres als um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse und darum, sich selbst zu erkennen und die eigenen Wünsche dem grösseren, hehren Ziel zu opfern. Kann es pathetischer werden? Und vor allem amerikanischer?
Die simpel gestrickte Weltsicht mit der erbauend edlen Botschaft erklärt den Erfolg von The Dark Knight. Der Film mixt Terror und Klischee, Ängste und Pathos und kommt sich dabei noch erhaben vor. Dabei ist er vor allem eines: Stereotyp, berechnend stereotyp.
Bewertung: 2 von 5
Quo vadis Bruce Wayne? Ganz schön unscharf werden da Oben und Unten, Gut und Böse...
- Titel: The Dark Knight
- Land: USA
- Regie: Christopher Nolan
- Darsteller: Christian Bale, Heath Ledger, Michael Caine, Morgan Freeman, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Gary Oldman
- Verleih: Warner
- Start: 21. August