Tideland
Alex Rechsteiner - Terry Gilliams neuer Film über die Fanatsie eines kleines Mädchens ist lustig, bewegend und aufwühlend zugleich. Die kleine Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) auf Entdeckungsreise.Wer Fear and Loathing in Las Vegas gesehen hat, weiss mit was er bei Monty Python Alumni Terry Gillia...
Die kleine Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) auf Entdeckungsreise.
Wer Fear and Loathing in Las Vegas gesehen hat, weiss mit was er bei Monty Python Alumni Terry Gilliam rechnen muss: Ein Film wie ein Drogentrip, bizzar, surreal und mit nur wenig Zusammenhängen. Auch Tideland lässt sich problemlos in diese Tradition einreihen. Gilliam selbst sieht seinen Film als 'eine Mischung aus 'Psycho' und 'Alice im Wunderland'', eine Beschriebung wie sie treffender nicht sein könnte. Die zehnjährige Jeliza-Rose (Jodelle Ferland) ist Tochter eines Junkiepaares. Er, Rockmusiker (Jeff Bridges), hat seinen Zenith schon länger überschritten. Sie, Queen Gunhilda (Jennifer Tilly), ist eine neurotische Rabenmutter, deren Darstellung zwangsläufig an Kurt Cobain's Wittwe erinnert.
Nach dem Tod ihrer Mutter, zieht Jeliza-Rose mit ihrem Vater in die Einsamkeit der texanischen Prärie in das verlassene Haus ihrer Grossmutter. Isoliert von jeglicher Zivilisation erkundet das Mädchen ihre Umgebung in der Fantasie und Realität verschmelzen. Sie trifft den geistig behinderten Dickens (Brendan Fletcher) der mit seiner Schwetser Dell (Janet McTeer) in der Nähe wohnt. Die Beiden, geistig auf der gleichen Höhe, werden Freunde. Zusammen jagen sie den 'grossen Hai', die Eisenbahn, die einzige Verbindung zur Zivilisation.
) auf der Flucht.
Ansonsten hat Tideland in Sachen Handlung nicht viel mehr zu bieten. Ein breites Publikum wird er daher nicht begeistern können. Tideland funktioniert aber auf eine ganz andere Art. Die Erzählperspektive aus der Sicht des kleinen, in der Isolation aufgewachsenen, Mädchens ist kompromisslos und konsequent. Wenn hier die bizarren Charaketere aus Toni Grisonis Roman zusammentreffen, wird die ganze Sache nicht nur skurill sondern fordert vom Zuschauer eine beträchtliche, um hier nicht zuviel zu verraten, 'Ekeltoleranz'. Leider wird Tideland nie den Kultstatus eines Fear and Loathing erlangen, unter anderem weil Gilliam den Balanceakt zwischen Komödie und Tragik nicht so souverän schafft wenn der Humor zwar angedeutet wird, dem Zuschauer aber im Hals stecken bleibt und Jeff Bridges Figur leider viel zu früh stirbt. Visuell hat Gilliam aber ganze Arbeit geleistet. Die Landschaft, mit ihrer Weite auf der einen Seite sowie die Enge der Sets auf der anderen könnten eindrücklicher kaum sein. Am Schluss bleibt dem Zuschauer jedoch trotz 'happy end' ein tiefes Unbehagen.
) jagt den 'Grossen Hai'.
Bewertung: 4 von 5
Orginaltitel: Tideland
Land: Canada, GB
Genre: Fantasy, Drama
Dauer: 122 Minuten
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Jodelle Feerland, Janet McTeer, Brendan Fletcher, Jennifer Tilly, Jeff Bridges
Verleih: Pathé
Kinostart: 5. Juli 2007