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25. August 2008, 16:17 Interview

Interview: Phenomden

Dominik Mösching - Spätestens seit seinem vielbeachteten Debütalbum Fang Ah gehört Dennis Furrer alias Phenomden zur ersten Garde der Schweizer Reggae-Szene. Students.ch traf den sympathischen Stadtzürcher und sprach mit ihm über den Alltag als Musiker, das Songschreiben und natürlich über s...

Spätestens seit seinem vielbeachteten Debütalbum Fang Ah gehört Dennis Furrer alias Phenomden zur ersten Garde der Schweizer Reggae-Szene. Students.ch traf den sympathischen Stadtzürcher und sprach mit ihm über den Alltag als Musiker, das Songschreiben und natürlich über seine neue Platte Gangdalang.

Students.ch: Nächsten Freitag, 29. August erscheint deine neue CD mit dem klingenden Namen „Gangdalang“ (Review auf students.ch). Hast du einen Lieblingssong auf der Platte?

Phenomden: Nicht eigentlich. Aber einige Lieder sind für mich wegen ihrer Entstehung und den Erinnerungen, die damit verbunden sind, schon spezieller als andere. Nach einem Besuch in Afrika hatte ich zum Beispiel die Idee, für das Thema der Armut die beiden Perspektiven des Besuchers und des Betroffenen zu verbinden. So entstand Vill Lüüt, zusammen mit Rebellion The Recaller aus Gambia. Eine Kooperation mit ihm war schon lange geplant, aber dass sie gerade so und für diesen Song zustande kam, ist schon toll. Auch Für Immer hat eine spannende Geschichte. Ich war in Köln im Studio, der Produzent klimperte herum und programmierte einen Beat, ich improvisierte etwas, schrieb direkt den Text und um ein Uhr Nachts war der komplette Song fertig aufgenommen.

War also die Arbeit am Album eher ein Zusammenfügen von bereits fertigen Songs? Die Riddims haben ja diverse Leute geliefert, und auch die Aufnahmen fanden an verschiedenen Orten statt.

Ich arbeite grundsätzlich von Song zu Song und möchte die Möglichkeit, mit ganz unterschiedlichen Leuten zusammenzuarbeiten, auch auf keinen Fall missen. Wobei die Vorgehensweise, dass ich einen bereits fertigen Track anhöre und mich zu einem Text inspirieren lasse, bei Gangdalang nicht mehr so dominant war: Etwa die Hälfte der Songs habe ich zusammen mit den Scrucialists, meiner Live-Band, im Übungsraum fertigkomponiert. Ich schreibe also immer häufiger Melodien und Texte ohne bestehende Musik dahinter und habe sogar angefangen, ganze Songs nur im Kopf zu entwickeln und praktisch beim Texten schon auswendig zu lernen. Da kommen dann über Tage hinweg immer mal wieder ein paar Zeilen dazu, bis der Song fertig ist – oder ich dann doch zum Stift greifen muss aus Angst, etwas zu vergessen (lacht).

Könntest du dir vorstellen, dieses Band-Ding noch auszubauen?

Auf jeden Fall! Für das nächste Album haben wir das fest vor. Ich möchte auch gerne noch mehr Lieder mit Song-Charakter aufnehmen, mehr singen. Schon für Gangdalang habe ich mich ein Stück vom Sprechgesang wegbewegt. Es sind ja auch Gastsängerinnen vertreten, was der Platte meiner Meinung nach eine tolle Note gibt. Sie werden übrigens bei den Konzerten mit dabei sein. Trotzdem ist Gangdalang im Vergleich zu Fang Ah stilistisch natürlich nicht bahnbrechend anders. Es ist immer noch Modern Roots, und es ist immer noch Schweizerdeutsch.

Deine Texte sind teilweise sehr persönlich. Und gerade weil sie auf Schweizerdeutsch sind, erreichen sie uns ohne Umweg, sie wirken sehr ehrlich und authentisch. Hast du dir auch schon überlegt, ob...

...ob ich dieses oder jenes der Welt nun mitteilen soll oder nicht? Lustig, gerade kürzlich hat mir jemand dieselbe Frage gestellt. Ich selber bin nie am Punkt angelangt, an dem ich einen Song nicht veröffentlicht hätte, weil er zu persönlich gewesen wäre. Es fühlt sich für mich einfach natürlich an, über Dinge, die mich beschäftigen, Songs zu schreiben. Vielleicht ist es einfacher, darüber zu singen als dieselbe Aussage zum Beispiel in einem Interview zu machen. Aber ich wechsle natürlich schon auch die Perspektive und frage mich, wie der Text wohl verstanden wird – meist allerdings erst beim fertigen Song. Denn beim Ausbrüten der Ideen muss der Kopf frei sein, ich muss völlig eintauchen können. Zuviel Hinterfragen lenkt mich in dieser Phase nur ab.

In diesem Sinn profitiert also dein Songwriting davon, dass du seit zwei Jahren von der Musik lebst und dich ihr ohne Ablenkung hingeben kannst.

Nun, natürlich geniesse ich die Freiheit, die damit verbunden ist, extrem. Auf der anderen Seite ist es wie bei jedem anderen Job wichtig, auch Pausen einzulegen und etwas ganz anderes zu machen. Das musste ich zuerst lernen. Denn gerade wenn dein Hobby zugleich dein Beruf ist, ist es nicht so einfach, mal abzuschalten. Ich geniesse es zum Beispiel, einfach durch die Stadt zu gehen und den Gedanken nachzuhängen oder kann mich auch bei den praktischen Alltagstätigkeiten sehr entspannen: Einkaufen, Putzen, Kochen.

Und wenn es mit der Musik nicht zum Leben reichen würde?

Dann könnte ich mir durchaus vorstellen, als Ausgleich zum Kreativjob einer körperlichen Arbeit nachzugehen. Aber ich könnte nicht gleichzeitig auf meinem eigentlichen Beruf – Trickfilmer – und als Musiker arbeiten. Bei mir ist im kreativen Bereich immer nur ein Kanal offen, die anderen sind blockiert. Insofern könnte ich die beiden Tätigkeiten nur nacheinander und phasenweise, aber nicht nebeneinander machen.

Wo siehst du dich denn in 15 Jahren? Möchtest du Musiker bleiben?

Das ist eine gute Frage. Es gibt natürlich schon viele andere Dinge, die mich reizen würden. Ein Wunschtraum von mir ist ein eigenes Label mit Studio und Hausband, wo jeden Tag Produktionen von verschiedenen Künstlern laufen und die Reggaeszene noch grösser, vielfältiger und vernetzter werden könnte. Ich würde auch gerne einmal einen Trickfilm machen. Und natürlich möchte ich irgendwann Familie haben – für mich etwas vom Wertvollsten, das es gibt. Mit Kindern wäre allerdings der Job als Musiker kaum so wie jetzt machbar, denn ich lebe doch auf ziemlich kleinem Fuss. Im Moment habe ich aber auf jeden Fall Bock darauf, am Mikrofon zu stehen. Es gefällt mir sogar immer besser!

Dann wünschen wir dir viel Erfolg mit der Platte und viel Spass bei den Live-Shows. Vielen Dank für das Gespräch!

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